Die Suche nach dem verlorenen Haustürschlüssel

Verdammt, wo ist mein Schlüssel bloß?
Hosentaschen, Manteltaschen,
will noch meinen Zug erhaschen!
Küche, Diele, ich muss los!

Schatz, hast du ihn weggelegt?
Guck doch mal am Schlüsselbrett!
Natürlich! In den Flur gefegt –
da hängt er nicht… vielleicht im Bett?

beim Auszieh´n aus dem Hemd gefallen?
Nix. Im Auto liegen lassen?
Schussel man! Ich könnt mich hassen!
Raus zum Wagen, Türen knallen,

Handschuhfach, unter den Sitzen,
irgendwo muss er doch liegen,
wühle wild in allen Ritzen,
werd den Zug wohl nicht mehr kriegen.

Wieder Küche, Wohnraum, Stube,
Auf dem Boden, in den Kissen
wo hab ich ihn hingeschmissen?
Nächster Zug. Drück auf die Tube!

Es wird ernst, ich hab Termine.
War doch schon in allen Zimmern.
Deine Hektik, sagt Sabine,
kann die Sache nur verschlimmern!

Und sie rät sie mir, halt mal an!
Statt zu rasen und zu fluchen,
musst du denken und nicht suchen –
weil man so nichts finden kann.

Also denke ich und grübel
wo ich war und was ich tat
Erst war ich am Kompostkübel
dann im Keller, dann im Bad

Ich war duschen, musste mal,
schau verschämt in die Toilette
ob ich ihn im Abfluss hätte –
das wär nicht so ideal…

Sofakissen, Waschmaschine,
nirgends liegt der Schlüsselbund
Schuppen, Schreibtisch, Glasvitrine,
auch im Körbchen nicht vom Hund.

Geb die Suche endlich auf,
hilft nichts, kann nicht länger warten
ich muss ohne Schlüssel starten
setzte meine Mütze auf –

und da klimpert´s! Aus der Wolle
fällt der Schlüssel auf die Fliesen!
Wie es kam, spielt keine Rolle,
glücklich heißt es los zu düsen!

Hab am Bahnhof grad noch Zeit
mir ein Ticket zu erwerben –
oh mein Gott, ich könnte sterben,
ja, Moment, es tut mir leid,

fühle, krame, ich vergeh:
wo ist bloß mein Portemonnaie…

  • Mumpitz du lieber, ich lache so selten herzhaft und laut los, doch bei diesem Gedicht konnte ich nicht anders. Man sieht diesen Herrn, wie verrückt vor Aufregung und Zeitdruck, die Orte absuchen, die er zuvor aufgesucht hatte und dann auch noch dieses: Das Portemonnaie, oh nein, man leidet mit ihm. Meine Bauchmuskeln auch, auch wenn sie sich vor Lachen schütteln. Ganz liebe Grüße AiKa

  • Grins, Du kennst das also auch?! Wie wohl doch manchmal Schadenfreude tut: Hihi,haha,hoho… die Hektik ist gut eingefangen und der Dreh mit dem verschwundnen Portemonnaie.

  • Warum ist das so lustig? Weil man sich selbst erwischt fühlt 😀 Herrlich nachvollziehbar geschrieben.

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