Tage ohne Vorkommnisse
Die letzten Tage habe ich fast nur geschlafen. Zwischen Medikamenten, Essen, den Nächten und dem Nachtschweiß lag ich minutenweise wach und sah aus dem Wohnzimmerfenster. Gut, dass ich mein Bett hochfahren kann, so hatte ich eine gute Aussicht, auch auf die Bäume.
»Es ist windig, oder?«, fragte ich meine Freundin.
»Ja, es soll noch stürmischer werden«, lächelte sie.
Heute war mein Arzt da, ich saß in der Küche. Wir sprachen über die Pumpe und was mit dem Juckreiz ist, gegen den ich jetzt auch Tabletten bekomme.
»Es ist besser geworden, aber noch nicht ganz weg.«
Meine Freundin redet meist für mich, ich vergesse oft, was ich eigentlich wollte. Vor der Lesung will mein Doc kommen und mir Cortison spritzen, er sagte, das wirke wie ein Aufputschmittel. Er weiß, wie gerne ich sie selbst halten will, obwohl wir natürlich einen Plan B haben, falls ich es nicht schaffe. Ein paar Texte habe ich schon in dem Buch markiert.
»Glaubst du nicht, ich kann auch spontan entscheiden?«
»Das ist nicht gut«, meinte meine Freundin.
Wahrscheinlich hat sie recht, es ist meine erste und wahrscheinlich auch letzte Lesung, ich weiß nicht, wie so etwas genau abläuft.
»Ich werde den Eintritt dem Hospiz spenden.«
»Das ist eine schöne Geste.«
»Ja«, nickte ich.
Diese Tage ohne Vorkommnisse sind wie Luft anhalten und durch.