Danke! – Nachbetrachtung zur Unterwegs-Lesung am 22. 01.2012 in Grevenbroich

Ich war ja schon ein wenig aufgeregt und linste immer wieder verstohlen zur Eingangstür. Schließlich hatte Harry im Vorfeld gefrotzelt, ob denn mehr Zuschauer als Autoren kommen würden, und dann auch noch beim Blick in den Leseraum festgestellt, dass die Bestuhlung doch sehr optimistisch sei. Typisch Harry. Wobei: Ich kann ihm ja nicht böse sein, schließlich ist er derjenige, der mir beruhigend das Händchen hält, falls meine Nervosität Überhand nimmt.

Das war diesmal aber nicht der Fall. Die Gruppe von Autoren, die zur Lesung gekommen war, verbreitete nämlich eine derart entspannte Stimmung, dass ich mich gleich wohl und aufgehoben fühlte. So ging es auch dem zahlreich erschienenen Publikum. Das war von der Vielfalt der vorgetragenen Geschichten und den musikalischen Einlagen von Andreas Gers so begeistert, dass am Ende der Veranstaltung mehrfach um eine Wiederholung gebeten wurde. Was will man mehr!
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Die Netzkritzler auf LiteraTour: Lesung am 22. Januar in der Stadtbücherei Grevenbroich

Wir alle sind täglich unterwegs, real oder in der Fantasie.
Am Sonntag, den 22. Januar 2012
laden die Autoren der
Netzkritzler-Anthologie „Unterwegs“
dazu ein, sich mit ihnen gemeinsam auf Gedankenreisen zu begeben. In der
städtischen Bücherei Grevenbroich
lesen sie ab 15 Uhr
Kurzgeschichten über Reisen aller Art und Länge.

Eine Zeitungsverteilerin nimmt uns mit auf ihre Tour, ein Fahrstuhlführer schwebt zwischen Himmel und Erde, ein Stalker beobachtet das Leben anderer durch Fensterscheiben, bis er selbst … Das bleibt bis zur Lesung ebenso ein Geheimnis wie die Antwort auf die Frage, was zwei Freunde mit einer Leiche in die Wüste treibt.

Die Reiseleiter sind: Herausgeberin Andrea Heinrich sowie die Autoren Herbert Blaser, Inga Hetten, Thorsten Hinck, Harry Michael Liedtke, Bettina Lohaus, Angie Pfeiffer, Albrecht Rau, Regina Schleheck, Rudolf Somplatzki und Günter Wirtz. Der Liedermacher und Schelmendichter Andreas Gers wird die Lesung musikalisch begleiten, so dass wir uns auf einen abwechslungsreichen Nachmittag freuen dürfen.

Wo könnte man besser die Gedanken mitreisen lassen, als in der gemütlichen Atmosphäre der Bücherei auf der Insel? Alle, die uns begleiten möchten, sind herzlich willkommen.
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Netzkritzler proudly presents: Unterwegs – die Anthologie zum Wettbewerb

Es ist immer wieder ein besonderer Moment, wenn man das erste Exemplar eines neuen Buches in Händen hält. Dieses Mal ist es ein besonderer Moment für den Netzkritzler. Denn es handelt sich um die Anthologie unseres Wettbewerbs.

Der Netzkritzler ist ein kleines Autorenforum. Doch auch ein kleines Forum kann viel auf die Beine stellen, wenn es mit Herzblut betrieben wird. So fand von September bis November 2010 der Kurzgeschichten-Schreibwettbewerb zum Thema „Unterwegs“ statt. Dieser erreichte mit 65 Wettbewerbsteilnehmern aus 5 Ländern eine erfreulich gute Resonanz. Bereits mit der Ausschreibung hatten wir versprochen, aus den besten Wettbewerbsbeiträgen eine Anthologie zu erstellen. Diese liegt nun vor, mit dem gleichen Titel, den auch der Wettbewerb trug: Unterwegs.

48 Autoren erzählen auf 188 Seiten, was unterwegs durchs Leben oder von Ort zu Ort so alles passieren kann. Spannung kommt auf, während man eine Frau auf ihrer Flucht begleitet, Nachdenklichkeit, als ein erfolgreicher Manager seinen Beruf in Frage stellt, und herzhaftes Lachen, als zwei Freunde ganz unkonventionell versuchen, den letzten Wunsch ihres verstorbenen Freundes zu erfüllen. Viele weitere Geschichten machen aus „Unterwegs“ eine abwechslungsreiche Lektüre für viele Gelegenheiten.

Wenn jemand von Euch Interesse an der Anthologie hat, kann er gerne ein Exemplar zum Preis von 11,90 Euro bestellen:

Andrea Heinrich (Hrsg.)
Unterwegs
Verlag: Books on Demand
ISBN 978-3-8423-4802-8

Derzeit wird die 1. Auflage noch nach vereinzelten Rechtschreibfehlern durchsucht, die sich immer wieder in ein Buch einschleichen. Die berichtigte Auflage ist dann in zwei Wochen erhältlich.

