Schreck
Ich habe den Faden verloren –
mitten im Satz –
Ich hab den Faden wieder gefunden
und knote die beiden Enden,
zu einem Anfang zusammen.
Ich habe den Faden verloren –
mitten im Satz –
Ich hab den Faden wieder gefunden
und knote die beiden Enden,
zu einem Anfang zusammen.
Mehr Takt
Im Umgang mit dem Dirigenten.
Wenn er stolpert
Stürzen wir vielleicht vom Seil.
Frösche, euer Quaken
Lässt niemanden
Zittern, der gerne
Mit Zunge und Zähnen
Eure Schenkel liebkost.
Die Fliegen im Zimmer
tanzen unter der Lampe
ihr Perpetuum mobile
Geheimdienstler wollen
Alles über uns
Aber nichts von uns wissen.
Solcher Art Desinteresse
Ist ihr Interesse.
Bis sie unter den Ausspionierten
Sich selbst entdecken
Mit der Notiz:
Mit Schamhaar
Aber schamlos.
„ Ich bin alt“ , sagte der Mann.“ Du, Tag, bist noch jung.
also -“„ Also was?“ „ Wir könnten uns bis zum späten Abend
zusammen tun, dann sind wir beide alt.“ „ Und dann?“ „ Beginnst
du wieder jung. Und ich frage dich erneut, vielleicht -“
„ Nö,“ sagte der Tag,“ ich frage dich jetzt. Wie wärs, ich zeige dir
etwas von dem, was du selten oder nie wahrgenommen hast, wie
ich, der neue Tag leise in die Nacht geboren werde und einem
Maulwurf zum Verwechseln blind, anfange zu tagen.“
„ Abgemacht!“
Aber dann erschrak der alte Mann. Ein Tag, der neu geboren wird, muss
vorher wohl erst sterben. Am späten Abend fragte er den Tag: „ Wie fühlst
du dich.“ Der Tag gab einen langgezogenen Ausatem von sich. „ Nun
sag schon, wie du dich fühlst.“ „ Ahnlich einem Apfel, der vom Baum fällt.“
Er lachte leise, der Alte hustete verlegen. Dann schwiegen sie.
Der Mann sah auf die Uhr, als der neue Tag gerade geboren war, und flüsterte:
„ Da bist du ja. Mit meinem Tastsinn müssen wir uns kurz behelfen. Nur bis
ich meine Taschenlampe gefunden habe, sie ist von Sonnenlicht gespeist. “ Er
knipste die Taschenlampe an. Der Knirps von Tag kicherte, lachte, krähte:
„ Ein Glühwürmchen der Sonne.“ Der Mann schwieg.
„ Immerhin finden wir damit den Weg zur Stadt, der helle Schein da drüben
stammt von ihren Lichtern.“ „ Setz dich,“ flüsterte der Winzling Tag.“ Der Alte
setzte sich auf die Reste einer Bank.“ Hab keine Angst, sagte er : „ ich
verstecke dich in diesem Beutel, wir spielen Kängu-ruh dich aus
bis -“ „Pst.“ schau mich an, schau, diese Nacht bin ich, dein neuer Tag.“
…..Ein leichter Schubser: „ Du warst eingenickt. Nicht mehr lang, dann wird
die Sonne, mein großes Auge, blinzeln und gemeinsam tagen wir.“
Über dem Comer See zerfleddert
Ein abendroter Kondensstreif.
Die Nacht sickert
In das Baumfell am Hang.
Die Tür aus schwarzen, eisernen Gitterstäben, dahinter,
auf den steinernen Treppenstufen, hat der Wind wie ein
Zenmönch Blätter gestreut. Mein Blick geht zögernd
die wenigen Stufen hinab zu der kleinen Plattform, wo
ein eiserner Gartentisch mit vier Stühlen einladen: nimm Platz.
Auf der Tischplatte zittert ein Sonnenfleck.
Ich erinnere dein Glucksen, Ursache, dass Du Dich
beim Trinken eines Mokka verschluckt hast, an deinem
Hals tritt eine Ader hervor, das Blut, das ich pulsieren fühle,
ist meines.
Ich drücke die Türklinke herunter, die Tür ist verschlossen.
Ich erinnere deinen Körper, ein Fragezeichen, er sagt: du
bist zurück gekommen, warum? Und dein Mund sagt:
in meinem Garten herrscht jetzt der Herbst, der Kaffeesatz
in unseren Tassen ist eingetrocknet, keine Zukunft darin
mehr lesbar.
Zwei Blätter torkeln vom Baum.
Dösen.
Ganz Ohr –
Irgendwo rumpelt ein Laster.
Fahrradklingeln
Krähende Hähne
Krähende Männer.
Ein Vogel träumt leise
einen zwitschernden
Schlucklauf
Die Glocken der Dorfkirche läuten
so wenig katholisch
wie der frische Morgen, frei
und ohne Pass
* Dorf am Hügelhang über Como