Die Fetzen, Die Steine
Ich habe Angst, sage ich. Das Kamel hält inne. Das brauchst du nicht, Teufel. Sagt es und würgt die letzten Leukozyten hinunter. Du musst das nicht tun, sage ich. Ich weiß, lächelt es. Langsam wirkt das Gift. Und wenn es nicht so ist? Frage ich. Dann, sagt es, dann werde ich auch bei dir bleiben. Ich heule, schon wieder. Es streichelt meine Narben. Die Fetzen, die Steine, sie sind alle wieder da. Zurück aus dem Abfluss, in den das Kamel sie gebannt hat. Ich beschütze dich, das weißt du, ja? Ja.
Starr sitze ich auf dem Sofa. Das Kamel hat seine Arme um meinen Hals gelegt. Der Strick, er kann sich nicht zuschnüren, sagt es. Die Schlinge, das Seil um meinen Hals hat Respekt, vor meinem Seelentier. Mutig höre ich das in mir. Mein Unterbewusstsein rast durch meine Erinnerung, auf der Suche nach dem Grund. Muss es einen geben, fragt mich das Kamel. Ja, sage ich. Nein, brüllt mein Selbst.
Wird es aufhören, flüstere ich. Ich weiß es nicht, sagt es vorsichtig.
Songline
31. Jan. 2011
Wenn man den Grund ausgesprochen hat, verliert die Angst ihren Schrecken.
Die bildhafte Sprache des Textes gefällt mir sehr. Und das Beruhigende des Kamels sowieso.
Dirty Harry
31. Jan. 2011
Ich kann nicht sagen, das ich den Text verstehe (*grins*), aber er ist interessant zu lesen. Eine faszinierende Anordnung starker Worte.
Mumpitz
2. Feb. 2011
Ja, das Kamel als Seelentier hat wirklich etwas sehr Anziehendes. Dass es am Ende „vorsichtig“ sagt, „ich weiß es nicht“, empfinde ich persönlich als Hoffnungsbotschaft. Es weiß mehr, als es ausplaudern will.
Milano
2. Feb. 2011
merci, merci 😉 ich habe dem nichts mehr hinzu zu fügen. ich denke, das vorwort erklärt noch einiges. danke euch fürs lesen, gedankenmachen und kommentieren :))