Über leben

Über leben.

Und wenn alles zerbricht,
dann darfst du nicht stehenbleiben.
Manchmal ist jede Sekunde eine Sekunde zu lang
Und die Uhren haben vergessen, wie man richtig tickt.
Wenn ich wüsste, was
Ich dir sagen sollte, wäre
Mein Mund nicht so trocken.
Wenn ich wüsste, wie
Man es tut, dann
Hätte ich es längst getan.

Dann würde ich nicht so ratlos dastehen.
Dann würde ich nicht so hilflos aussehen.

..& ich vermisse die früheren Zeiten.

Copyright (c) Lisa Schregle 2012

  • Die früheren Zeiten – dass man sie vermisst, heißt noch nicht, dass man sie wieder herbeiholen kann. So klingt auch das Gedicht. Nicht verzweifelt, traurig, sondern eher verblüfft, dass alles zerbricht. Ertaunt, dass die Worte fehlen, dass nichts zu sagen bleibt, trotz der so schönen Vergangenheit. Aber vorbei ist vorbei. Es nützt nichts, den Uhren die Schuld zu geben. Sie ticken nur, ob richtig oder falsch.

  • Ich hab das Gedicht an verschiedenen Tagen gelesen.Die Doppelbedeutung des Titels gefällt.Die ersten Zeilen lesen sich wie ein Rat.Dann: haben die Uhren vergessen, richtig zu ticken? Oder sind wir die Uhren, die wie aufgezogen, dennoch nicht richtig ticken.Welcher Tick ist richtig?“sagen sollte“ ? wer hat Dir den Auftrag gegeben, mir etwas zu sagen?Sagen könnte?Wie man „es“, was? tut? Viele Fragen und Ratlosigkeit “ Wenn alles zerbricht“, also ist noch nicht alles zerbrochen.Es lohnt, sich den Fragen des Gedichts zu stellen.

  • Wenn alles zerbricht, ist da dieses hilflos taubstumme Gefühl, als liefe die Zeit falsch, und man wünscht, man könnte sie wieder richtig stellen, so, wie sie mal gut war.
    Die Stimmung ist sehr gut eingefangen.