Babumm

Ein Pochen.
Pulsieren.
Ganz warm.
Der Winterwind schlug mir hart ins Gesicht, der Schal konnte nicht alles verdecken. Die Handschuhe verhinderten es, den Reißverschluss zu fassen.
Doch ich neigte nicht den Kopf.
Als ob ich mich verneigen würde, verbeugen, unterwerfen, nachgeben!
Nein, weder vor dem Wind, dem peitschenden, kalten Wind, noch vor dem Winter, dem glitzernden, kahlen Winter.
Der Schnee war noch nicht tief genug um zu knirschen, aber er schmatzte. Bei jedem meiner Schritte schmatzte er genüsslich auf, und danach hielt er seinen matschbraunen Schlund geöffnet, in der Hoffnung noch mehr zu bekommen.
Doch ich ging nicht zurück.
Ich würde ihm nicht geben was er wollte.
Niemals.
Meine Ohren meldeten sich ein letztes Mal mit einem unangenehm drückenden Gefühl, bevor sie sich der Taubheit ergaben und ich nichts mehr fühlte.
Ich konnte meine Nasenspitze förmlich rot leuchten sehen.
Und dann musste ich doch halt machen.
Den Handschuh zwischen den Zähnen kramte ich nach einem kleinen zerfetzten Papiertuch, und schnäuzte.
Viel bringen würde es nicht, spätestens in einer Minute bräuchte ich wieder eins.

Doch das hier konnte ich nicht mehr gebrauchen, also wohin?
Wegschmeißen?
Weiß in weiß, das sah man nicht. Und bis zum Frühling war es weggeschmolzen, zur Erde verrottet.
Mit Sicherheit.
Dennoch drehte ich mich um.
Sah nach hinten.
Weiß.
Weiß und matschig braun.
Braun.
Erde.
Und plötzlich konnte ich es spüren.
Ein Pochen.
Pulsieren.
Babumm. Babumm.
Der Frühling. Wartete, geduldig, bis der Schnee zu Wasser verfloss, aus dem matschigen Braun dünnes Grün sprießen ließ. Dünnes Grün sein buntes Dach emporhob und alle Felder weit und breit einfärbte.
Die Sonne, die Farben, die Düfte, die Geräusche.
Sie waren am Leben.
Pulsierten, in jedem einzelnen meiner Schritte.
Babumm. Babumm.
Mir wurde warm.
Ich konnte es spüren. Wie die Wärme durch den Boden, durch meine Füße, mit jedem Herzschlag sich verbreitete.
Und ich lachte. Schmiss das Papiertuch in hohem Bogen fort, und rannte los. Sprang, drehte mich, vor und zurück, tanzte zum Schmatzen des Schnees.
Ich hatte alle Zeit der Welt.
Denn mit jedem Schritt näherte ich mich dem Frühling.

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M.Michaux