Glück und Erfolg wurden ihnen in die Wiege gelegt, doch das Schicksal hatte andere Pläne. Eine Rezension zu Juliane Kobjolkes Liebes- und Kriminalroman "Atlantik Allee" (erschienen im Cenarius Verlag; ISBN: 978-3-940680-14-3)
Wer den Klingelton unseres neuen Schnellmelders mag und das Lied gerne in Gänze hören möchte, findet es hier: „River Flows in You“ von Yiruma, bekannt geworden als „Edward’s Song“ aus dem Film „Twilight“. Soll ich neben dem Lied auch die Bücher empfehlen? Ich selbst habe mich – obwohl nicht unbedingt Fan des Genres – durch […]
Lust auf einen Streifzug durch die Geschichte des Tanzes? Oder auf einen Video-Tanzkurs zum Mitmachen? Oder auf eine zusätzliche Möglichkeit für unsere Chat-Watchers, ein paar Pfunde loszuwerden? Okay, dann gibt’s hier 6 Minuten bester Unterhaltung.
Ich hab schon versucht, da mitzuhalten, bin aber bein Breakdance gescheitert 😉
Heute hab ich etwas sehr Charmantes auf Youtube entdeckt: Google-Geschichten. Hier bestätigt sich mal wieder, dass eine einfache Idee oft zu wirkungsvolleren Ergebnissen führt, als kompliziert ausgeklügelte Geschichten. Schaut es Euch an!
Eines muss man Juliane Kobjolke wirklich lassen: Mut hat sie! Die stürmische Liebesgeschichte zweier smarter, attraktiver Jungdynamiker aus der (süd-)deutschen Upperclass niederzuschreiben, so etwas traut sich noch nicht mal Hera Lind. Die Frage ist: Kommt die Thüringer Autorin damit durch? Um es gleich vorwegzunehmen: Sie kommt! Dass ihr dies gelingt, liegt an zwei Dingen: Einem gerüttelt Maß sprachlicher Eleganz und einem feinen dramaturgischen Kniff.
Immer, wenn der Schmalz nämlich beginnt, die Buchseiten zusammenzupappen, schlägt das Geschehen in eine Kriminalstory um, und schon ist das Weiterblättern kein Problem mehr. Dieser Wechsel von Romantik und Thrill ist sehr geschickt gemacht. Nicht nur, dass die unterschiedlichen Ebenen den Erzählfluss beleben, die ständige Stimmungsschwankung zwischen gefühlig und bedrohlich bietet dem Leser die Möglichkeit, sich den Zentralfiguren von zwei Seiten zu nähern. Das eine untermauert zudem das andere, was der Handlung einen doppelten Boden verleiht.
Es ist schon erstaunlich. Die beiden Protagonisten, die man im ersten Moment so gern als Yuppies diffamieren möchte, werden einfach nicht unsympathisch oder gar uninteressant. Man gönnt ihnen sogar, dass alles gut ausgehen möge. Und das, obwohl sie sich permanent in Aktivitäten ergehen, von denen man gemeinhin annimmt, dass sie das „Tagwerk“ schnöseliger Wohlstandsjünglinge ausmachen: Porsche fahren, Tiefseetauchen, Cruisen mit der Jacht, Globetrottern … Aber die Gefühlswelten der von Konflikten und Tragödien gebeutelten Hauptfiguren Katinka und Christoph sind einfach zu eindrücklich entworfen, als dass Neid und Missgunst aufkommen könnten. Im Einfangen von Aufgewühltheit und Melancholie beweist die Autorin psychologisches Gespür. So gelingt es ihr auch, gängige Klischees zu unterlaufen. Man glaubt ihr bei der Lektüre unbesehen, dass selbst Leute aus der abgehobenen Oberschicht eine Seele und sogar ein Gewissen haben können. Da stört es denn auch nicht, dass Katinka und Christoph ein gewisser Reißbrettcharakter anhaftet, was ihre äußerliche Beschaffenheit angeht. Man könnte angesichts ihres auf Krawall gebürsteten Innenlebens sogar meinen, eben dieses Stereotyp sollte ganz bewusst unterlaufen werden.
