Suche netten Typen
zum
schmusen und kuscheln,
lachen und weinen,
liebhaben und fetzen,
Pferde stehlen und Äppel klauen,
albern sein und ernste Gespräche führen,
niederknutschen und (vielleicht) heißen Sex haben.
Ich bin:
168 cm groß und wiege 60 kg.
Ich habe:
Rote Haare und grüne Augen.
Ich bin auch:
Meistens lieb, manchmal zickig,
immer kompromissbereit,
sehr unabhängig,
aber anlehnungsbedürftig.
Meinst du, es könnte zwischen uns funken?
Ja, worauf wartest du dann noch,
schreib mir doch einfach mal:
Maggie-Alice@tiscal.de
Januar
„ …und wie soll es jetzt weiter gehen?“, diese Frage hatte sich Alice schon unzählige Male gestellt. Bis jetzt war sie noch zu keiner befriedigenden Antwort gelangt.
Gut, sie hatte in den letzten Monaten einiges geschafft:
In einer Ehe gefangen, die über 25 Jahre währte und in den letzten Jahren immer weiter auseinander driftete, hatte sie die Initiative ergriffen, obwohl ihr das nicht leicht gefallen war.
Zuerst hatte sie sich einen Job in einer Boutique gesucht, von dem sie ihren Lebensunterhalt bestreiten konnte. Es war sicherlich nicht ihr Traumberuf, aber er half ihr, eine bisher ungeahnte Selbstständigkeit zu entwickeln.
Dann die Gespräche mit den Jungen: Was meint ihr, wollt ihr mit mir ausziehen, oder möchtet ihr hier in eurem gewohnten Umfeld bleiben? Die Antwort war ganz klar, beide Knaben wollten mit ihr zusammen den Schritt in die Unabhängigkeit wagen.
Der nächste Punkt auf der Liste war schon schwieriger zu bewältigen: Eine geeignete Wohnung musste gefunden werden. Hier half der Zufall: Ihre Arbeitskollegin war in der Tageszeitung auf eine Annonce gestoßen:
„Suche Nachmieter, drei Zimmer, Küche, Bad.“
Die Miete hielt sich im Rahmen des Bezahlbaren und die Wohnung erwies sich als ideal für Alices Zwecke.
Der nächste Schritt war ihr unglaublich schwer gefallen. Sie hatte nächtelang wach gelegen und sich überlegt, wie sie sich mit ihrem Mann auseinander setzen sollte. Wie konnte sie ihm, der sich immer noch blind und taub stellte, der offensichtlich nicht dran interessiert war über die Situation zu reden, klar machen, dass sie ihn verlassen würde?
Letztendlich hatte sich das Gespräch als halb so schlimm erwiesen, wie sie es befürchtet hatte.
„Ich werde dich verlassen“, Alice ergriff spontan die Gelegenheit. Im Fernseher lief gerade die Werbepause und sie konnte hoffen, seine Aufmerksamkeit für sich beanspruchen zu können.
„A-ha“, er schien nicht richtig verstanden zu haben und Alice redete atemlos weiter.
„Ich habe eine kleine Wohnung angemietet, zum Ersten des nächsten Monats ziehe ich aus!“
Alfred setzte sich auf, er schien langsam zu begreifen, was seine Ehefrau da von sich gab.
„So, das hast du alles schon geregelt? Schön das ich auch davon erfahre“, er redete sich in Rage, „du willst mich wohl erschrecken, was! Buh, jetzt habe ich aber Angst! Wie willst du denn alleine klar kommen?“
Jetzt war Alice nicht mehr zu bremsen. Frust und Wut hatten sich schon lange in ihr aufgestaut.
„Du arroganter Blödmann merkst wohl gar nichts! Hauptsache du hast deinen Fernseher, deine geregelten Mahlzeiten und immer ein kühles Bier. Wie es mir geht interessiert dich überhaupt nicht!“
Alfred musterte sie von oben bis unten: „Ehrlich gesagt: nein, es interessiert mich nicht. Sei froh, dass ich dich und die Blagen mit durchziehe. Ohne mich würdet ihr keinen Monat zurecht kommen! Und jetzt ist Schluss mit dem hysterischen Gekeife, der Film geht weiter.“
Mit diesen Worten wandte er sich dem Fernseher zu und konzentrierte sich wieder auf den Agenten mit der Lizenz zum Töten.
Wortlos verließ Alice das Zimmer, eigentlich war alles gesagt.
