Das geschundene Ich und die Fragen
Ach weißt du, manchmal möchte ich dir so gerne viel mehr erzählen. Dann aber frage ich mich, ob ich nicht nur das virtuelle Ergebnis am Ende von vielen virtuellen Resultaten bin. Mir bewusst darüber, dass viele, wie ich eben auch, an ihren Lebenshäusern basteln, frage ich: “Wie sieht deins eigentlich aus? Auch so nichtssagend wie meines?” Diese Frage verwerfe ich, weil ich keine Antworten erwarte. Worüber lohnt sich, eine Träne zu vergießen, ohne dass sie nicht reine Vergeudung ist? Der Blick auf die Uhr lässt mich den Kopf schütteln. Zeitverschwendung ist doch kein Hobby, oder?
Irgendwann möchte ich mehr sein als ein Wort, das du liest. Dazu müsste ich bereit sein, dieses virtuelle Haus zu räumen und endgültig auszuziehen. Ich nehme mir ein Sofakissen, es lag auf dem Weg zwischen Küche und Schlafzimmer. Das erste Stück Stoff, das sich an mich schmiegt, als hätte es keine andere Aufgabe. Ich streichle darüber, zupfe an den vier Ecken und stelle mir vor, jemand würde mich so sehr an sich ziehen, wie ich dieses Etwas, welches für Behaglichkeit steht. Meine Wünsche sind mit den Jahren, die ich älter wurde, geschrumpft.
Das Minimum, aus dem ich weitere Kleins entferne, wehrt sich mit aller Kraft. Mein Weltbild liegt irgendwo zwischen Haustür und Treppenaufgang. Gestern erst sang es noch mit mir. Ach, ich würde dir so gern viel mehr erzählen … aber mich trübt ein virtueller Untergang. Könnte ich von meinem schwarzen Humor eine dicke Scheibe abschneiden, würde ich sie den Hunden in Spaniens Zwingern vorwerfen:
So aber füttere ich nur meine Tumore.
Maultrommler
25. Jun 2014
Zeitverschwender wär doch heutzutage der ideale Beruf. Oder?In FeldernherumluDgern, in Oasen das Wasser neu schmecken…In vielen Deiner Texte finden sich sehr schöne Bilder: „Das erste Stück Stoff, das sich an mich schmiegt, as hätte es keine andere Aufgabe.“ Oder: „mein
Weltbild liegt irgendwo zwischen Haustür und Treppenaufgang.“ Manchmal laden sie ein, sie aufzunehmen und in andere Richtung zu lenken, einen anderen Augenblick daraus zu gestalten.