Jetzt wird es richtig Teuro!
In einem Beitrag „EU steht nicht für „Einfach Urlaub“ “ schrieb ich im Juni 2008: „Ich bin immer noch pro-Europa, denn ich bin ein Kind von Europa“.
In 2010 fängt sich das „immer noch“ langsam an in ein „wohl nicht mehr“ zu drehen, denn unsere Politiker haben es in den letzten 10 eher blühenden Jahren sträflich versäumt, eine solide Basis für die Währungsgemeinschaft zu schaffen. Heute sind wir in einer zyklischen Phase in der wenig blüht, aber die Rechnung kann nur noch der letzte potente Steuerzahler zahlen, und den gibt es in substantiellen Mengen im Moment nur noch in Deutschland und Frankreich.
Ende der 90er Jahren wurde ich oft gefragt: „Kommt der gemeinsame Euro wirklich?“ und meine Antwort war immer: „Gewiss, aber wann er wieder abgeschafft wird ist noch offen“. Heute stehen wir vor dem Scherbenhaufen unkoordinierter nationaler Interessen und Steuerpolitik, die eingebunden sind in eine einzige unflexible Währung, den Euro.
Nehmen wir unsere Freunde die Griechen. Sie haben es noch nie so richtig verstanden auf Staatsbasis ordentlich zu wirtschaften, aber frueher hatten sie – und wir – zum Glück die griechische Drachma, die gegenüber den anderen Währungen auf und abgewertet werden konnte. Damit wurden zwar Importe nach Griechenland teurer, aber die einheimische Produktion – Metaxa und der Tourismus – günstiger.
Wirtschaftlich konnte Griechenland dank seiner eigenen Währung atmen, heute ist das Land in ein enges Korsett eingebunden und ihr wird schleichend die Souveränität entzogen. Das wird auf Dauer nicht gut gehen, den auch die Griechen sind stolze Menschen.
In diesen Tagen habe ich zum ersten Mal erkannt, dass die Briten es damals richtig gemacht hatten, nicht dem Euro beizutreten. Ihre Finanzen sind zwar ein ähnlicher Sanierungsfall wie Griechenlands, aber durch das aktuell sehr schwache Pfund ist seine Wirtschaft vergleichsweise autark und wird sich selbst aus dem Sumpf ziehen können.
Wird der Euro bald abgeschafft? Gleich abgeschafft wohl nicht, aber die teilnehmenden Länder könnten reduziert werden. Ich halte dies für eine nicht unwahrscheinliche Möglichkeit, denn ich glaube nicht, dass der deutsche Steuerzahler nach fast 20 Jahren Deutsche Einheit neben dem Solidaritätsbeitrag noch zusätzlich bereit ist auf Jahre hinaus einen „Griechen-Soli“ zur Europa Einheit zu zahlen.
Besonders dann nicht, wenn eine fluktuierende Drachma die Lösung der internen griechischen Probleme elegant dorthin verlagern würde wo sie entstanden sind: nach Griechenland, und Spanien, und Portugal, und Irland…
Hulemule
13. Feb 2010
Es ist wie mit sehr vielen politischen und wirtschaftlichen Modellen. Sie funktionieren nur auf dem Papier oder Schwierigkeiten bei der Umsetzung werden mehr oder weniger be- oder unbewusst außer Acht gelassen bzw. sind nicht kalkulierbar.
Erstaunlich finde ich nur, dass viele Bürger den Euro nicht haben wollten, aus zum Teil in Deinem Beitrag genannten Gründen.
An die Auflösung bzw. der Reduzierung der Länder im Währungspool glaube ich nicht. Wohl auch, weil niemand zugeben mag, dass ganz bedeutende Menschen Riesen Fehler gemacht haben.
Fritzi
13. Feb 2010
Ich denke nicht, dass „ganz bedeutende Menschen Riesenfehler gemacht haben“. – Ich denke, dass (wie schon bei der Jesus-Mär) die weniger Bedeutenden, nur scheinbar „Substitutes“, die Aufschreibenden/Ausführenden = Bürokraten/bürokratisch Denkenden den Bockmist gebaut haben … und das noch nicht ein Mal aus bösem Willen.
Wir alle – und nicht nur hier in Europa, sondern weltweit – gehen (unbewusst) immer noch zu sehr von den absolutistischen Vorbildern aus … und dabei auch von dem Prinzip, dass (z.B.:) „wir Unseren-Alten-Kaiser-Wilhelm wieder haben“ wollen … und ihn auch allen anderen aufs Auge zu drücken versuchen „müssen“ (… ein gedanklich-assoziativ aufflackernder Bezug zu Gott, Engeln, Demokratiebringern und Taliban, Zukunftsprognostikern und Stars ist vielleicht sogar unbeabsichtigt, in jedem Falle: jedem sein persönliches Bier).
Der Euro wäre wohl das Letzte gewesen, was auf der EU-Bau-Liste abzuhaken gewesen wäre. – Stattdessen stand auch hier „den Machern“ der wirtschaftliche Faktor als scheinbare Basis im Vordergrund …
Falsch ist – meiner Ansicht nach – die Annahme, eine EU könne sich aus Vereinten Staaten (à la Amerika) entwickeln … ich sähe die EU vor mir als Vereinigung aller auf diesem Kontinent (nicht zufällig gesagt, dieses Wort „Kontinent“, denn seit wann wäre die hiesige Geschichte NICHT verstrickt mit der jenes Ex-Russlands?!) existierenden „Länder“ … denn: Bordeaux ist nicht Bayern, Sachsen nicht Sizilien, Rheinland-Pfalz nicht Reggio-Emilia …
Die eventuelle Abschaffung des Euros brächte gar nichts. Gefragt wäre eine auf anderen Werten, Vorstellungen und Zielen basierende Neuorganisation.
Forget it.