Neulich im Sommer

Wetterleuchten
Auch in den Augen
Tanz im Regen durch die Nacht
Unter dem Schirm der Freude

Ganz große Bühne!

Es dröhnt das Lachen
Gewaltig, betäubend
Aus den Kehlen der Puppenspieler
Wenn sie Theater machen

Reißen an den Schnüren
Die keine Reißleinen sind
Spröde Bindfäden, nichts weiter
Daran sie die Puppen führen

Die Liaison ist ungesund
Für Ziele im Land
macht marode und krank
des Intendanten Unvernunft

Gerissen, wehrlose Geschöpfe
Bis der seidene Faden kappt, an dem
So viele Leben hängen
Nun rollen Köpfe

Komödienstadl auf dem Podest
Marionetten tranchiert
Ein schwarzes Schaf
Bleibt und kehrt den Rest

Das Puppenspielerkomitee
Auf die Schnelle neu bestückt
Einer bringt das Bühnenbild
Für die nächste Matinee

Denn startet schon der Vorverkauf
Für neue gewagte Stücke
heißt es im Plenum bald
„Hereinspaziert und Vorhang auf!“

Morgenstund‘

Der Hand des Malers folgend
bringt der kühle Morgen
tropfenweise den Tau in die Wiese
Reflexion der Sonne
es bricht des Himmels Licht
von der Muse geküsst beginnt der Tag

Hochkarätige Künstler im „Offenen Atelier“ Köln-Kalk

Offenes Atelier
Hochkarätige Künstler im „Offenen Atelier“ Köln-Kalk

– ein Nachbericht von Jana Engels

Köln: Offenes Atelier | Lange war es angekündigt, die Einladungen waren verschickt. Am letzten Freitag, den 1. Juni 2012, war es endlich soweit. Bettina Lohaus und Marijan Dadic öffneten die Türen ihres gemeinsamen Maler-Ateliers in Köln-Kalk und ließen die vielen Besucher, die dem Aufruf gefolgt waren, hinein in die Räumlichkeiten ihres künstlerischen Schaffens.
Seit 2008 arbeiten die beiden Künstler gemeinsam in diesem Atelier.
Dort spürt Bettina, wie sie selbst sagt, den Sehnsüchten der Menschen und der daraus folgenden lebenslangen Suche nach und hält sie in ihren Bildern fest.
Marijan, geboren in Bosnien-Herzegowina, Maler und Grafiker, einst Franziskanerpater, verarbeitet die Erinnerungen an seine Heimat und nimmt immer wieder christliche Motive in seine Bilder auf.
Die Begrüßung und das Geleit durch den Abend übernahm Bettina. Es erwartete das Publikum neben der Ausstellung einer Vielzahl von Gemälden auch ein literarisch-musikalisches Programm.
So gaben die Musikerin Dorothee Emondts und der Schauspieler/Dramaturg/Theaterleiter Udo Höppner eine Kostprobe ihres aktuellen Programms „Schwer.Mut!“, in dem sie musikalisch überraschend Songs von u.a. Nirvana und Lindenberg sinnlich-melancholisch interpretieren sowie eigene Kompositionen darbieten.
Für den literarischen Teil konnte das Maler-Duo die mehrfach preisgekrönte Leverkusener Autorin Regina Schleheck und den ebenfalls preisgekrönten Autor Harry Michael Liedtke gewinnen.
Mit ihrer Geschichte „Die Schlampe“, die zu den besten des Würth-Literaturpreises 2012 zählt und demnächst in der Anthologie des Würth-Preises veröffentlicht wird, sorgte die lebenslustige Regina für Staunen, Anteilnahme und tiefes Durchatmen in den Reihen.
Der Gladbecker Harry Michael Liedtke, der sich selbst als die „Feddersen“ in diesem eingespielten Autorenteam bezeichnet, las seine weniger traurigen, aber mitnichten weniger ansprechenden Kurzgeschichten „Poseidons Zorn“, „Im Handumdrehen“ und „Burn, Baby, Burn!“.
Letztere erschien in der Anthologie „Unterwegs“ des Internet-Autorenforums Netzkritzler (www.netzkritzler.de), in der auch Bettina Lohaus als Autorin vertreten ist.
War es während der Lesungen doch recht still und andächtig im Atelier, nahmen viele der Gäste im Anschluss die Möglichkeit war, mit den Künstlern im Zwiegespräch mehr über deren Inspirationen, die Einflüsse während der Entstehung ihrer Werke zu erfahren und die Bilder zu erwerben.
Auch Marijan Dadic, der sich anfänglich vor Publikum recht wortkarg gab, geriet über seine Bilder regelrecht ins Plaudern.
Es wurde ein vielseitiger, gelungener Abend.
Das nächste Offene Atelier wird mit Sicherheit nicht lange auf sich warten lassen.

