Der Frauenschuh – ETB 1/2010

In dieser neuen Serie möchte ich einen alten Freund vorstellen, das Ersttagsblatt, kurz auch „ETB“ genannt. Dies ist ein von der Post ausgegebenes und vertriebenes Blatt, versehen mit einer Briefmarke, die einen Ersttagsstempel trägt. Die Briefmarke wurde also am ersten Gültigkeitstag abgestempelt. Interessant sind neben dem Motivdesign auch die Motivbeschreibungen und technische Angaben üblich.

In einer Welt dominiert von emails und online Frankierverfahren, bei denen die „Briefmarke“ zum 3D Bar Code degenerierte, sollten wir nicht die oft künstlerisch wertvolle Briefmarke vergessen, den enthält viel unseres Wissen oder Geschichte.

Die Allgemeinbildung sinkt, Pisa Studien malen ein düsteres Bild, vielleicht sollte sich jeder mal die Zeit nehmen zu einem Ersttagsblatt zu greifen, die Marke bewundern und die Motivbeschreibung durchlesen.

Dazu muss man kein Philatelist sein, braucht keine einzige Briefmarke zu sammeln oder gar ihren Wert kennen. Ich tue dies immer wieder gerne mit den handlichen Ersttagsblaettern, auch wenn ich leider viele Details zu schnell wieder vergesse.

Hier gehts los, mit dem ersten ETB aus dem Jahre 2010:

ETB 1/2010

Die Serie „Blumen“ will die Menschen mit modernen und zeitlosen Motiven auf die Schönheit und Vielfalt der Blumen in Gärten und freier Natur in Deutschland aufmerksam machen. Die farbenfrohen und stimmungsvollen Darstellungen sollen dazu beitragen, die kleinen Freuden des Alltags wieder neu zu entdecken.

Zu den größten Kostbarkeiten unserer heimischen Pflanzenwelt zählt der Frauenschuh (Cypripedium calceolus), eine äußerst attraktive und stark gefährdete Orchideenart. Der berühmte Naturforscher Carl von Linne (1707-1 778) benannte diese Pflanze nach der Liebesgöttin Aphrodite, die auch den Beinamen Kypris trug. Der Name Cypripedium leitet sich von griechisch „Kypris“ = Beiname der Aphrodite und „pedilon“ = Schuh ab.

Die Pflanze ist zwischen 20 und 50 Zentimeter hoch und trägt breit-elliptische, geriefte Blätter. Die Blüten erscheinen im Mai und tragen eine pantoffelartig aufgeblasene zitronengelbe, purpur-punktierte Unterlippe, die von innen kreuzförmig gestellten, kastanienfarbenen Blütenblättern umgeben ist und eine raffinierte Kesselfalle für Insekten darstellt.

Ein aprikosenähnlicher Duft und die gelbe Unterlippe locken vorwiegend Sandbienen an, die über die glattwandige Öffnung des Pantoffels in die Blüte hineinfallen. Dort gefangen ernähren sie sich von den zuckerhaltigen Futterhaaren. Die Flucht aus der Blütenfalle gelingt nur über zwei enge, versteckt liegende Durchgänge, die unter den Staubgefäßen liegen. Dort muss sich die Biene an der Narbe hindurchquetschen, streift die Pollen ab und neuer Pollen heftet sich an ihren Rücken.

Der Frauenschuh bevorzugt lichte Laubwälder, insbesondere Buchenwälder mit meist kalkhaltigen, modrig-humosen Böden. Durch Pflücken der Blüten, Ausgraben des Wurzelstocks durch Pflanzenliebhaber und Aufforstungen der Wuchsorte mit Nadelhölzern ist er sehr selten und steht unter strengem Naturschutz.

Inder Homöopathie findet die Frauenschuhwurzel als baldrianähnliches Beruhigungs- und Einschlafmittel Verwendung.

Quelle: Deutsche Post

Ausgabetag: 2. Januar 2010
Entwurf des Wertzeichens und der Ersttagsstempel: Stefan Klein und Olaf Neumann, Iserlohn
Druck: Mehrfarben-Offsetdruck der Bundesdruckerei GmbH, Berlin
Größe des Wertzeichens: 21,50mmx30,13mm

Hier könnt ihr euer eigenes Ersttagsblatt bestellen

  • Ich hab dat gerne gelesen. Is auch so’n bisschen wie ne Reportage. Lohnt sich wirklich. Andi

  • Hallo Bleiglass – und ich freue mich, dass es dir (wieder) gut geht!