In den nächsten Wochen hatte sie gepackt. Viel wollte sie nicht mitnehmen, schließlich sollte es ein neues Leben werden und da wollte sie sich nicht mit Ballast aus der Vergangenheit beschweren. Alfred versuchte ihr Tun weitgehendstes zu ignorieren. Manchmal, wenn sich ihre Packerei gar nicht übersehen ließ, grinste er süffisant, oder ließ einen ironischen Kommentar vom Stapel. So richtig ernst schien er sie jedenfalls nicht zu nehmen.
Eine Woche vor dem Umzugstermin setzte er sich zu ihr in die Küche: „So, jetzt hast du es auf die Spitze getrieben, nun wird es Zeit, dass du wieder normal wirst.“
Alice schaute ihn mitleidig an: „Weißt du was, so normal wie in der letzten Zeit bin ich fast 20 Jahre nicht mehr gewesen. Wenn du bis jetzt noch nicht gemerkt hast, was los ist, so kannst du mir nur leidtun.“
Am Umzugstag fehlte jede Spur von ihm. Scheinbar hatte er in aller Frühe das Haus verlassen.
Kurz nach dem Auszug tauchte er überraschen in der neuen Wohnung auf und sie bat ihn völlig verblüfft herein. Er flegelte sich in einen Sessel und schaute sich neugierig um.
„So schlecht sieht es hier ja gar nicht aus.“
„Da kannst du mal sehen“, Alice war richtig stolz auf sich.
„Ich hätte gedacht, dass du schon nach ein paar Tagen zu mir zurückgekrochen kommst.“ Alfred war wirklich unbelehrbar. „Na gut, dann dauert es halt ein wenig länger.“
Alice blieb die Luft weg. Schweigend erhob sie sich und öffnete die Zimmertür. „Wo es hinaus geht weißt du wohl alleine! Lass dich hier nie wieder blicken!“
Alfred lief rot an und stürzte zur Tür hinaus. Die Wohnungstür knallte er mit einer solchen Wucht zu, dass sie direkt wieder auf sprang, was die Jungen auf den Plan rief. Sven nahm seine weinende Mutter in den Arm.
„Sei froh, dass du ihn los bist. Du brauchst dir nie wieder etwas sagen lassen!“
Johannes, mit einem hitzigeren Temperament ausgestattet als sein Bruder, ballte die Fäuste. „Am liebsten würde ich ihm die Meinung sagen!“
„Ihr seid lieb. Ich heule ja nur vor lauter Wut! Euer Vater wird ´s nie lernen!“
Das war einige Zeit her, der Umzug schon lang über die Bühne gegangen und Alice genoss ihre neu erworbene Freiheit. Das erste wirklich zwanglose Weihnachtsfest seit Jahren hatte sie mit den Jungen bei ihrer Mutter verbracht, die recht froh war, den ungeliebten Schwiegersohn los zu sei. „Ich wollte dir nie dreinreden, Kind, aber ich habe mir schon von Anfang an gedacht, dass dieser Mann nicht der Richtige für dich ist!“
Auch Alices Freundinnen waren einstimmig der Meinung, dass die Trennung früher oder später hätte kommen müssen. Maggi, schon im Kindergarten ihre beste Freundin, hatte ihr gut zugeredet, Alfred zu verlassen. „ Du bist viel zu schade für den Birnenkopf. Er wird sich nie ändern, er braucht eine Putzfrau mit Familienanschluss, mehr nicht“, sagte sie ein ums andere Mal.
Das Zusammenleben mit den Söhnen erwies sich als unkompliziert. Die Zwei, 17 und 20 Jahre alt, schienen selbst froh zu sein, dass sie so ziemlich tun und lassen konnten, was sie wollten. Jeder hatte sein Zimmer bezogen und sich häuslich eingerichtet. Den Küchendienst teilen sie sich und auch das klappte reibungslos.
Sven, der Ältere hatte sich zudem schwer verliebt. Seine Flamme war mehr oder weniger in seinem Zimmer eingezogen, was im elterlichen Haus von seinem Vater niemals toleriert worden wäre.
Alice musste zwar viel mehr arbeiten, aber das gefiel ihr und es gab ihr ein unglaublich tolles Gefühl von Unabhängigkeit. Doch obwohl sie einen großen Bekanntenkreis hatte und nicht wirklich allein war, fehlte etwas. Sie seufzte tief. Es wäre wirklich schön, sich richtig zu verlieben. Man müsste ja die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen.
