Eine gute Nachricht
Heute war es so weit. Um 15 Uhr fuhren wir los nach Köln zum MRT. Noch zweimal, dachte ich, dann ist es erledigt. Dort angekommen warteten wir. Ich rauchte noch schnell eine Zigarette und trank etwas. 20 Minuten ruhig liegen – das ist wie Nachsitzen. Ich wurde um 17.30 aufgerufen.
»Ich habe eine gute Nachricht für Sie«, sagte die Ärztin, »wir machen beide Untersuchungen heute.«
»Und wie lange dauert es dann?«
»30 Minuten.«
Das war annehmbar. Ich legte mich hin, bekam den Alarmknopf in die Hand und lag ruhig, während ich an meinen Mann dachte, an Mc Donalds, die besten Pommes der Welt, an meine Freundin, die draußen wartete, an meinen Mann, an meinen Mann, an meinen Mann … die Zeit verflog. Danach wurde ich zur Ärztin gebeten. Sie sagte zuerst:
»Gute Nachrichten, die Wirbelsäule ist nicht erkrankt, Sie haben nur einen Bandscheibenvorfall.«
Aufatmen. Freude.
»Auf den Rippen sind mehrere Metastasen, aber die Leber«, verdunkelte sich ihr Gesicht.
»Ja, ich weiß, die sieht schlecht aus, aber die Wirbelsäule ist ok, das war mir wichtig.«
Nach einigen Worten erhob sie sich, drückte mir die Hand und sagte:
»Ich wünsche Ihnen noch ein paar schöne Tage.«
»Hoffentlich 365«, dachte ich ohne es auszusprechen.
Ihr Gesicht sprach nämlich dagegen. Meine Freundin und ich fuhren mit dem Aufzug ins Erdgeschoss, ich wollte vor der Rückfahrt noch eine rauchen und einen Kaffee zum Mitnehmen. Auf dem Weg zum Parkhaus trafen wir die Ärztin noch mal, sie hatte Feierabend, kam aus dem Aufzug und sagte:
»Sie wollen sicher ins Untergeschoss.«
»Wir nickten.«
Kurz nur fuhr sie mir mit der Hand über die Schulter und meinte:
»Alles Gute.«
»Oh Gott«, sagte ich zu meiner Freundin, »morgen bin ich wahrscheinlich tot, oder?«
Sie lachte und antwortete:
»Du bist unmöglich.«
»Hast du nicht gesehen, wie sanft sie mir über die Schulter gestreichelt hat? So im Vorbeigehen?«
»Nein, ich habe nach vorne geguckt.«
Dieses: »Ich wünsche Ihnen noch ein paar gute Tage«, muss ich unbedingt mit meinem Arzt besprechen. Ich weiß, dass ich keine Jahre mehr habe, aber bitte, bitte, 18 plus eins Monate müssen mir gegönnt sein.
Hey, meine Wirbelsäule ist ok. Das ist die beste Nachricht, die ich bekommen habe, seit der Krebs zurück ist. Ich weiß, er ist sonst überall, aber NICHT in der Wirbelsäule. Eine weitere gute Nachricht ist: Ich wurde auf eine andere Schmerzmitteldosis Hydromorphon eingestellt und bin jetzt mit zweimal täglich 24 mg fast schmerzfrei. Neben den Schmerztropfen, die ich von 20 auf 40 erhöhen durfte und dem etwas schneller wirkendem Sevredol kann ich gut durchschlafen, wenn ich einschlafen kann. Womit ich immer noch Probleme habe, ist: Movicol. Egal, ob flüssig oder als Pulver, beides wird mit Wasser verdünnt, es schmeckt wie Kleister. Ich wünschte, da würde die Pharmaindustrie etwas erfinden, das man auch runterbekommt, ohne sich übergeben zu wollen.