Haltlos

Du hast den Tiefpunkt auf den Kopf getroffen, hast
zwischen Randstein und Asphalt
Flucht beschlossen, willst
weg von Alltag und Monotonie
und bleibst dennoch verloren,
bleibst dennoch
Prinzessin der Melancholie.

An Sommer erinnerst du dich kaum
verbringst dein Dasein im Filmriss
vegetierst vor dich hin, zwischen Rausch und Traum
fliegst zwischen Farben und Blitzlichtgewitter durch endlose Nächte
ohne Bodenkontakt, doch dem Abgrund nah
denn du hast deine Krone längst
am weiten Horizont verloren,
Prinzessin der Melancholie.

Surreale Anflüge von Fantasie
halten dich tagelang wach
lassen dich reisen in ferne Welten
lassen dich minutenlang blühen
und dennoch verwelken
dass du das weißt, macht dich nicht frei
es zeigt dir nur umso mehr, dass du trotzdem gefangen bist
genau wie wir fast sieben Milliarden anderen auch.

Copyright (c) Lisa Schregle 2013

  • Gefällt mir sehr. Besonders: ‚dass du das weißt, macht dich nicht frei‘ LG. AiKa

  • Die Verbindung der Melancholie, die dieses Gedicht zweifellos trägt, mit der hektischen, surrealen Flucht ist sehr gut gelungen. Spontan fällt mir die Textzeile von Janis Joplin ein: freedom´s just another word for nothing left to loose.