„Nie wieder mit einem Mann zusammen wohnen – und niemals und unter keinen Umständen wieder in die Ehefalle tappen!“Das hatte sie sich hoch und heilig geschworen.
„Ach was, du alte Ziege“, schollt sie sich selber, „in deinem Alter sollte man nicht mehr so dumme Gedanken haben!“
Trotzdem ließ der Gedanke sie nicht los und so brachte sie bei einem der feucht-fröhlichen Weiberabende, die sich nach Alices Trennung wieder eingebürgert hatten, das Gespräch auf ihre sehnsüchtigen Gedanken. Heute hatten sich die Schwestern Gabi und Gilla ausgeklinkt und so saßen nur Alice und Maggie zusammen. Alice hatte es sich auf dem Fußboden bequem gemacht, während Maggie im Schneidersitz auf dem Bett hockte.
Maggie, geborene Freifrau von Kollogurski war schon seit unendlichen Zeiten geschieden. Als 17-jähriges Kind hatte sie sich Hals über Kopf in eine Ehe gestürzt, die dann auch prompt schief gegangen war. Im verflixten siebten Jahr hatte sie ihre Koffer gepackt und war gegangen. Seither gab es in unregelmäßigen Abständen einen Favoriten, aber diese Geschichten hielten in der Regel so lange, bis der Gute sich fest an sie binden wollte, dann konnte Maggie die Beziehung durchaus abrupt beenden.
In einem Fall hatte sie eine Ausnahme gemacht: Winston, 10 Jahre jünger, war mit Sack und Pack bei ihr eingezogen. Die Geschichte ging eine geraume Weile gut. Maggie arbeitete in der Chefetage eines gutgehenden Unternehmens und sorgte so für ein sicheres und gutes Einkommen, Winston versorgte den Haushalt und die Katze. Dann allerdings war Maggie heftig erkrankt und hatte als Folge ihren Job verloren. Je mehr ihr Bankkonto schrumpfte, umso mehr schrumpften scheinbar Winstons Fürsorge und Liebe. In letzter Zeit hatten sich die Beiden häufig gestritten und Winston war kürzlich, nach einem wüsten Streit, in ein Ein-Zimmer-Apartment, eine Etage höher gezogen.
„Was macht Sir Winston, hat er sich schon eingerichtet?“, die Frage konnte sich Alice nicht verkneifen.
„Vergiss es, er hat die sündhaft teuren Büromöbel mit genommen, die ich ihm gekauft habe. Dann gibt es oben noch eine Einbauküche, die ist standartmäßig in den Wohnungen. Ansonsten hat er keine Möbel und schläft auf einer Matratze, die ich ihm mitgegeben habe.“
Alicia grinste: „Hast du dir wenigstens eine Entschädigung für die Büromöbel geben lassen, in welcher Form auch immer…“
„Ach geh´ mir doch los, Winston ist chronisch pleite“, Maggie nahm einen kräftigen Schluck Rotwein, „ und falls du auf etwas anderes anspielst: da geht gar nichts und ich habe wirklich alles ausprobiert!“
„Das kann ich mir nicht vorstellen, Winston ist doch gerade mal Mitte Dreißig, da dürfte seine Leistungsfähigkeit noch nicht gelitten haben.“
„Das hast du aber schön gesagt. Ich gebe dir mal ein Beispiel, ja!“ Maggie redete sich in Rage. „Letztens habe ich mir sündhaft teure Dessous geleistet, ein Traum in schwarz. Das hat mich ein Heidenmoos gekostet. Du weißt ja, je weniger Stoff, umso teurer ist die Wäsche. Ich habe mich eine Stunde lang gestylt, mir den Alabasterleib mit wohlriechender Creme gesalbt, mir Heighheels und die superscharfe Wäsche angezogen und bin vor ihm auf und ab gestöckelt. Winston saß vor seinem Computer und ich dachte er würde mich gleich vernaschen. Pustekuchen! Er hat kurz aufgeschaut und gemeint ich solle mir lieber einen Badmantel anziehen, ich würde mich sonst noch erkälten.“ Sie seufzte. „Wenn ich mir überlege, wie das vor ein paar Jahren gewesen ist!“
Hier nickte Alice träumerisch. Sie konnte ihre Freundin gut verstehen.
