Versonnen
Als dir träumte, dass du lebst
Das Leben eine Fratze zog
Wohlerzogene Hunde Menschenhaufen
In kleine Plastikbeutel entsorgten
Und trainierten, wen es wegzubeißen galt
Und der Berliner Bär, zwiegespalten
Halb besoffen, sann, ob er sich
Vom Trottoir in die Tiefe
Auf die Straße stürzen solle
Fingst du an, Sonnenstrahlen
Zu einem Knäuel aufzuwickeln und
Daraus einen Wams zu stricken.
Für die Zeiten, die da kommen sollten
Die jetzt angebrochen sind.
Mumpitz
19. Mrz 2015
„Aus Stroh Gold spinnen“ fällt mir spontan ein.
Dem Träumer wird der ver“sonnene“ Wams gut tun, wenn er jetzt erwacht ist und zu leben beginnt.
Allgemein zu deinen letzten Gedichten, Uwe: es tut sehr gut, sie im Zusammenhang zu lesen. Nicht nur einzeln kleine Spritzer abzubekommen, sondern sich unter die Dusche deiner Lyrik zu stellen. Sie haben Gefühl, sie haben Weisheit, manche pieksen wie Hagelkörner, man sollte sie nackt lesen und nur den Sonnenstrahlenwams unterziehen. Dann gehen sie unter die Haut, aber doch nie unter den Gürtel, weil man ja keinen trägt.
Du merkst schon, wie stark mich deine neuen, sprach-spielenden Verse inspirieren. Ich lese sie lieber als deine stärker politisch motivierte Satire, obwohl sie nicht weniger politisch sind. Dein „Niederschlag“ ist mal Regen, mal Schnee und mal Hagel und trifft „unter der Haut“ mal das Herz, mal in den Magen oder ergießt sich über die Glut unserer Hirnverbranntheit.
Maultrommler
24. Mrz 2015
Uff, so ein Lob?