Was kann ich schon?

Was kann ich schon

Heute Morgen war ich unterwegs. Ich entließ meine Blicke, sie folgten den vorbeirasenden Autos. „So einen hatten wir auch“, dachte ich, als ich einem Wagen ganz besonders lange nachsah. „Wir fahren an die See“, hast du gesagt. Letztes Jahr erst. Die Zeit hat mich vergessen. Ich parke an einem Grenzstein, auf dem irgendeine in Rot gefasste Zahl steht. „Nimm Platz“, sagte jemand hinter mir. Ich wusste, würde ich mich umdrehen … Weißt du, wie sehr ich dich vermisse? Ich habe nichts entsorgt, ist alles in meinem Kopf. Wie du getanzt hast, gesungen, gelacht. Manchmal sind mir deine Worte fremd, manchmal meine eigenen. Ich werfe unsere Geschichten in die Luft und warte, was zurückkommt. „Ariel“, schreist du und ich denke an die Meerjungfrau. Niemals deine Tiefen erreichen zu können, macht mich nicht traurig. Meine als deine zu begreifen, schon.

  • „würde ich mich umdrehen“ – das erinnert mich an Orpheus, der seine Liebste nicht anblicken durfte.

    Der Blick dieses Textes ist nach hinten gerichtet. Der Wagen wird immer kleiner, wenn der davonfährt. Die Sonne scheint jedoch von vorn und wirft Schatten in die immer kleiner werdende Vergangenheitslandschaft. Wessen Schatten? Auf jeden Fall sind es zwei. Irgendwann wird das Ich wieder nach vorn in die Sonne blinzeln.