Wir machen von hier aus noch eine Sammelbestellung, um die Exemplare zum Preis von 9,50 Euro (zuzüglich Porto und Verpackung) statt 11,90 Euro im Buchhandel abgeben zu können. Wer hieran Interesse hat, kann gerne eine Mail an Werttbewerb @ Netzkritzler.de schreiben.

Vielen Dank allen Teilnehmern des Wettbewerbs, die diese Anthologie ermöglicht haben.

And the winner is …

Die Gewinner des Netzkritzler-Schreibwettbewerbs stehen fest!

Im August 2010 rief das Online-Magazin Netzkritzler zu folgendem Wettbewerb auf:

Thema: Unterwegs
Kategorie: Kurzgeschichten

“Des Menschen wahres Haus ist nicht das Haus, sondern der Weg, und das Leben selbst eine Reise, die zu Fuß zurückgelegt werden muss.” (Bruce Chatwin)

Wir sind täglich unterwegs:
– auf dem Weg zur Schule, zur Arbeit, zum Einkaufen, zu Freizeitaktivitäten.
– auf Reisen, nah oder fern, fort aus dem Alltag. Real oder in der Fantasie.
– auf dem Lebensweg, nicht immer gradlinig, aber doch unseren großen und kleinen Zielen entgegen.
Netzkritzler.de sucht Kurzgeschichten, die vom Unterwegssein erzählen. Die Möglichkeiten sind vielfältig, der Fantasie keine Grenzen gesetzt.

65 Autoren im Alter von 14 bis 72 Jahren haben auf die Ausschreibung reagiert und von September bis November 2010 ihre Beiträge eingesandt. Die Netzkritzler-Redaktion war nicht nur von der Anzahl der eingehenden Texte angenehm überrascht, sondern auch von der Internationalität der Autoren, die aus der Schweiz, Österreich, Italien, Polen und allen Teilen Deutschlands stammen.

Die Jury hat unabhängig voneinander die Texte bewertet, und als wir unsere Ergebnisse zusammenführten, stellten wir fest, dass wir dieselben Preisträger ausgewählt hatten. Auch was die Anthologietexte betrifft, lagen wir nahe beieinander. Darum hat es auch nicht lange gedauert, bis wir uns auf beides geeinigt hatten.

Bevor wir nun die Gewinner verkünden, möchten wir uns bei allen Wettbewerbsteilnehmern herzlich bedanken. Ihr habt Euch mit den Texten sichtbar viel Mühe gegeben und wir als Jury hatten wirklich Freude beim Sichten Eurer Beiträge. Darum: Schreibt weiter, auch wenn ihr vielleicht diesmal nicht bei den Preisträgern seid.
Schreibt, weil es Spaß macht, wenn Ihr mögt, auch gerne weiter hier auf dem Netzkritzler.
Wir würden uns freuen!

Und hier sind sie nun, die Preisträger des Netzkritzler Schreibwettbewerbs „Unterwegs“

1. Preis Henrik Lode – Auf und Ab
2. Preis Frank Haberland – Tränenmarsch
3. Preis Harry Michael Liedtke – Burn Baby Burn

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Auf und Ab

Jana steigt im Erdgeschoss in den Fahrstuhl. Sie ist eine der Hauptpersonen dieser Geschichte. Sie drückt auf die 20, 2 Schritt zurück, warten. Derweil steht Alfred im Untergeschoss vor einem Getränkeautomaten. Auch er ist hier Protagonist.
Während die Türen sich vor Jana schließen, entnimmt Nebendarsteller Gregor seiner linken Hosentasche ein Schlüsselbund, ergreift den Generalschlüssel in grüner Plastikeinfassung, steckt ihn ins Schloss und dreht ihn nach links. Die von Jana gewählte Halteanweisung wird daraufhin nachhaltig gelöscht, Fahrtunterbrechung im 3. Stock, Gregor steigt zu, verlässt den Aufzug wieder im sechsten. Dass es keinen Zielbefehl mehr für Etage 20 gibt, bemerkt Jana erst, als sie schon auf dem Weg ins Untergeschoss ist. Die Türen öffnen sich, Alfred betritt die Kabine, drückt auf die 20 und wendet Jana seine rechte Seite zu, den Rücken zur Spiegelwand, welche die Fahrstuhlkabine einseitig auskleidet. Dieser Stellung liegen 3 Überlegungen zu Grunde.
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Tränenmarsch