„Wäre es nicht schön, sich zu verlieben, so richtig mit Schmetterlingen im Bauch, Kribbeln in den Fußsohlen, mit rosaroter Zuckerwatte und himmelblauen Wolken!“
„Du spinnst ja, wie soll das gehen? Immerhin sind wir beide Mitte 40. Wo kriegt man da einen geeigneten Kandidaten für das Kribbeln und Kitzeln her! Männer in unserem Alter sind entweder verheiratet und suchen etwas nebenbei, oder sie sind geschieden und müssen für Frau und Kinder bezahlen. Mal abgesehen davon, dass die Geschiedenen gerade mal ihr Auskommen haben, so tragen die Meisten ´ne Macke davon, sonst wären sie´s ja nicht – geschieden, meine ich! Dann gibt’s noch die unverheiratet gebliebenen…das die normal sind, das kann ich mir nicht vorstellen! Schöne Aussichten!“
So schnell ließ sich Alice nicht entmutigen. „Es muss ja nicht Brad Pitt sein, der ist sowieso zu jung, aber so´ n Clooney im Westentaschenformat müsste es doch geben. Er braucht auch nicht reich zu sein, aber ein regelmäßiges Einkommen wäre schon schön. Vor allem aber muss er lieb, nett, fürsorglich, humorvoll, verständnisvoll…“
Hier unterbrach Maggie sie: „…und superpotent sein!“
Die Freundinnen gackerten los.
„Weißt du was, wir suchen uns gemeinsam einen Westentaschenclooney!“ mit diesen Worten prostete Alice ihrer Freundin zu.
Februar
„Du spinnst ja“, Maggie glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. „So nötig kannst du´s doch wohl nicht haben.“
Das Geplänkel am ‚Weiberabend‘ hatte Wirkung gezeigt. Alice durchforstete seit einiger Zeit regelmäßig die Kontaktanzeigen, welche jeden Samstag in der Tageszeitung annonciert wurden.
„Bingo“, das klang wirklich nett und nicht so gestelzt wie es hier wohl an der Tagesordnung war. Da suchte ein ‚sympathischer, humorvoller Single‘ eine ‚liebenswerte, lustige Freundin‘.
Alice hatte sich gleich daran gemacht, einen kurzen Brief verfasst und ihn, versehen mit einem Foto und großen Hoffnungen abgeschickt. Eine Woche später bekam sie wirklich eine Antwort und verabredete sich kurzentschlossen. Man soll ja nichts auf die lange Bank schieben.
Freudestrahlend erzählte sie Maggie von dem Date und war nicht wenig erstaunt, über die Reaktion.
„Das wird nix“, stellte die Freundin trocken fest.
„Wie kannst du bloß gleich so negativ drauf sein? Vielleicht ist das ein ganz Netter, jedenfalls klingt er so. Und im Übrigen will ich ihn mir doch nur mal anschauen.“
„Dann achte aber lieber darauf, dass du die Möglichkeit hast, gleich wieder weg zu kommen, wenn es nötig ist!“
So nach und nach rückte Maggie mit dem wahren Grund für ihre Bedenken heraus. Sie hatte vor längerer Zeit selbst die Idee eine Annonce aufzugeben. Die Resonanz war verblüffend und Maggie ging daran, einen Bewerber nach dem anderen ‚abzuarbeiten‘. Allerdings stellte sie nach kurzer Zeit fest, dass es nicht ganz einfach war, den Traumprinzen zu finden. Ein Bewerber schien ihr schlimmer zu sein als der andere.
Schließlich ging sie dazu über, sich auf einem Parkplatz zu verabreden. Sie blieb im Auto sitzen und schaute sich an, was da so aus dem Auto stieg um im Zweifelsfall gleich weg fahren zu können.
„Du ahnst es nicht, es waren wirklich Typen dabei, das ging gar nicht und ich bin gleich wieder weg gefahren. Einmal preschte ein Porsche auf den Parkplatz.
‚Nicht schlecht‘, dachte ich, aber auch nur so lange, bis sich die Fahrertür öffnete.
