Franziska und die Gartenzwerge

Mit einem ungeheuerlichen rrruuuummmmsss landete Franziska auf dem Boden der Tatsachen. Sie hatte sich völlig verschätzt, was ihre Geschwindigkeit anging. In den letzten Monaten hatte sie nicht so viel zu tun gehabt, Panju machte viel selbst, reiste durch die Weltgeschichte und überließ sie ihrem Tagwerk, das meistens aus süßem Nichtstun bestand. Und übermäßigem Essen. Das rächte sich jetzt! Franziska hatte Übergewicht und das sorgte dafür, dass sie sehr hart in diesem Garten aufschlug und sich nur langsam berappeln konnte.

Es dauerte etwas bis sich ihre Augen vom Flugwind erholt hatten und endlich aufhörten zu tränen.
Und was sie dann sah, erschien ihr ausgesprochen unwirklich. Vier superhässliche Gartenzwerge hatten sich um sie gruppiert und starrten sie unfreundlich an. Wo war sie denn hier bloß gelandet? Es konnte sich doch unmöglich um den Garten des Schweigsamen handeln, denn der wohnte doch laut Panjus Angaben in einem Hochhaus und hatte noch nicht mal einen Balkon. Dieses hundsgemeine Navigationssystem hatte mal wieder versagt! Das konnte ja noch heiter werden, denn bei ihrer letzten Reise hatte Franziska schon wertvolle Zeit damit vergeudet, ihren Einsatzort zu finden.

„Was ist denn das für eine?“ knurrte der Zwerg mit der Schubkarre vor sich hin.
„Und warum trägt sie um Himmels Willen einen Schwimmreifen?“ piepste der Typ mit dem Korb auf dem Rücken.

Dumme Frage! Schließlich hatte Franziska es oft genug mit Sturmböen zu tun und landete schon mal in Riesenpfützen, aus denen es ohne Schwimmreifen kein Entkommen für sie gab. Aber woher sollten das schon diese Zwerge wissen, die tagein tagaus sicher nichts anderes taten, als ihre Mini-Parzelle umzupflügen.
Tse.

„Wie heißt du und was willst du hier?“ knurrte die Schubkarre.

„Ich heiße Franziska und habe einen wichtigen Auftrag zu erfüllen. Scheinbar bin ich völlig falsch auf der Erde gelandet und muss erst meinen Einsatzort suchen.“

Allmächtiges Schweigen.
Und Atmen.
Oder eher war es doch ein Schnaufen.

„Du kannst uns viel erzählen!“ piepste der Korb „es ist nicht das erste Mal, dass hier Eindringlinge unsere Radieschen klauen!“

„Ich klaue gar nichts! Ich esse keine Radieschen, sondern ausschließlich Sternenmüsli und Regenbogenschokolade!“

„Die Tussi verarscht uns doch!“ brüllte der Zwerg mit….ja, was war das eigentlich, was er da mit sich rumschleppte?

Die Tussi gibt dir gleich einen rechten Aufwärtshaken dachte Franziska ganz leise.
Sie hatte schon mal davon gehört, dass es hier unten kleine Wesen gab, die Gedanken lesen konnten und vielleicht gehörten diese Giftzwerge ja dazu.

„Lass sie uns erst mal in deine Karre packen und verstecken“ meinte Piepsi mit dem Korb.

„Jetzt passt mal auf Freunde. Ich habe nicht vor, mich länger bei euch aufzuhalten. Ihr könntet mir doch einfach sagen, wie ich von hier aus in die Siedlung des Schweigsamen komme und schon seid ihr mich los!“

Schon wieder Schweigen.
Anscheinend war Franziska schon da. Hier schwiegen anscheinend alle nett vor sich hin. Und maulten zwischendurch mal. Oder piepsten. Nur um dann wieder in laut schnaufendes Schweigen zu verfallen.
Diesen Job hatte sie sich wahrlich einfacher vorgestellt.

Mit einem beherzten Griff riss Franziska sich den Schwimmreifen bis in die Achselhöhlen und rannte los.
Unter dem Zaun durch und mit einem Affenzahn den kleinen Weg hinter dem Zaun entlang. Sie grinste ihr frechstes Grinsen, fühlte sich bereits in Sicherheit und nahm ein bisschen Fahrt aus ihrer Flucht, als sie hinter sich ein Schnaufen und ein gepiepstes „Scheiße ist die schnell“ vernahm.

Mit einem weltmeisterlichen Sprung rettete sich Franziska in die Öffnung eines Kanaldeckels.

Eine Frau von Welt wusste eben, wozu man immer einen Schwimmreifen bei sich haben sollte.

Platsch

  • Vor giftigen Gartenzwergen sollte man sich ja grundsätzlich hüten 😉 Bin gespannt, ob Franziska ihren Einsatzort noch findet.