Ein Spaziergang

in deinem Gesicht –
Die Nasenflügel pumpen zart
Maikäfern ähnlich
Vor dem Flug.
Von den Nasenflügeln
Bis zum Mund
Eingezeichnet feine Tränenrinnen
Im Schnellverfahren sacht geliftet
Durch dein Lachen
Zeigst Du Zähne
Ein strahlendes Schafott.

Komm raus

Komm raus!
Komm raus
Aus dem Schwarzen Loch
Der Physiker Stephen Hawking
hat gesagt
Es gibt keine schwarzen Löcher.

Lebenslauf lauf lauf

Kein Titel, keine Ehren
Spröder Seelenadel nur.
Und seitdem der Chaos-Theorie
Die Theorie weltweit zerbombt
Oder zerschossen ward
Bin ich Harmonie-Azubi
Und klapper mit den Zähnen im
4/4 Takt.

……

Zaghaft, ungläubig
Die Augen reiben –
Das Licht bleibt
Goldgelber Schmelz
Wenn alt – und Kind sein
Sich in dir begegnen.

„Abschieben nach Augenmaß“

Maß nehmen am Schreibtisch
Über Kimme und Korn –
Abschieben nach Afghanistan
Trotz
Gutem Deutsch
Trotz Arbeitsplatz.
„Lediglich Einzelfälle“
Die fallen
Gefällt werden.
Als Ergebnis des Aufrufs
Zu mehr Engagement?
Am Schreibtisch
Einen Bock schießen
Und etliche Menschen getroffen.

Fragen Sie Frau Ursula

Heute klagt eine Mutter am Telefon: Guten Tag,
Frau Familien-Verteidigungs-Ministerin. Ich habe
folgendes Problem. Mein Junge, er ist schon vier,
will nicht Fahrrad, er will Panzer fahren.
Antwort: Versprechen Sie ihm das Spiel „ Heiteres
Dienstgrad-Raten mit Frau Ursula. Will er trotzdem
Panzer fahren, schenken Sie ihm eine kindgerechte Drohne
und melden Sie ihn im Kindergarten der nächst gelegenen
Kaserne an.

Getarnt als Traum

Er hastete in dem Rohbau die Stufen hoch – ins oberste
Stockwerk – unterm Dach, der Boden, aus Beton, noch
ohne Estrich, das rechteckige Loch in der Mauer ohne
Tür, ein Balkon ohne Gitter. An den Stützbalken in der
Mitte war sie mit einem Seil gebunden, das Oberteil
des Kleids zerrissen, die Brustspitzen mit heißem Eisen
versengt.
Seine Starre löste sich, er lief zu ihr, fingerte ein Messer
aus der Tasche, öffnete es, sägte, unter Schweiß, Rotz
und Tränen am Strick, von unten drangen Stimmen,
Rufe, Stiefeltrappeln – er ist hier rauf! – das Messer entglitt
der Hand, er lief zum Balkon, erreichte ihn vor dem ersten
Verfolger, sprang nicht, lief über den Rand –
Im Sturz nahm er sich wahr als Kugel aus dünnstem Spiegel-
silber, zerbarst, lautlos, beim Aufschlag, die Splitter stoben
in Zeitlupe in alle Richtungen, und er sah in jedem Splitter
gleichzeitig sah er sich, ganz.

Lausanne – RassendisKrimi

Ein Polizist wurde in Basel wegen Rassendiskriminierung
zu einer Geldstrafe verurteilt. Er hatte einen Asylanten,wegen
des Verdachts auf Taschendiebstahl, festgenommen und
ihn dabei in aller Öffentlichkeit beschimpft, u.a. Sauausländer
und Drecksasylant. Der oberste Gerichtshof hat das Urteil
jetzt kassiert. Da die Worte Ausländer und Asylanten sich auf
keine Rasse, Ethnie oder Religion beziehen, könne man nicht
von einer Rassendiskriminierung ausgehen. Selbst, wenn die
Ausdrücke Sau und Dreck mit einer Ethnie benutzt würden,
sei das keine Rassendiskriminierung, sondern bloß eine
Beschimpfung wie sie im Alltag seit jeher üblich sei und kein
Angriff auf die Menschenwürde.
Vielleicht sollten die Eidgenossen Ausdrücke wie Drecksasylant
und Sauausländer bei der UNESCO als Kulturgut schützen
lassen. Oder als olympische Disziplin fordern. In der Disziplin
Erotik soll angeblich „ Komm her, du Sau“ der Gipfel der Verlockung
bei den Eidgenossen sein. Dann dürfen sie sich allerdings nicht
wundern, dass Ausländerinnen und Ausländer an ihrem Schlagbaum
Schlange stehen.

Mitmischen

Du sitzt im Trockenen
Aber deine Augen regnen.
In den Köpfen dieser Republik
Keimen blutige Gedanken.

Straßenverkehr als Stimulanz

Die Berliner Zeitung schrieb: „ 19 000 Menschen pro Jahr sterben nach Behandlungsfehlern in deutschen Krankenhäusern, fünf mal so viele wie im Straßenverkehr.“
Also: wenn wir uns im Straßenverkehr behandeln lassen, sterben nur 1/5 dieser 19 000. Das bedeutet, Hupen, Schimpfen, Vogelzeigen und CO2-Ausstoß sind ärztliches Dope.

Dass eine Krankenkasse den Krankenhausreport herausgegeben hat, macht nachdenklich. Verschreckte Patienten, die jetzt Krankenhäuser meiden wie Pest und Cholera, lassen die Gewinne der Krankenkassen weiter kräftig steigen. Und zu Hause Kopfzerbrechen. Ins Krankenhaus, ja oder nein. Auswürfeln? Oder das I Ging befragen, also Münzen werfen oder das Handtuch –
n e i n, ein Tatoo, groß auf die Brust:
Hi, Doc
ob müde oder auf die OP versessen,
du sollst kein Werkzeug in meinem Bauch vergessen!
Und auf Fingerknöchel-Knacken feixt ein Smartphone – Smiley:
Jetzt muss die Oberschwester her
sie ist Tabletten-Vorkoster.