Unterwegs: Anthologie des Netzkritzler-Schreibwettbewerbs
Andrea Heinrich (Herausgeber)
Verlag: Books on Demand; Auflage: 2. Auflage. (15. März 2011)
ISBN-13: 978-3842348028

Eingefahren

Lange schon trage ich alleine
Durch meine Welt die eine Last
Komme nicht mehr auf die Beine
Hab den Anschluss längst verpasst
Wund und kraftlos sind die Finger
Stumme Schreie in meinem Zimmer
Ein Leben lang an dieser Tür
Gekratzt, vergebens bin noch hier
Du drückst die kalte Klinke runter
Stößt die schwere Türe auf
Siehst wie ich durchs Leben hinke
Nimmst mich wahr und zeigst hinaus

Dein Licht leuchtet Notausgang
Reichst mir deine warme Hand
Doch steckt Angst in meinen Knien
Mit dir in den Kampf zu ziehen
Ich will nicht raus aus dieser Welt
Auch, wenn es dir nicht gefällt
Weiß, was ich hab und nicht
Bei dir ist es ungewiss
Bleibe in der versifften Grotte
Solange, bis ich hier verrotte
Bewirfst mich mit Glück und Licht
Hoffnungsvoll und triffst mich nicht

Die Dunkelheit frisst alles auf
Geh deinen Weg und gib mich auf
Vergeude deine Wärme nicht
Für einen trüben Geist wie mich
Schlägst ratlos deine Augen nieder
Und ich schließe meine Türe wieder

Augenblick

Öffne die Lider
In kühler Morgenstund‘
Erblicke dich wieder
Ganz nah bei mir und
Hoffe das Glück zu halten
Gegen jede Widrigkeit
Dass Herzen nicht erkalten
Dass unsere Liebe bleibt

Musikus

So tief deine Zweifel stecken
Soll es mich nicht hindern
In dir neues Leben zu wecken
Deine Sehnsucht zu lindern

Aus schwacher Glut so wünsche ich
Entfacht ein neuer Brand
Zukunftsmusik spiele ich
Komm, nimm meine Hand

Mäuslein

Erinnerst du dich noch
An das Rübchen an dem
Der Großvater zog, doch
Es steckte zu fest

Erinnerst du dich daran
Großmutter und Enkelin mühten sich
Zogen und zogen, doch nichts
Kamen nicht voran

Erinnerst du dich, kam das Hündlein
Hinzu und das Kätzchen auch
Aber erst mit dem Mäuslein
Brachten sie die Rübe heraus

Erinnere mich ständig
Giftiger Pfeil durchbohrt mich
Steckt fest, innerlich, ändert sich nichts
Mäuslein kommt nicht

Morgengrauen

Dichter Nebel
Der die Sicht
Auf die Felsfront verschlingt
Die uns einschließt
Still die trüben Schwaden
Die sich grau
In aller Schwere auf
Ängstliche Seelen laden
Nass der Morgen
Der die kalte Haut benetzt
Tränen fortspült
Gewissheit hinterlässt

Rückblick

Er war nicht viel herumgekommen in seinem Leben. Den Großteil seiner Zeit hatte er in diesem Büro verbracht, aber langweilig war ihm niemals geworden. Er hatte fast alles erlebt und gespürt. Sündhaft teure Lederkoffer, kalte Edelmetalle hatten seine Oberfläche berührt sowie beste Diamanten und unzählige nackte Hintern. Gerade wieder hatte ihn die Erinnerung gepackt und trug ihn durch die Vergangenheit. Er hatte ein wirklich gutes und aufregendes Leben gehabt, aber nun war er hin. Trauer? Weit gefehlt! So wie früher würde es niemals wieder werden können. Nicht, nachdem fünf Kugeln in ihm steckten, die seinen Chef zuvor gnadenlos durchdrungen hatten.