Unterwegs in meiner Stadt
Erkrath, das ist die Stadt, in der ich wohne. Ein schöner Ort, der zwischen Düsseldorf und Wuppertal am Rande des Bergischen Landes liegt und das Tor zum Neandertal ist. Warum? Nun, hier wurden 1856 die Knochen des Neandertalers gefunden.
Mit ungefähr 50000 Einwohnern, verteilt auf drei Stadtteile, ist Erkrath zwar nicht sehr groß, hat aber trotzdem ein paar Sehenswürdigkeiten, die man kennenlernen sollte. Seien Sie also mit mir unterwegs, schauen wir uns doch einige davon an.
Als erstes geht es natürlich zur Fundstelle der Neandertaler-Knochen, von der aus ein sogenannter „Evolutionspfad“ zum an der Stadtgrenze Erkrath/Mettmann gelegenen Neanderthal-Museums führt, dessen Besuch sich auf jeden Fall lohnt. Hier wird die Ur- und Frühgeschichte der Menschheit sehr anschaulich dargestellt und Wissbegierige können hier interessante Bücher zum Thema kaufen.
In unmittelbarer Nähe des Museums kann man auf schönen Wanderwegen das Neandertal erkunden und kommt dabei auch zum „Eiszeitlichen Wildgehege Neandertal“, wo – wenn man Glück hat – Auerochsen, Tarpane und Wisente zu beobachten sind. Große Teile der Wanderwege führen an der Düssel entlang, die der Grenzfluss zur Nachbarstadt Mettmann ist. Entlang der Düssel liegt einiges Sehenswertes. Erwähnen möchte ich hier die romantisch gelegene Winkelsmühle mit ihrem großen Mühlrad und die Dammer Mühle. Die Stindermühle im Neandertal lohnt ebenfalls einen Besuch. Von hier aus bieten sich schöne Wanderungen an und am Wochenende kann man dort kleine Mahlzeiten zu sich nehmen. Auch das Gut Schlickum, ein ehemaliges Rittergut, heute privat bewohnt und das wahrscheinlich älteste bewohnte Gebäude in Erkrath, ist sehenswert. Direkt an einem Wanderparkplatz liegt die 580 Jahre alte Winkelsmühle; hier dreht sich immer noch das Mühlrad, nur angetrieben durch die Kraft der Düssel. Ebenfalls an einem Wanderparkplatz findet man „Haus Morp“, ein ehemaliges Rittergut und auch mal eine Wassermühle.
Die Bayer-Villa, ein prachtvolles Gebäude aus dem Jahre 1899 mit einem großen Parkgelände sollte bei einer „Unterwegs“-Tour nicht vergessen werden. In dem herrlichen Park mit Streuobstwiesen und Teich kann man schöne Spaziergänge unternehmen und trifft dabei auch noch auf das Kutscherhaus und einen Gartenpavillon.
Aber Erkrath hat noch mehr zu bieten, so zum Beispiel das „Museum Lokschuppen“ im Stadtteil Hochdahl. Dieses befindet sich an einer Steilrampe der Eisenbahnstrecke Düsseldorf-Wuppertal, die auch heute noch die steilste Strecke im Netz der Deutschen Bahn ist und 140 Jahre lang die steilste in Europa war und auf der die erste Eisenbahn Westdeutschlands fuhr. Im Museum wird die Geschichte der ersten Eisenbahnen Westdeutschlands dokumentiert, es gibt wechselnde Ausstellungen zur Geschichte der Bahn und restaurierte Dampfloks zu sehen.
Ebenfalls in Hochdahl und gar nicht weit weg vom Museum steht die „Sternwarte Neanderhöhe“ mit einem Planetarium. Hier finden Sternen- und Sonnengucker alles, was das Herz begehrt: mehrere astronomische Beobachtungstürme, eine Empfangsanlage für Wetterbilder, ein Tonstudio und eine Fachbücherei. Von insgesamt acht Planetarien aus, die mit zu den modernsten der Welt zählen, kann man die Wunderwelt des Alls beobachten.
Schon müde? Na, kommen Sie, wir wollen doch noch ein bisschen unterwegs sein. Auch ein Besuch des Naturschutzzentrums Bruchhausen lohnt sich. Dieses Zentrum vermittelt Einsichten in ökologische Zusammenhänge, bietet Mithilfe bei praktischen Naturschutzarbeiten und organisiert Fortbildungsmaßnahmen sowie Kindergeburtstage.
Sehenswert sind auch die Kirchen in Erkrath. Die St-Franziskus-Kirche in Hochdahl zeichnet aus, dass alle farbenprächtigen neugotischen Fernster noch im Original erhalten sind – eine historische Besonderheit. Außerdem ist bemerkenswert, dass die Ziegelseine, die für den Bau verwendet wurden, von Menschenhand geformt wurden, was teilweise durch Fingerabdrücke in den Ziegeln zu sehen ist. In Alt-Erkrath befindet sich die Kirche St- Johannes der Täufer, die einen barocken Schweifbogen und einen aus schwarzem Granit gefertigten Taufbrunnen aus dem 12. Jahrhundert enthält. Nur ein paar Schritte weiter befindet sich die evangelische Pfarrkirche, die in Form eines klassizistischen Saalbaus errichtet wurde. Wer den modernen Baustil bei Kirchen mag, sollte sich die Heilig Geist Kirche in Hochdahl ansehen, die – was heutzutage selten ist – ganztägig für Besucher geöffnet ist. Die meiner Meinung nach schönste und auch kleinste Kirche in Erkrath ist die Neanderkirche, die von der Art her eine Mischung aus Historismus, Jugend– und wilhelminischen Stil ist. Besonders sticht hier die für Kirchen nicht gerade übliche Dachform, ein sich kreuzendes Krüppelwalmdach, hervor.
Wir sind weiter unterwegs und kommen zum historischen Backhaus, indem noch bis 1949 Brot für den Familienbedarf gebacken und Obst getrocknet wurde. Nach Anmeldung können sich dort Gruppen im traditionellen Brotbacken unterrichten lassen und erfahren gleichzeitig auch etwas über die Geschichte des Brotbackens und des Backhauses.
Zum Schluss der Tour sind wir noch einmal in Alt-Erkrath. An einem früheren Römerweg, die Straße heißt auch so, direkt gegenüber des Friedhofs, sieht man, etwas erhöht, das Heiligenhäuschen. Nichts Genaues weiß man nicht, aber es wird vermutet, dass sich hier eine altgermanische Kultstätte befand, auf der eine frühchristliche Kirche errichtet wurde. Andere Vermutungen laufen darauf hinaus, dass die Kapelle auf einem alten Grabhügel steht.
In Alt-Erkrath gibt es noch drei Gebäude, die meines Erachtens sehr schön und sehenswert sind. Da wäre zunächst einmal das Rathaus, eines der schönsten, das ich kenne und in unmittelbarer Nähe das ehemalige Kurhaus der Stadt. Erkrath war nämlich mal Kurstadt mit Heilquellen, die Zeiten sind allerdings längst vorbei. Heute beherbergt das Gebäude nach umfangreichen Restaurierungen eine Konditorei mit Café und Biergarten. Auch den Bahnhof von Erkrath möchte ich nicht unerwähnt lassen, der erst kürzlich komplett saniert wurde und in dem sich unter anderem ein Antiquariat befindet, in dem man überwiegend als Eisenbahnfreund fündig wird.
So, nun ist die kleine „Unterwegs“-Tour zu Ende, vielleicht inspiriert sie jemanden, mal nach Erkrath zu kommen und sich alles in natura anzusehen.
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Horst-Peter Horn