Von meinem Ende
Von meinem Ende
vorurteilsfrei wurde ich geboren
ein Kind der Toleranz
meine Mutter lehrte mich vieles
vor allem aber bestand
sie darauf mich in Menschlichkeit zu üben
mein Leben nur begrenzt durch die Freiheit zu führen
nun ist Mutter fort
verließ diesen Ort
gestorben an einer Krankheit
deren furchtbares Geheimnis
unergründet bleibt
stattdessen streitet sich
laut und ohne Rücksicht
ihre bucklige Verwandtschaft um mich
und während Hass und Gier
Wut und Gnadenlosigkeit
im Kugelhagel der Sinnlosigkeit
aufeinander losgehen
wird mir vor Angst ganz kalt
ich verblute und verrecke
mit all meinen Brüdern und Schwestern
Söhnen und Töchtern
neugeboren oder schon alt
und der letzte unserer Schreie verhallt
Maultrommler
6. Aug 2014
Bucklige Verwandtschaft streitet um das Erbe: die Autorin.
Und der Leser amüsiert sich beim Lesen wie die verknäuelte
Bucklersippe sich auslöscht und die Autorin,deren letzter Schrei ist dieses Gedicht, eine Drehorgel dazu würde der Moritat gut stehn.
Mumpitz
8. Aug 2014
Das „Kind der Toleranz“ gerät an einen Punkt, in dem die Lehren der Mutter zur Farce geraten. Dieses Umsichschlagen ist ein neu gewonnenes Stück der bisher begrenzten Freiheit.
enja
8. Aug 2014
Vor allem wollte ich auf das Dilemma in Krisen-und Kriegsgebieten aufmerksam machen. Ein jeder wird vorurteilsfrei geboren, doch stirbt die Toleranz, ist es nicht gut um die Menschlichkeit bestellt. Jeden Tag werden wir mit dem Resultat konfrontiert.