Tanznachmittag
Aus der Süddeutschen Zeitung:
„ Der Chef des Krematoriums sponsert auch Tanznachmittage
für Senioren.“
Werbung ohne Grenzen
„ Darf ich bitten? „
Der Wimpernvorhang öffnet sich –
Er darf. Ein anderer Greis
Schmilzt auf dem Klavierhocker
Sein Liebchen klebt am Mikrofon:
Du stehst auf meinen Hühneraugen
Die einzigen, die noch gut sehn.
Am Nachmittag will es schon Abend werden
In der Vorhölle des Krematoriums.
Für Paare hier das letzte Separee –
Eine Urne mit durchsichtiger Doppelkammer
Dort tut dann nichts mehr weh.
Mumpitz
23. Feb 2015
Warum nicht tanzend abgehen? „Ich will Gesang und Spiel und Tanz, will, dass man sich wie toll vergnügt…“ (Klaus Hoffmann)
Maultrommler
23. Feb 2015
Ich kenne das Lied von Klaus Hoffmann.Er war kein Greis, als er das Lied geschrieben hat.Mein Gedicht geht gegen die Werbung eines Krematoriums Chef, der so für sein Business werbung macht.Ich finde das makaber. Und drücke es hier aus.Gesang und Spiel und Tanz im Alter? Is mit Rollatoren nicht leicht möglich.Und im
Altenheimen z.B. hab ich kein Lachen gehört bei meinen Besuchen.Und kaum Sprechen.In Filmen ist das Thema ja recht gut, teils treffend und mit Humor abgehandelt worden. Aber Blacky Fuchsberger hat mal erzählt, wie
schmerzhaft seine private Wirklichkeit war.Als alter Knacker erlaube ich mir, mal einen Blick darauf zu werfen, der nicht auf Hochglanz poliert ist.
Maultrommler
23. Feb 2015
Nachtrag: ein bisschen Ironie, Selbstironie, steckt auch noch drin.
Mumpitz
23. Feb 2015
du hast natürlich Recht, es ist makaber, wenn ein Krematoriumbetreiber damit wirbt. Aber dass du noch nie Lachen im Altenheim gehört hast, wundert mich doch. Wir waren oft mit dem Gospelchor dort singen, oder ich singe Weihnachtslieder dort oder sonstwas. Es gibt natürlich viele, die ihre Lebensfreude nicht mehr ausdrücken können – aber ich habe auch schon sehr lustige Menschen dort getroffen.
Maultrommler
23. Feb 2015
In einem Altenheim, in dem ich gewesen bin, um jemanden zu besuchen, wurde kaum gesprochen und ich habe niemanden Lachen gehört, sie gehörten wohl zum großen Teil, die, wie Du es formulierst “ sich nicht mehr ausdrücken konnten“. Oder mit Tabletten beruhigt wurden, weil sie vielleicht aggressiv geworden sind durch ihre Demenz.Du hast natürlich Recht, bei Lesungen in Berlin,vom Senat geplant, habe ich in Städtischen Räumlichkeiten und Bühnen Kästner Lesungen gemacht, bei denen auch gelacht wurde.
Und ich kenne ein paar „Senioren“, die bei obigem Gedicht gegrinst und auch gelacht haben, als einer es mit einer Klavierimprovisation gesprochen hat.
Das obige Gedicht ist so schräg wie ich es haben wollte,als Antwort auf das Zeitungszitat.