Über beste Freundinnen und meinen Lieblingsmensch

Es ist mitten in der Nacht. September, der 20. um 04.44 Uhr. Noch vor einer Minute habe ich am Fenster gestanden und eine Zigarette geraucht, während ich auf heißes Wasser für meinen Latte Macchiatto wartete. Gedanken im Kopf.
Sie ist meine beste Freundin, dachte ich und dann, dass sie mehr ist. Beste Freundin klingt so falsch, so nicht genug, nicht gerecht werdend. Beste Freundinnen sind doch die, die mit dem Ehemann schlafen oder es sind die, die nicht ganz ehrlich sind, wenn man sie fragt, ob einem das Kleid steht oder ob es zu den Schuhen passt. Nein, denke ich, beste Freundin wird ihr nicht gerecht. Sie ist da, sie geht einen Weg mit mir. Gestern sagte ich:
»Ich habe meinen Ort gefunden.«
Sie lächelte und weiß einfach, wie ich was meine und fühlt mit. Als ich am Fenster stand und die Zigarette ausdrückte, dachte ich:
›Lieblingsmensch‹, nickte und wusste, das wird ihr gerecht. Mein Vertrauen liegt bei ihr in guten Händen. Vielleicht braucht jeder Mensch sein Wort für seinen Lieblingsmensch. Es sollte eine bessere Bezeichnung als beste Freundin oder bester Freund sein. Jetzt sitze ich hier und schreibe diese Worte, die ihr auch nicht gerecht werden. Befreit von Schmerzen, befreit durch Morphium, denke ich an den Tod, auf dessen Zielgerade ich bin. Meine Atemzüge werden bereits rückwärts abgezählt. Ich habe eine Weggefährtin und einen Ort. Wenn er will, kann er kommen. Wir sind vorbereitet. Dank ihr, sogar gut.

  • Du verrückte Frau 😀

  • „Mein Lieblingsmensch,“ weckt Assoziationen, z.B. Menschlichkeit.Aber vielleicht auch Lieblingshaustier –
    Schönen Sonntag!
    Uwe

  • Einen Lieblingsmensch oder Weggefährten zu haben – das ist auch für mich mehr, als eine beste Freundin oder ein bester Freund.
    Die sind noch so viel seltener und umso kostbarer.

  • Nicht jeder findet so einen Lieblingsmensch.

    • Aber jeder Mensch hat seinen Menschen, mancher findet ihn / sie, mancher nie. Das Gefühl, etwas zu vermissen oder immer vermisst zu haben, spricht dafür, den einen Menschen, der nicht Ehefrau/Ehemann oder Geliebter/Geliebte sein muss, verpasst zu haben. Was schade ist, denn das „Ich habe was verpasst“ bleibt.