O Phelia – eine Tragödie
No23_Record_09.02.2015_19.23.38_
Männliche Stimme (tief):
Es blubbert und gluckert im Schilf.
(weibliche Stimme imitierend):
„Ich sinke“, rufts, „Wanderer, hilf!“
(tiefe Stimme, dramatisch):
Hier ragt eine mondbleiche Hand
mit fordernden Fingern, ergreift
nur leeren Raum und versteift.
Dann sinkt sie verstummt unter Land.
Weibliche Stimme (mit etwas Hall):
Ophelia wandelte gleich einer Nymphe
(sie pitschte und patschte, verlor ihre Strümpfe),
durchs Moor der verschrobenen Eitelkeiten,
in wilder Jagd, um im ultimativen
Morast sich zu finden und zu vertiefen.
Die Englein wussten den Weg zu bereiten:
Chor (singt):
Oh, Phelia, da biste ja!
Weibliche Stimme (spricht):
Aus Pfützen klang es: „Trallalla.“
Chor (singt):
Ein morscher Stumpf schrie wie verrückt:
Morscher Stumpf (krächzt):
„Oh, Phelia, ich bin entzückt!“
Chor (singt):
Oh, Phelia, das Schilf ist grün,
drum lass dich unter Wasser ziehn!
Solostimme (männl. Bass):
Und zeigs der Welt, oha,
auf Schmalfilmkamera!
Chor (singt):
Oh, Phelia, da biste jahaaa…
Männliche Stimme (leise, dann immer lauter werdend):
Auch flüsterte man ihr von Gott
und Seligkeit im Entenflott;
Wie klang es lieblich her vom Grund!
Ergriffen floss die Maid im Trott
hernieder in des Sumpfes Spott.
Es lockte sie ein Ehebund!
Weibliche Stimme (berichtend):
Der Schwur klang durch das Unterholz;
der Jungfrau schwoll die Brust vor Stolz,
sie warf sich in die Brühe,
mit der sie hinterher verschmolz
und dachte noch: ‚Mein Gott, was solls?
Am End’ obsiegt die Mühe!‘
Chor (sprechend/stakkato!):
Der Sumpf griff nach dem frischen Fleisch,
missachtete der Maid Gekreisch,
verschlang sie, schmatzte, rülpste, gluckste …
Schwupps war sie weg!
Männlicher Sprecher (das Lachen unterdrücken wollend):
Jaja, da guckste?
Vom opulenten Hochzeitsschmaus
schaut nicht mal mehr ein Finger raus!
Morscher Stumpf (krächzt):
Vermählt ward Dummheit hier mit eitlem Wahn!
Alle (raunend/leichtes Stakkato):
Das Moor hat seine Schuldigkeit getan.