(…) Das Felsenplateau lag in zwölf Metern Tiefe. Das Licht hatte nicht mehr die Kraft des Tages und während sie an der Riffkante absanken, wurde das Wasser merklich kühl. Trotz der ausgezeichneten Sichtweite umgab sie bald eine schummrige Dämmerung, welche weniger Waghalsige bereits das Gruseln gelehrt hätte. Katinka jedoch hatte es immer geliebt, in den Abendstunden zu tauchen. Aus zahlreichen düsteren Felsspalten lugten Muränen, beäugten die Besucher starren Blicks. Alle paar Sekunden klappten sie ihre Mäuler auf und zu, zeigten ihre spitzen Zähne. Eine Leopardenmuräne schnippte blitzartig hervor, schloss den Kiefer um eine ahnungslos vorbeischwimmende Brasse und verschwand ebenso schnell, wie sie erschienen war, im Dunkel des Felsens. Den orange gestreiften Clownfisch, der Katinka und Christoph seit einigen Metern begleitete, hatte sie verschont. Clownfische waren für ihre Neugier bekannt, dieses Exemplar machte keine Ausnahme, zeigte sich überdies besonders mutig, als er sich vor Katinka stellte und ihr frech in die Maske schaute. (…)
Überhaupt prägt das Buch ein ungeheurer Sprachzauber. Beschreibungen von höchster Detailgenauigkeit verdichten sich zu einer geradezu filmreifen Bildhaftigkeit. Wenn Juliane Kobjolke beispielsweise über die Unterwasserwelt referiert, möchte man selbst als ausgewiesener Tauchmuffel mit hinunter in die Tiefe, so farbig mutet das dunkle Blau an. Lässt die Tochter einer Deutschlehrerin Street Kids miteinander reden, dann trifft sie genau den Jargon. Jeder, der selbst schreibt, wird wissen, wie schwierig es ist, Jugendsprache wiederzugeben, ohne dass der Soziolekt krampfhaft bemüht und gekünstelt rüberkommt. Die gelernte Informatikerin (!) hat das hingekriegt. Nie wirkt der Slang aufgesetzt, der Ton ist durchgehend stimmig. An dieser Stelle ein Tipp für alle, die sich mit dem Gedanken tragen, selbst mal zu schriftstellern: Dieses Buch erspart den nächsten Kursus für kreatives Schreiben. Man kann sich hier in Sachen Sprache einiges abschauen.
Eine echte Schwäche hat der Roman allerdings: Es regiert zu oft der Zufall. Manche Ereignisse und Begegnungen sind in hohem Maße unwahrscheinlich, um es freundlich auszudrücken. Für Lovestorys mögen Zufälle zwar durchaus ein belebendes, emotionalisierendes Element sein, Kriminalgeschichten verleihen sie hingegen in der Regel eine Attitüde des Laissez-faire. Haben diese Deus-ex-machina-Effekte bei Herzensangelegenheiten durchaus ihren Sinn (wer wünscht sich nicht bei der Partnersuche Einmischung von oben?), so wirken sie im Crime-Fach unangenehm manipulativ. In diesem Bereich hätte „Atlantik Allee“ mehr Raffinesse und detektivische Feinarbeit vertragen können.
Auch löst sich am Ende alles zu glatt auf. Auf den letzten Seiten wird der Roman zu dem, was er zuvor nicht hat sein dürfen und was bis dahin wirklich geschickt vermieden wurde: Soap! Das aber ist kein Versehen. Es hat auch nichts mit Stilunsicherheit zu tun. Dies ist ohne Zweifel von der Autorin so gewollt – und von der breiten Leserschaft wohl auch so gewünscht!