Es stieg ein Mensch aus, der eine frappierende Ähnlichkeit mit Marlon Brando hatte. Jetzt nichts gegen Marlon in jungen Jahren, so einen knackigen Stanley Kowalski hätte ich mir noch gefallen lassen. Aber der Typ sah aus wie der Pate nach dem letzten Bandenkrieg, als ob er gerade von ‚der Matratze‘ gekommen wäre. Dazu war er von oben bis unten mit dicken Goldketten behängt! Als der sich auch noch anschickte, freudestrahlend auf mein Auto zuzugehen, da habe ich sowas von Gas gegeben!“ Maggie schüttelte sich. „Danach habe ich die Sache aufgegeben.“
„Ach komm schon“, Alice ließ sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen. „Think positiv! Wenn er nett ist und einen Bruder hat, dann wickle ich den in Seidenpapier und bringe ihn dir mit!“
Alice betrat sie das kleine Bistro und war ganz hibbelig. Als Treffpunkt hatte sie wohlweislich ein Lokal ausgesucht, das sie sonst nie besuchte. Schließlich musste nicht jeder sofort mitbekommen, dass sie sich auf ein Date per Annonce eingelassen hatte. Das klang so furchtbar hausbacken und spießig. Sie war früh dran und steuerte einen Tisch an, ohne sich groß umzusehen.
„Ach das ist aber ein Zufall!“
„Nein“, dachte Alice, denn diese Stimme kannte sie nur zu gut.
„Angelika, was machst du denn hier“, begrüßte sie ihre Arbeitskollegin.
„Ich habe meine Schwester besucht und wir haben hier einen Kaffee getrunken. Meine Schwester ist gerade weg, du müsstest ihr fast noch begegnet sein. Aber sag mal lieber, was dich hierher verschlagen hat!“
Na das fing ja wirklich gut an.
„Also, na ja“, es nutzte ja nichts, „ich bin hier verabredet.“
„Soso, verabredet?“ Angelika war überhaupt nicht neugierig. „Mit wem denn?“
Alice seufzte ergeben: „Mit einem Mann und bevor du weiter fragst, ich habe ihn über eine Zeitungsannonce kennen gelernt.“
„Das ist ja interessant. Ich habe nichts weiter vor; weißt du was, ich warte hier mit dir. Dann wird dir die Zeit auch nicht so lang. “ Angelika war die Diskretion in Person.
Das fing ja gut an. Alice hoffte inständig, dass der zu erwartende Mann wenigstens einigermaßen normal aussah. Schließlich hatte sie ihn noch nie gesehen. Während sie ihm ein Foto von sich geschickt hatte, musste sie sich auf seine Selbstbeschreibung verlassen.
Maggies Horrorgeschichten gingen ihr durch den Kopf, während Angelikas Smalltalk an ihr vorbeirauschte und sie krampfhaft versuchte, die Eingangstür im Auge zu behalten, die sich gerade öffnete. Ein Herr mittleren Alters betrat das Bistro und sah sich suchend um. Alice fiel ein Stein vom Herzen, das musste er sein und er sah auf den ersten Blick nicht unsympathisch aus! Zielsicher steuerte der Mann ihren Tisch an.
„Hallo, ich glaube wir sind verabredet“, irritiert schaute er die beiden Frauen an. „Oder irre ich mich?“
Alice strahlte ihn an. „Nein, das stimmt schon. Meine Arbeitskollegin wollte sowieso gerade gehen.“
Sie stupste Angelika unter dem Tisch an, die sich auch wirklich brav verabschiedet.
„Wir sehen uns ja morgen, Alice“, meinte sie mit einem verschwörerischen Augenzwinkern.
Alice verdrehte die Augen. „Uff, das wäre geschafft! Sie sind also Herr Ölschlegel?“
„Für sie bitte Ludger“, er grinste. „Diese Arbeitskollegin ist wohl von der neugierigen Sorte, oder?“
„Das kann man wohl laut sagen, aber sie ist ja jetzt gegangen“, auch Alice musste grinsen. „Es ist schön, dass sie sich trotz der Doppelbesetzung an den Tisch gewagt haben.“
Ludger zuckte die Achseln. „Och, das ist kein Problem für mich. Ich bin von Beruf Makler und habe mit Menschen aller Couleur zu tun. Da ist mir nichts fremd, nichts menschliches, jedenfalls.“
„A-ha“, jetzt schaute Alice etwas irritiert drein, aber Ludger ließ ihr keine Zeit weiter über seine Worte nachzudenken. „Ich möchte sie zum Essen einladen. Hier ist doch nicht das richtige Ambiente für ein angemessenes Kennenlernen.“
Er wedelte der Kellnerin mit einem Geldschein zu. „Selbstverständlich zahle ich.“
Etwas anders hatte Alice sich das Kennenlernen schon vorgestellt. Sie hatte daran gedacht, es zunächst einmal bei einem gemeinsamen Kaffee zu belassen und sich bei gegenseitiger Sympathie wieder zu treffen. Eigentlich war sie auch viel zu aufgeregt zum Essen, aber wenn Ludger sie unbedingt ausführen wollte, so mochte sie ihm das nicht abschlagen. Er schlug ein Nobelrestaurant ganz in der Nähe vor.
