Verdichtungsprozess

Verdichtungsprozess

Ecken auf Kanten auf Silberstreifen
Auf Segel, auf Wasser, auf
Horizontalebene weißt du nichts
Weder Ebbe, noch Flut.

Handlungsschwanger warten wir
Auf morgen, auf
Den Tag danach, aber
Eigentlich verzeihen wir nichts

Vertikal stehen wir aneinandergereiht
Verbreiten Zinnsoldatenfestigkeit
Und es bleibt, zwischen Kieselsteinen und Miesmuscheln
Nur ein kleines Stückchen Sommer.

Copyright (c) Lisa Schregle 2012

Desillusioniert

Desillusioniert

Das bin nicht ich, das
sieht nur so aus, vielleicht
Ein bisschen, ein
Bisschen zu viel von
Mir und du mischst kräftige Farben ins Bild

Das bist nicht du, das
Sieht nur so aus, vielleicht
Ein bisschen zu wenig, zu
Wenig Mascara auf den Wimpern
Und mehr Wahrheit im Licht

Das sind nicht wir, das
Sind wir nie gewesen, denn
Unsere Pupillen sind weit, viel
Zu weit für eure beschränkte Sicht und
Ich bin erneut desillusioniert.

Copyright (C) Lisa Schregle 2012

Die andere Seite der Stadt

Die andere Seite der Stadt

OBEN
Erleuchten Skyscraper die Stadt,
werfen Schaufenster Lichter auf die Straßen,
wird Kaviar verzehrt, im Minutentakt
aus dem Champagnerglas getrunken
dabei mit vornehm übergeschlagenen
Beinen, gepackt in Markenstiefel
Über den Börsenanstieg diskutiert
Und darüber gesprochen, wer
Mit welcher Luxuslimo auf die nächste Party gefahren wird.
In die VIP-Lounge, versteht sich.

20 METER DARUNTER
Kauert Moritz im U-Bahnschacht,
seine Zähne klappern vor Kälte, während
sich die Nacht über die Stadt legt und
er mit zitternden Fingern die heutigen
„Einnahmen“ zählt.
Drei Euro Fünfundzwanzig reichen nicht für Alkohol
Und Zigarretten, die er zum Überleben braucht und
Etwas zu Essen hatte er auch schon länger nicht mehr.
Und einen Schlafplatz sowieso nicht und überhaupt trägt
Er seit fünf Tagen dieselben Klamotten,
unfähig, sich irgendwoher etwas Neues zu besorgen.

DAZWISCHEN
Stehen wir, Deutschlands Kinder.
Täglich wählen zwischen Geld spenden oder ausgeben,
tägliches Leben in einer Überflussgesellschaft, in der
es am Nötigsten fehlt.
Respekt, Anerkennung und Toleranz.
Lieber fünfmal die Woche Hummer anstatt Moritz,
der vor seinem Autounfall einen ordentlichen Job hatte,
zwei Euro zuzustecken.
Lieber im Geldrausch Rauschgold kaufen als mit offenen Augen
Durch Frankfurts Straßen zu ziehen und zu schauen,
wer es im Moment nötiger hat.
Vielleicht gibt es ja jemanden,
dessen Kühlschrank nicht so gefüllt ist.
Der nägelkauend am Hungertuch nagt, weil.
Wir werden es nie wissen, wir
Werden immer nur die Reichen sein, die Wohlhabenden in einem Land,
das von Tag zu Tag größer, höher, besser wird.
Dass dabei viele untergehn, interessiert nicht.
Dunkelzahlen werden überlesen, man ist auf Glamour aus.
Ist das wahrer Reichtum?
Oder gehören wir letztlich nur zu denen,
die mit geschlossenen Augen reich tun?

Copyright (c) Lisa Schregle 2012

Freiflug

Freiflug

Zigarrettenkippen, in Papier gewickelt
Feuer entfacht und ausgedrückt
Asche, Staub und Wollsocken von vorgestern
Weingläser in Reih und Glied im Wandschrank

Das Leben ist nicht so
Und wir haben längst aufgehört zu fragen
Längst aufgehört zu denken
Und existieren willenlos, monoton im Rhythmus der Wanduhr.

Flüsternde Stimmen, Mitternacht vorbei.
Wir haben zu viel gesehen, um nichts zu tun
Wir sind nicht alleine zwischen den Buchseiten
Und in deinen Augen spiegelt sich das Mondlicht wider.

Zwischen Staub und Asphalt überlege ich,
Zwischen Staub und Asphalt überlebe ich.