    Ja – so „kleine“, mittlerweile geradezu „weltferne“ Dinge können höchst interessant sein!
    Ich habe vor ein paar Jahren mal einen Philatelie-Text über die Versendung der Post (Anfang des 20.Jahrhunderts) vom italienischen Kontinent nach Sizilien übersetzt und war baff, was die verschiedenen Stempel für Geschichten erzählen – und welche Rückschlüsse sie auf Bürozeiten, Verbindungswege und gegebenenfalls Malheure zulassen. Es war total faszinierend und ich hätte mich ohne weiteres sehr tief in diese Materie graben können und auch wollen, wenn das Ganze über einen Zufall hinaus gegangen wäre.
    Womit wir – irgendwie – bei deiner Behauptung sind: „Die Allgemeinbildung sinkt, Pisa Studien malen ein düsteres Bild, vielleicht sollte sich jeder mal die Zeit nehmen zu einem Ersttagsblatt zu greifen, die Marke bewundern und die Motivbeschreibung durchlesen.“

    Es tut mir – wirklich! – recht von Herzen leid, wenn ich anscheinend „immer gegenstänkern muss“ … aber ich verstehe den Zusammenhang des Ersttagsblattes zur Pisa-Studie nicht.
    Weiß der Teufel, warum mir hier nun Spitzwegs Bild „Der Kaktusliebhaber“ ( http://www.reproarte.com/Kunstwerke/Carl_Spitzweg/Der+Kaktusliebhaber/10564.html )vor Augen steht …

    Natürlich braucht jeder Mensch „Auszeiten“ – ob die nun zum Ersttagsblatt-, Kaktus-, oder Sonstwas-Beschauen genutzt werden. – Ein „Entfliehen“ aus der Realtität (und vor dem Versuch, etwas an und in ihr zu ändern) käme meinem Gefühl nach jedoch dem Status einer „Droge zum Vergessen“ gleich. – Und wer diese (in diesem Fall: „saubere“) Art des Sich-Entziehens nutzt, der braucht sich letztlich doch nicht zu wundern, wenn noch sehr junge Menschen sie übernehmen – sich aber dabei irgendwann später noch nicht einmal an „einst“ empfangenen Input erinnern können …
    Wenn Jugendliche heute keinen Sinn in ihrem Leben und in ihrem Umfeld finden, wenn sie keine Interessen zu haben scheinen, als das, was ihnen von Klein an vorgesetzt wurde, weil es einfacher und bequemer war, als sich mit ihnen zu beschäftigen – ist das dann ihre Schuld??!

    Sorry. Aber gewisse Phrasen, die ständig und immer wieder und nur allzu gerne wiederholt werden – die bescheren mir einfach nur noch einen verdammt dicken Hals. Denn sie pauschalisieren, sie „globalisieren“ … wo es angebracht und wichtig wäre, jedem einzelnen dieser „Kids“ nahe zu sein – und sei es (z.B. als Lehrer) auch nur durch einen gelegentlichen langen Blick in die Augen.
    Nichts gegen dich oder deinen Artikel. Ich las ihn gern. Aber jene Rückbezüglichkeit, die du meintest, einfügen zu müssen – der kann ich nicht folgen.

    … aber vielleicht ist auch gerade mal wieder Vollmond – wer weiß …
    😳

    • Fritzi, es muss wohl Vollmond sein.
      Was ich versuchte auszudrücken ist die Frage, wie „bestimmtes“ Wissen, von Allgemeinwissen bis hin zur Trivialität, den Jugendlichen heute vermittelt werden kann. Ihnen zu sagen: sammele Briefmarken wird wohl wenig Erfolg haben, aber sie ziehen sich Quizsendungen rein, lesen Wikipedia, Twitter und Blogs, und schauen auch Discovery Channel, wie zB Myth Busters, oder National Geographic.
      Diese ETB geben interessante Informationen wieder, in mundgerechter Form, in Bildern verpackt, zum anfassenm und wie als Kind die Panini Bilde, zum sammeln.

      Sehr viel mehr wollte ich nicht sagen, außer vielleicht, das wir uns bemühen sollten, eine Alternative zu Dieter Bohlen zu bieten.

  • Nun denn – vollmondig – eifach nur:
    „Schmatz!“
    🙂