„Hier fühlen sie sich doch bestimmt viel wohler“, bemerkte er wenig später und griff über den Tisch nach Alices Händen. „Ich muss ihnen etwas beichten. Ich bin noch nicht wirklich Single.“
Alice entzog ihm ihre Hände. Das wurde ja immer besser. „Wie meinen sie das?“
„Na ja, ich erwäge die Trennung. Formal bin ich zwar verheiratet, aber meine Frau geht völlig über meine Bedürfnisse hinweg. Ein Mann sollte so nicht behandelt werden.“
Alice wusste nicht, was sie von der ganzen Sache halten sollte.„Heißt das, dass sie noch mit ihrer Frau zusammen leben und sich anderweitig orientieren möchten?“
Ludger verzog das Gesicht: „Aber, aber, meine Liebe, welch eine unromantischer Ausdruck: ‚Anderweitig orientieren‘! Ich suche eine nette und hübsche Frau, die offen für alles Neue ist und mich versteht. Ich bin nicht unvermögend, müssen sie wissen.“
Alice wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Sie kam sich vor, wie in einer Sitcom mit dem Titel ‚Schnulz und Moos‘.
Wieder nahm Ludger ihre Hände und schaute ihr tief in die Augen: „Wenn sie mir die Gelegenheit dazu geben, dann werde ich sie von meinen Qualitäten zu überzeugen wissen. Sicher haben sie bemerkt, dass dieses Restaurant zu einem Hotel gehört…“
Jetzt wurde es Alice doch zu bunt. „Das kommt mir alles zu plötzlich. Ich war davon ausgegangen, dass sie ledig sind.“
„Sicherlich kann man hier auch kurzfristig ein Zimmer mieten“, Ludger ließ nicht locker. „Und bestimmt würde es ihnen gefallen, sich von mir verwöhnen zu lassen! Wie ich schon bemerkte, ich bin für alles offen!“
Alice schluckte. Er mochte für alles offen sein, sie ganz bestimmt nicht. „Ich denke nicht, dass ich hier übernachten möchte. Ich muss morgen früh raus, es wird Zeit für mich“, jetzt reichte es aber wirklich.
„Aber, aber, meine Liebe. Das habe ich doch nicht böse gemeint. Wir sollten den Abend nett beenden. Ich werde auch ganz brav sein, versprochen.“
„Ja, wir sollten den Abend wirklich beenden“, meine Alice trocken und stand auf.
„Warten sie bitte einen Augenblick! Ich zahle nur schnell und dann bringe ich sie wenigstens zu ihrem Auto“, Ludger wurde hektisch. Zögernd setzte sich Alice auf die Stuhlkante. Vielleicht reagierte sich wirklich über. Eigentlich war Ludger ganz nett und schließlich hatte er sie großzügig eingeladen. Zu nahe getreten war er ihr nicht wirklich, er hatte ihr eigentlich nur einen Vorschlag gemacht, ohne sie zu bedrängen. Sie sollte ihn kühl und gelassen abweisen und die Form wahren.
So verließen die Beiden gemeinsam das Lokal und steuerten den Parkplatz an, auf dem Alice ihr Auto abgestellt hatte. An Ort und Stelle angekommen, ging Ludger zur Großoffensive über. „Überlegen sie es sich, meine Liebe“, meinte er drängend, während er sich an sie presste. „Ich habe einiges zu bieten.“ Mit diesen Worten versuchte er, sie zu küssen. Alice tastete nach ihrem Autoschlüssel und bemühte sich gleichzeitig, seinen feuchten Händen und den noch feuchteren Lippen zu entgehen. Das war gar nicht so einfach, denn dieser Mann schien plötzlich seine Hände überall zu haben.
„Urks“, jetzt hatte er es tatsächlich geschafft, in Kussposition zu kommen und fuhrwerkte mit seiner Zunge in ihrem Mund herum. Alice biss kräftig zu. Ludger jaulte auf und ließ sie los. Die Gelegenheit nutzte sie, um schnellstens in ihr Auto zu kommen. Wenigstens klemmte der Schlüssel nicht und sie bekam das Türschloss sofort auf. Ohne weiter auf den leicht angeschlagenen Romeo zu achten startete sie den Motor und gab Gas.
wie es weiter geht? Tja, das steht im Roman……