Streifzug

Ein Zug streift
Laut meine Gedanken
Raus aus der Spur
Raus aus dem Gleis

X Wege
Nun zu meinen Füßen
Die Qual der Wahl
Entscheiden müssen

Ach wäre es doch nie geschehen
Wachgerüttelt, sonnenklar
Welchen Weg soll ich nun gehen
Wie einfach doch mein Leben war

Bis zum Schluss

Sehen wie du auf sichere Reise gehst
Mit jedem Tag schwächer wirst
Spüren wie sehr ich dich liebe und
Wie du mir jetzt schon fehlst

Dir nah sein, da sein, sekündlich
Dich noch einmal inniglich spüren
bevor du endgültig fort bist
Und noch mehr fehlst

Du lächelst, hast reinen Tisch gemacht
Mit Dir und dem Leben in Ordnung
Doch ich bin wach, in jeder Nacht
Die uns bleibt und nähre die Hoffnung

Sorglos

Ausuferndes
Sonnenbaden am
Ufer des Rheins
Seele baumelt glücklich im
Sein

Klarer Moment

Ist wahr, was war
oder ist es gar
wieder eine Täuschung
die mir die Erinnerung
vorspielt
und gezielt
verwischt, was allzu
schmerzlich ist

Der Spiegel meiner Seele
ist taub und blind
bestochen mit Momenten
die Leichtigkeit spenden
Dinge aufwiegen
die schwer wiegen
da liegen, unantastbar
– was war ist wahr

Gartensänger

Im Garten auf dem Hügel
aus rotem Sand
sitzt ein Rotschwanz

Zuckt unruhig mit dem Flügel
stimmt sodann
das erste Liedlein an

Im kahlen Strauch
sitzt eine Meise
lauscht ihm leise

Unter Wasser

In meinen Ohren
wie Watte der schrille Klang
deiner Stimme

Wasser

Vom Gipfel hinab
fließt die Farbe des Winters
Sandsack steht bereit

Unter dem Radar

Die Entscheider reden wieder
Über hundert Milliarden
Die sie über meinen Hut
In den Himmel jagen
In meinem Kopf kreisen wieder
Hunderttausende Fragen
Warum gibt es denn niemanden
Mit Rückgrat in diesem Laden
Warum kümmert sich hier keiner
Um meine Belange
Hab eine Nummer gezogen
Warte schon zu lange
Bin nur ein kleines Licht
Die Schreie hört ihr nicht
Kein Monatsende in Sicht
Mein Guthaben erlischt
Kneif zusammen die Backen
Kühl die schmerzenden Hacken
Sie könnten wenigstens etwas
Am Mindestlohn machen
Im Supermarkt schleich ich zwischen
Den shoppenden Massen
Riesenschlangen räkeln sich
Hinter den vielen Kassen
Horten Ware wie im Krieg
Müssen alles haben
Habe Tinnitus vom Scanner
Und dann hör ich mich sagen
Ich bin verlegen
Habe keine Reserven
Bin zu arm um zu leben
Und zu arm um zu sterben
Mach mich ständig rund
Leb von der Hand in den Mund
Ich bin abgebrannt
Ich verlier den Verstand

Urlaubsgeschichte

Im Zug hängen wir unseren Erinnerungen nach. Am Bahnhof essen wir Krabbenbrötchen, die nicht ansatzweise so schmecken wie die, der letzten Tage. Im Taxi geht es durch den dichten Verkehr nach Hause. Der wohlbekannte Geruch unseres Treppenhauses schlägt uns entgegen. Dass der Taxifahrer unser Gepäck hinaufschleppt, zahlen wir extra. Unser Telefon läutet ununterbrochen, immer wieder, hundertfach. Ja, es geht uns gut. Nein, wir haben nichts bemerkt. Eine Bombe am Bahnhof? Ja, schlimm. Glück gehabt, dass wir diesen Zug genommen haben. Wirklich, es ist alles in Ordnung. Es fehlt uns nichts, nur ein Koffer. Sicher, im Zug hatte ich ihn noch.

Bin raus!

Sitze hier
Es brodelt in mir
Bin gefesselt
In eurem Hexenkessel
Spannung quält mich
Reibt mich auf
Ich will nur noch eins
Ich will hier raus
Das Fenster auf
Ich steige raus
Aufs Fensterbrett
Und lasse jetzt
Alles los was mich belastet
Tanze, bin total ausgerastet
Lass mich fallen
Und ich treibe
Für ‘ne Weile
Schwerelos
Weite Augen können sehen
Wie ich verschwinde
Auf Wiedersehen!