Englisch wird die Arbeitssprache. Jeder muss Englisch verstehen und Englisch sprechen können.
Das sagt unser neuer EU-Kommissar Günther Oettinger. Und er geht selbst mit bestem Beispiel voran:
Wer den Klingelton unseres neuen Schnellmelders mag und das Lied gerne in Gänze hören möchte, findet es hier:
„River Flows in You“ von Yiruma,
bekannt geworden als „Edward’s Song“ aus dem Film „Twilight“.
Soll ich neben dem Lied auch die Bücher empfehlen? Ich selbst habe mich – obwohl nicht unbedingt Fan des Genres – durch die 4 Biss-Bände rasend schnell hindurchgelesen. Eigentlich sind es Bücher für Jugendliche (und zwar eher für Mädchen), aber auch mir und meiner Kollegin haben sie sehr gut gefallen. Vielleicht, weil man sich an seine eigene schwärmerische Jugend erinnert fühlt und nochmal den Hauch von Abenteuer spürt. Wie damals, als die 5 Freunde von Enid Blyton zur Pflichtlektüre gehörten.
Wer tiefgehende Lektüren mag, kann sich die Biss-Bücher sparen. Für entspannte Lesestunden hab ich sie gemocht.
„The Rolling Exhibition“ – Kevin Michael Connollys außergewöhnliche Reise
Er sieht phantastisch aus. Ein Bild von einem Mann. Schlank ist er, sein Gesicht mit markanten Zügen und mit Augen, in denen frau versinken könnte. Doch wer ihn ansieht, tut dies nicht wegen seines Aussehens, sondern weil er keine Beine hat. Wer ihn ansieht, blickt nicht in sein Gesicht. Sondern starrt dorthin, wo nicht ist, was dort sein sollte.
Kevin Michael Connolly hat dieses Starren festgehalten. Die ungläubigen, verschämten, neugierigen, entsetzten Blicke der Passanten, die auf ihn hinunterblicken, während er sich mit dem Skateboard über die Straßen dieser Welt bewegt. 31 Städte in 15 Ländern hat er bereist und 32.000 Fotos dabei geschossen.
Eine Auswahl der Bilder ist auf seiner Homepage zu sehen. Es lohnt sich, Zeit dafür zu investieren. Die Blicke der Menschen auf den Fotos zu deuten. Was empfinden sie? Wie gehen sie um mit diesem zu kurz geratenen Menschen, der dort rollend ihren Weg kreuzt? Was erzählt ihr Blick über sie selbst?
„Starren ist menschlich“, sagt Connolly. Er kennt es nicht anders. Schon von Geburt an hat er keine Beine. Und so nimmt er die Blicke der anderen hin als etwas Natürliches, als einen Reflex, als normale Reaktion auf einen Anblick, der nicht in das Schema passt, das um uns herum ist.
Die Menschen machen sich Gedanken, suchen nach einer Erklärung für Connollys Aussehen. In Neuseeland vermutet ein Junge einen Haiangriff, manche unterstellen einen Autounfall, wieder andere eine Kriegsverletzung aus dem Irak. Hinter jedem Starren entsteht eine andere Geschichte.
Die Bilder betrachtend, stellte sich mir die Frage: „Wie wäre mein Blick? Wie würde ich ihn ansehen, diesen gutaussehenden Kerl, der keine Beine hat? Würde ich es schaffen, in sein Gesicht zu sehen, freundlich, vielleicht ein wenig keck, oder bliebe auch mein Blick an dem Skateboard hängen, das dort ist, wo seine Beine fehlen? Ich weiß es nicht.
Die Fotos Connollys erzählen Geschichten. Ein wenig von seiner Geschichte und ein wenig von den Geschichten in den Köpfen der abgebildeten Menschen. Doch mehr als das halten sie dem Betrachter einen Spiegel vor. Er weiß: Er hätte ebenso gestarrt wie alle anderen. Und ein wenig schämt er sich dafür.