Copyright (c) Lisa Schregle 2012

BALANCEAKT

Was heißt Nähe,
was heißt Richtung
was heißt Wahrheit
was heißt Irrtum.

Was will ich
Was willst du
Was wollen wir
Frag nicht.

Leben heißt Balance halten
Zwischen Nehmen und Geben
Zwischen Kommen und Gehen
Zwischen Liegenbleiben und Aufstehen

Zwischen Armut und Reichtum
Wobei die meisten sowieso nur reich tun
Und denen, die nichts haben bleibt nun
Noch viel weniger, doch das reicht schon.

Copyright (c) Lisa Schregle 2012

Zurück zum Zentrum

Zurück zum Zentrum

Zurück zum Zentrum
Zeitnah
Zusammengebissene Zähne,
Zeugen zurückliegender Zeiten

Zuerst zogen Zugführer zukünftige Ziele,
zermürbende Zukunftsaussichten.
Zerrissene Zellen zählen zerbrochene Zustände.
Zaubersprüche.

Zunächst
Zeigen Zurückgebliebene zahlreiche Zutaten zur Zubereitung
Zahmer Zweisamkeit.
Zusammenhalt.

Zwischen zwei Zeilen
Zwitschern zugelaufene Zugvögel zensierte Zahlenreihen.
Zueinander, zentriert.
Zwiespalt.

Copyright (c) Lisa Schregle 2011

Über das Loslassen

Über das Loslassen

Man müsste Fragen stellen, Antworten
Die Ufer verlassen
Auf dem Boot Richtung Süden treiben
Über das weite Meer
Und einfach nicht anhalten.

Man müsste loslassen
Auf seinen eigenen Beinen stehen und
In den Himmel blicken
Doch ich habe Angst
Die verdammte Angst, es wieder nicht zu schaffen.

Und dann, sag mir
Was mach ich dann?
Ich hab nur noch diese eine Chance
Ansonsten muss ich meine Träume ziehen lassen
Und irgendwas tun, was vielleicht gar nicht passt.

Ich sehne mich nach deinen Armen, halt
Mich fest und fang mich auf
Bleib hier, aber eng mich nicht ein
Deine Worte tragen mich
Deine Blicke bauen mich auf.

Copyright (c) Lisa Schregle 2012

Blaue Stunde (Zeit der Dämmerung)

Blaue Stunde (Zeit der Dämmerung)

Sekundentakt schlag
Minuten verklingen
Zwischen Himmel und Nacht
Ein Augenblick

Die Gläser, sie klingen
Irgendwer lacht
Wir könnten‘s weit bringen
Wenn’s jemand macht

Dämmerung über der Stadt
Weder Tag, noch Nacht
Weder dunkel, noch hell
Weder langsam, noch schnell

Blaue Stund‘ – Gold im Mund
Irgendwo mittendrin
Steh‘n wir am Rand
Kriegen’s nicht hin

Vierundzwanzig Stunden blau
Vierundzwanzig Stunden gut
Was wir brauchen, suchen wir
Freiheit, Wein, ein bisschen Mut

Für blaue Stunden lebe ich
Dazwischen geh ich schlafen
Was ich nicht kann, versuche ich
Wir müssen’s einfach machen.

Copyright (c) Lisa Schregle 2012

Der Weg

Auch aus den Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen.„Auch aus den Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen.“ (Johann Wolfgang von Goethe)

Foto: Lisa Schregle, Arber 2012

Alte Träume

Sie fragen mich
Ich sage nichts
Halt an zwischen sehen und gesehen werden wir
Wollten zu zweit Berge schieben,
doch ich bin heute müde,
ich bleibe liegen.

Und in meinen Träumen
Tanze ich auf irgendeiner Bühne.
Ich vermisse
es tut weh
Das Feuer hat Spuren hinterlassen
Rauch steigt auf zwischen den Fronten
Und in der Fensterscheibe ein Gesicht,
das es so nicht mehr gibt
das letzte Stück Gestern hängt in den Klippen,
wir haben es beinah vergessen.

Bist du jemals geflogen, sag
Hast dich von den Wellen tragen lassen, von der Luft
Hast dich festgehalten an sinnlosen Fakten
Und deinen Schatten im Mondlicht gesucht,
doch keiner spricht mehr darüber
Keiner weiß mehr davon
Dass ich es zurück will
Und in der Stille wird Schweigen laut.

Copyright (c) Lisa Schregle 2012