Dazuverdient

Sie kannten
den Straßenmusikanten.
Liebten ihn nicht dafür,
wie er sang,
sondern für das,
was er träumte.
Warum sang er dann hier,
und träumte nicht zu Haus?

Er zählte die Münzen
im Gitarrenkoffer.

Die Passanten
kannten den Musikanten.
Sie hatten ihn sich
dazuverdient.

Keine Frage

Keine Frage:
dieses nicht, tut mir Leid.
Das ist mein liebstes Sommernachtskleid!
Im Winter, trüb, am Tage
mag ich´s nicht vergeuden.

Mit Samt der Freuden!

Klappe, die zweite!

Jeden Tag ein Text! Eine riesige Herausforderung! Na gut, mach ich mit, hab ich gedacht – und gleich den ersten Februar verpasst. „Du bist halt ein Schlonz, einmal konsequent sein, das kannst du nicht, man, bist du zerstreut…“
Klappe! Die Zweite! Ich könnte mich herausreden: Die erste Eintragung für den gestrigen Tag hab ich mit Geheimtinte geschrieben. Aber wer würde mir glauben? Also: gestern habe ich geschrieben: ______________________________. Heute schreibe ich: „Jeden Tag ein Text! Eine riesige …“ Klappe! Die dritte! Bin ja schon still, bis morgen!

Wirbelwurm

Ich fahre um den Block,
dachte der Bleistift.
Und ich um den Pudding,
lachte der Löffel.

Na, da haben wir ja denselben Weg!

Liebe Leser,
mit Freude darf ich mitteilen, dass mein neues Buch „Wirbelwurm“ doch noch vor Weihnachten veröffentlicht worden ist! Es gibt Schelmenreime, Gedichte, Kurzgeschichten und Liedertexte, ein Lesebuch zum Stöbern. Illustriert ist das Buch von Stefan Bergermann, liebevoll und witzig, mit viel Charme, wie ich finde.

Das Buch ist im Verlag „edition ecrilis“ erschienen und unter der ISBN 987-3-944554-56-3 in jeder Buchhandlung zu bestellen. Der Preis beträgt 9,99 €. Im Internetvertrieb wird es in Zukunft natürlich auch zu bekommen sein. – oder einfach bei mir, ich versende gern signierte Exemplare.

Danke, ich wünsche eine schöne Weihnachtszeit!

Euer
Andreas Gers

Ost oder West

Siehst du den Mond da oben?
Er lacht mich aus und nicht an
Ich renne durch die Straßen.
Doch ich komme nicht an.

So wie ein Uhrenpendel,
Schwinge ich hin oder her
Ich tauche auf und unter
In diesem riesigen Meer.

Wo ist der Griff zum Halten,
die rettende Schnur?
Wer zieht mich aus dem Wasser,
wo bin ich denn nur?

Vertan – verfahrn – Ost oder West
Verzählt –verwählt – komm halt mich fest
Verirrt – verwirrt – Süd oder Nord
Vertan –verfahrn – geh mit mir fort.

Da leben Menschen die sich
die Köpfe einhaun,
die bauen sich um ihr Herz
´nen Stacheldrahtzaun.

Da sind so viele Kinder
die kennen kein Spiel.
Und auf der Flucht nach Westen
da sterben zu viel.

Da gibt es große Geister
die sagen wie´s geht.
Und wenn sie richtig liegen,
dann meistens zu spät.

Vertan – verfahrn – Ost oder West…

So viele sagen Liebe
Und meinen dich nicht.
Die lieben nur sich selber
Du bist ihr Lieblingsgericht.

Ich will die Welt begreifen,
doch wo fass ich an?
Lass mich im Schlauchboot treiben,
doch wo komm ich an?

Siehst du den Mond da oben?
Stumm lacht er mich aus .
Ich renne durch die Straßen.
Wo bin ich zu Haus?

Elefantenfuß-Romanze

Harte Schale, weicher Kern,
dachte die Schokoküssin,
die ihre dunkelbraun
glänzende Glasur maßlos
überschätzte,

bis sie zwei frische
Brötchenhälften
zu einem sahnigen Brei
zerdrückten.

Sie war untröstlich,

bis sie bemerkte,
welch sinnliches Vergnügen
ihre schmerzliche
mit dem Backwerk
eingegangene Symbiose
dem Nascher bereitete.

Es hätte schlimmer kommen können.

Sie gedachte der Schauergeschichten,
die man sich unter ihresgleichen erzählte:
in wilden Kindergeburtstagsschlachten
von verschmierten Gesichtern
gekratzt werden zu müssen –

während sie selbst
hinter leckenden Lippen
zwischen Gaumen und Zunge
schmelzend verging.

Sechs auf einen Streich

Sechs Fliegen, wow, auf einen Streich!
Das Schneiderlein, das einmal war,
brüstet sich stolz,
fühlt sich als Star,
als Hüne gleich!

Ein weißes Einhorn schnaubt im Holz,
das fängt er kühn
ohne viel Müh´n!
Ein wildes Wildschwein
sperrt er ein;
besiegt ein paar der fiesen
Märchen-Riesen –

„So!“ schnalzt er, „Königstöchterlein“,
und reitet zum Palast.
„Nun bist bald für immer mein!“

Doch hat er´s knapp verpasst.
Denn leider leider
kam ein Schneider,
der fing statt sechse sieben
Flieben – äh – Fliegen,
und konnte deshalb siegen.

Es hilft kein Heulen und kein Fluch:
So kommst du nicht ins Märchenbuch.

Die Geiß und die sieben Wölflein

Eine Geiß auf der Weide,
die einmal war, fraß Kreide.
Bepuderte listig die Klauen
und sprang in den Wald.
Man konnt ihr nicht trauen.

Wölflein, gebt acht
was sie macht!
Hört ihr sie schauerlich jaulen?
Hat im Felsen versteckt
sich die Lippen geleckt!
Die wird euch nicht lieb kraulen,
sondern um die Ecke bringen
und verschlingen!

Die Wölflein verkannten die Not –
und lachten sich tot.

Nur das siebte Wölflein, als die Mutter rief,
war zwar lebendig – aber schief.

Ratschlag zu Weihnachten

Das Weihnachtsfest ist Freude pur
mit Tante, Oma, Schwester – nur
ein Elefant darf nicht ins Haus:
der pustet dir die Kerzen aus!

Klingelmännchen

Ein Klingelmännchen kennst du auch:
es schellt, flitzt ab, hält sich den Bauch
vor Lachen auf der Lauer.
Der an der Tür ist sauer.

Nun, auf dem Bahnsteig sah ich heut
ein arg verrostetes Geläut –
verglockend, ohne Leibchen:
das war ein Klingelweibchen!

Das Klingelmännchen aber hetzt
nie wieder wen zur Tür! Ab jetzt
will´s nur in sieben Himmeln
sein Klingelweibchen bimmeln.