Krebs und andere Sorgen
So sitze ich da und denke an meine Erfindung: Die Erzählerin. Weißt du, sie ist mir sehr ähnlich. Vielleicht ist sie eine Spur zynischer und um eine Verlegenheit reicher, aber fast wie jene Muse, die ich liebte, lacht sie nur leise. Ich mag, wie sie lächelt.
Tabea ist anders. Sie wünscht sich jeden Tag etwas Neues. Über gesunde Kost spricht sie, rührt eine fettfreie Salatsoße an und meint, die würde irgendwie nach Sahne schmecken. Nicht, weil es stimmt, sondern, weil sie, sie mir schmackhaft machen möchte. Tabea kocht gerne. An manchen Tagen steht sie stundenlang am Herd und zaubert fünf Gerichte.
„Für Montag bis Freitag“, sagt sie stets, „am Wochenende kommt er und wird dir wieder nur sündhafte Speisen bestellen.“
Pommes, Schnitzel, Hamburger. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen, während ich in dem Salat herumstochere. Jaja, der ist gesund. Was hat ein zerlegter Salatkopf davon, gesund zu sein? Eine Frage, die rhetorisch ist, weil mir meine Witze ausgingen. Tabea lacht trotzdem. Sie ist eben nett.
Ernster wird es, wenn der Arzt kommt. Dann wird die Stimmung düster, die Gesichter zur Faust geballt und zugehört. Das kleine Wunder, das in mir zu zerbersten droht, sich fortsetzt, zur Serie wird, mir Los ist … scheint für Augenblicke die Luft anzuhalten … oder ich.
Maultrommler
10. Jan 2015
Nicht nur diese drei Txte gehören zusammen, das wird spätestens klar, wenn die „Erzählerin“ und die „Muse“ wieder auftauchen.Fast unbekümmert weht der Kummer durch die Zeilen, und die gehen nah.Manche Bilder, z.B. “ Gesichter, die zur faust geballt“, expressionistisch
oder “ “ Das kleine Wunder…scheint für Augenblicke die Luft anzuhalten“ zart. Hol tief Luft!
Herzliche Grüße,
Uwe.
Silvi
10. Jan 2015
Danke Uwe, du kannst nicht ahnen, wie mich deine Worte freuen, aber du sollst es wissen. Silvi