Aishas Sohn ist jetzt still. Sie küsst seine kühle Stirn. Stoffe hüllen den Kopf ein. Sie blickt auf. Die Straße ist ein rotes Band aus Leibern und Hitze. Blutige Füße wirbeln Staub auf. Die Luft riecht nach Rauch.
Parallel zum Weg verläuft ein ausgedtrocknetes von Unterholz und Dornenbüsche überwuchertes Flussbett. Dazwischen verwesen Tierkadaver – und Leichen. Der Anblick beschwört böse Erinnerungen in ihr auf. Sie schüttelt den Kof. Jetzt es ist vorbei – jetzt läuft sie. Nur darauf kommt es an.
Neben Aisha humpelt ein Mann vorbei. Das Gesicht von Brandnarben gezeichnet. Der bunte Rock des Mädchens vor ihr ist schmutzig und zerrissen. An der Innenseite ihrer Schenkel trocknet Blut. Kinder zerren an den Händen ihrer Mütter und betteln um Essen, das es nicht gibt.
Aisha spürt keinen Hunger, keinen Durst, ihr Körper ist stumm. Still wie die Rauchsäulen die am östlichen Horizont stehen. Eine davon markiert die Lage ihres Heimatdorfs.
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Burn, Baby, Burn

Es waren die 1970er Jahre. Eine Zeit, in der viele Leute jede Menge merkwürdiger Dinge taten. Wir auch. Allerdings setzten wir noch eins drauf. Bei allen spinnerten Aktionen, die in der Dope-Ära vonstatten gingen, es war wohl niemand so närrisch, mit einer Leiche ein paar hundert Meilen quer durchs Land zu streifen. Im Hochsommer noch dazu. Richtung Wüste!

Wir, das waren ein junger Typ namens Larry und meine Wenigkeit, Big H. Bei dem Toten handelte es sich um Tim Morrison. Den müssten Sie eigentlich kennen, wenn Sie sich auch nur ein bisschen in der Musikgeschichte auskennen. Er war der Sänger der „Backdoors“. Hatte in den Sixties zwei Dutzend Top-Ten-Hits, die Combo. Ihr größter Erfolg war sicherlich „Surfers on the Storm“. Kennen Sie sicher – dadadidadum. Na, klingelt’s? Hah, wusste ich’s doch. Den Song kennt jeder. Auch heute noch.
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Transit

„Willkommen an Board!“, begrüßt mich die brünette Stewardess mit standardisiertem Lächeln und einem schwachen Kopfnicken bei dem sich eine Haarsträhne hinter ihrem Ohr löst und elegant ins Gesicht gleitet. Sie sieht müde aus. Mitleidslos wende ich meinen Blick von ihr ab und versuche auf dem Papierschnipsel, der den Rest meines einst trennstreifengroßen Boardingpasses darstellt, meine Sitzplatznummer zu erkennen. Widerstandslos wild zittert dieser jedoch mit meiner Hand im unregelmäßigen Rhythmus. Unter Anstrengung erkenne ich schließlich die schwach gedruckte 27D. Ein Fensterplatz. Ich hole tief und hörbar Luft, atme laut und langgezogen aus. Ungeduldig, mit bösem Blick, kämpfe ich mich an all den eifrig Handgepäck-Verstauenden Passagieren vorbei. Erst Ihr Grunzen und Schwitzen, dann der zufriedene, selbstgefällige Blick, wenn sie sich in ihren Sitz fallen lassen und die Hände vor den hungrigen Bäuchen falten, bestätigen mich in meiner Entscheidung. 27D. Endlich angekommen!
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Rücklauf

Ihm voran ging kein Unbekannter. So viel vermeinte er zu erkennen und hielt auf die Gestalt zu. Je näher er ihr kam, desto vertrauter erschien sie ihm, obgleich sie ihm noch immer den Rücken zukehrte. Schliesslich glaubte er sich ihr so nah, dass es ihm hätte möglich sein müssen, die Hand auszustrecken und die Gestalt, sie an ihrer Schulter berührend, zu veranlassen, sich nach ihm umzuwenden und so ihr Gesicht kenntlich zu machen. Doch als er sich anschickte, sich dem bemerkbar zu machen, dem er gefolgt war (immer schon, wie ihn nun dünkte), fuhr in ihn – wie von jemand zugerufen – der Gedanke, dass er selbst es sein musste, der da ging. Wie war es möglich, sich einer solch offensichtlichen Erkenntnis so lange verschlossen zu haben? Und wie er sich fügte, war er zu jener Gestalt geworden und er sah mit ihren Augen.
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Eine nachmittägliche Verabredung

Seit einer Stunde sehe ich unentwegt auf die Uhr. Ich wusste, es macht keinen Sinn davor nochmal nachhause zu fahren. Aber die Tasche war schwer, die Füße nass, die Nase kalt und der Rücken sehnte sich nach ein paar Minuten Bett.
Vielleicht schaue ich deshalb ständig auf die Uhr, um die Zeiger am Fortschreiten zu hindern, doch jede der verstrichenen fünf- Minuten- Einheiten gibt mir ein unbehagliches Stechen. Die Wohnung wärmt meine eisigen Finger, meine Decke ist so weich, dass ich beim Aufstehen ein Gefühl abgrundtiefer Abscheu vor der Straße draußen empfinde, vor der Kälte, die wieder ihren Weg in meine Jackentaschen finden wird, egal, wie tief die Hände darin vergraben sind.
Warum hatte ich nicht nein gesagt?
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