Die Ente und der Frosch

Die halbstarke Ente hatte nur eines im Sinn: Fliegen! Immer wieder spreizte sie die Flügel und schlug wild in die Luft und das Wasser.
„Das wird schon!“ munterte Vater Erpel die Tochter auf. Doch auf gute Ratschläge konnte die junge Ente gerne verzichten. Sie war stinksauer und schimpfte und fluchte in Worten, die hier lieber nicht aufgeschrieben werden sollen.
„Geduld“, mahnte Mama Ente, als ein neuer Versuch fehlschlug. „Lass mich in Ruh!“, schnatterte das Töchterchen böse und fluchte und schimpfte über den Teich, dass der Dompfaff im Gehölz vor Scham einen roten Hals bekam.
Den ganzen Tag ging es so, und auch den nächsten. Längst schwebten die Geschwister schon hoch über dem Teich, doch ihr wollte es einfach nicht gelingen. Wieder schimpfte und fluchte sie lautstark, doch es half nichts.
Am Abend weinte das Entlein leise, als die Eltern und Geschwister schon ihre Köpfe in das Gefieder gesteckt hatten. Das hörte der Teichfrosch und hopste heran. „Warum weinst du denn, Ente? Den ganzen Tag machst du Lärm und fluchst, und am Abend weinst du?“
„Ach Frosch“, gluckste die Ente, „ich lerne das Fliegen nicht, obwohl ich doch eine Fluchente bin. Ich fluche so gut ich kann, aber es hilft nicht. Ich werde wohl mein Leben lang im Kreis herum schwimmen müssen.“
Der Frosch blähte die Backen und quakte vergnügt: „Ach Ente, wie dumm du bist! Die Rechtschreibung ist schuld! Du hast in der Schule nicht aufgepasst. Du bist keine Fluchente, sondern eine F l u g e n t e ! Du musst dich aufs Fliegen konzentrieren, nicht aufs Fluchen!“
Damit hüpfte er ins Wasser zurück und tratschte quakend unter den Teichfröschen herum, was er eben erlebt hatte.
Das Entlein jedoch hörte verwundert auf zu weinen und schlief bald ein. Früh am Morgen dachte sie an die Worte des Frosches. Noch bevor die Geschwister erwachten, versuchte sie es. Fluchte und schimpfte nicht, sondern dachte nur ans Fliegen. Legte alle Kraft in die Flügel und startete. Es klatschte und spritzte, sie half mit den Füßen nach, rannte über das Wasser. Und dann, endlich, hob sie ab und drehte ihre erste Runde über den Teich, bevor sie überglücklich mit einer ordentlichen Bruchlandung wieder ins Wasser stürzte.
Der Teichfrosch jedoch hatte die Geschichte unter seinesgleichen in der Nacht überall herumerzählt. Noch heute lachen die Frösche im quakenden Froschkonzert, wenn sie sich von der Fluchente erzählen.

  • Pubertät anders erklärt. Sehr schön und humorvoll. Die Flugente, die eine ebenso talentierte Fluchente ist. LG. AiKa

  • Eine klasse Fabel mit Witz, deutlich erkennbar von Mumpitz.

  • Wie wird man erwachsen? Indem man auf den richtigen Frosch hört!
    Und anschließend fehlt noch ein Frosch zum Küssen 😀
    Schmunzelnd gelesen.

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