Der Action-Film: „Ra.One“ – Shah Rukh Khan lässt es krachen…
In seinem neuesten Film „Ra.One“ lässt es Shah Rukh Khan ordentlich krachen. Ein Bollywood-Filmtipp von frida.
Das indische Kino kennt zwar jede Menge Helden, aber keine, die Comics oder Videospielen entsprungen sind oder auf ihnen beruhen. Nun, Superstar Shah Rukh Khan hat sich davon nicht abhalten lassen. Ganz im Gegenteil: Mit seinem neuesten Film „Ra.One“ – der hier in Düsseldorf an zwei Tagen in der OmeU-Fassung gezeigt wurde– legt er ein Werk vor, dessen beider Helden die Stars in einem Videospiel sind.
Mit seiner Produktionsfirma „Red Chillies“ ist Shah Rukh Khan als bekennender Technik-Fan mit neuester Digital-Technik auch im VFX-Segment tätig. Was lag also näher, nicht nur die Hauptrolle, sondern gleich auch die Produktion zu übernehmen. Nur die Regie überließ er Anubhav Sinha, der bereits eine Regie-Karriere im Fernsehen machte.
Und so präsentiert sich „Ra.One“ als veritables Action-Kino, ein lautes, buntes und vergnügliches Spektakel, in dem jedoch kaum Blut zu sehen ist, keine Menschenteile durch die Luft fliegen, familientaugliche Action sozusagen, was sicherlich auch damit zu tun hat, dass Shah Rukh Khan diesen Film auch seinen Kindern, insbesondere seinem Sohn, schenken wollte.
„Ra.One“ ist eigentlich ein technisches Kürzel, lautsprachlich jedoch auch ein Synonym für „Ravaan“, dem großen bösen Dämon aus dem „Ramayana“, den in Indien jedes Kind kennt. Und darum geht es in dem Videospiel „Ra.One“: Im Mittelpunkt steht nicht der gute Held, sondern der Anti-Held: Ra.One, das absolut Böse, bei dem nicht sicher ist, ob der Gegenspieler ihn bezwingen kann.
Ersonnen wurde dieses Spiel von dem tolpatschigen, etwas naiven, aber trotzdem liebenswerten Spiele-Entwickler Shekhar (mit Lockenfrisur: Shah Rukh Khan), der mit Frau Sonia (Kareena Kapoor) und Sohn Prateek (Verma) in London lebt. Sohn Prateek ist im Gegensatz zu seinem Vater ein ganz ausgeschlafener, der seinen Vater erst auf die Idee gebracht hat, ein Spiel mit einem Anti-Helden zu erschaffen.
Natürlich gibt es auch einen guten Helden in diesem Spiel – G.One. Beide Figuren werden über eine spezielle Steuereinheit – HART wie „Heart“ (Herz) gesprochen – gesteuert. Nur wenn das HART zerstört ist, ist auch das Böse endgültig zerstört.
Als Prateek nach der offiziellen Präsentation das Spiel aktiviert und eine Runde spielt, geht etwas schief, was sich schon vorher angedeutet hat. Ra.One ist so mächtig, dass er es vermag, sich mit der Strahlung aus den Servern aufzuladen und aus dem Spiel in die reale Welt auszubrechen. Ra.One ist außerdem in der Lage, einem Gestaltwandler gleich, jede beliebige menschliche Gestalt anzunehmen. Sein Ziel ist es, seinen Spielgegner „Luzifer“ – unter diesem Nick spielt Prateek – zu töten.
Während Ra.One in der Gestalt eines Kollegen von Shekhar Jagd macht, kommt Shekhar bei dem Versuch, seine Familie zu beschützen, um. Die Katastrophe ist perfekt. Scheinbar kann niemand Ra.One stoppen. Aber da gibt es ja noch G.One, der nun in das reale Leben aktiviert wird. G.One – auch Shah Rukh Khan, diesmal mit flottem Haarschnitt und stahlblauen Augen, als fleischgewordene Steuereinheit mit gutem Herz – schafft es tatsächlich, Ra.One zu stoppen.
Natürlich ist Ra.One nicht tot, sonst wäre der Film jetzt schon zu Ende. Während Sonia versucht, in Indien wieder auf die Beine zu kommen, mit dem etwas nervigen G.One im Schlepptau, ist R.One (jetzt Arjun Rampal) wieder auferstanden und hat sich schon längst an die Fersen der drei geheftet.
Es kommt zum finalen ShowDown, allerdings im Videospiel selbst, auf Ebene Drei, der höchsten Spielebene. Prateek und G.One gegen Ra.One. Mit einer List, die Shekhar in G.One eingebaut hat, gelingt es den beiden, Ra.One endgültig zu zerstören. Dabei geht allerdings auch die Steuereinheit von G.One kaputt. Aber Prateek wäre nicht der technische Tüftler auf den Spuren seines Vaters, wenn es ihm am Ende nicht gelänge, G.One wieder Leben einzuhauchen…
Diese sehr einfach gestrickte Story wird in zweieinhalb Stunden so temporeich, unterhaltsam und sympathisch erzählt, dass man gar nicht merkt, wie die Zeit verfliegt. Regisseur Sinha hat sich dabei auch bei westlichen Vorbildern bedient, hier eine Prise „Speed“, dort ein wenig „Highlander“ und natürlich „Matrix“, alles auf dem neuesten Stand der VFX-Technik und in einem typisch indischen Film-Masala-Mix angerichtet.
Endlich gibt es mal wieder etwas ausgedehntere Song-and-Dance-Szenen, auf die man – leider – im aktuellen Hindi-Film zusehends verzichten muss. Die Musik (Vishal-Shekhar) geht ins Ohr und bleibt auch da. Shah Rukh und Kareena Kapoor hatten schon immer eine gute Chemie auf der Leinwand und auch hier funktioniert das Zusammenspiel als Shekhar/G.One und Sonia ausgesprochen gut. Auch der Kinderdarsteller des Prateek ist nicht so nervig oder überdreht wie es oft Kinderdarsteller in indischen Filmen sein können.
Arjun Rampal als superböser Ra.One erinnert an seine Rolle des Schurken in „Om Shanti Om“, nur noch verhundertfach. Die Spielfreude dominiert überhaupt allgemein und man merkt allen Beteiligten an, dass sie sich nicht allzu ernst und wichtig nehmen. In Kurz- und Kürzest-Szenen liefern Stars wie Priyanka Chopra, Sanjay Dutt oder Rajneekanth (der Superhero des südindischen Films) vergnügliche Cameos ab. Im Abspann sieht man, dass viele Action-Szenen von den Schauspielern selbst gemeistert wurden und dass man bei den Dreharbeiten offensichtlich viel Spaß hatte.
Alles in allem ist „Ra.One“ sehr gut gemachte Action-Unterhaltung, die sich nicht hinter westlichen Filmen des Genres verstecken muss, natürlich auch für Shah Rukh-Fans, die zu später Kino-Stunde gut vertreten waren, sondern auch für allen anderen.
Von „Ra.One“ gibt es auch eine 3D-Version und das Videospiel „Ra.One“ (auf Playstation). Gemäß den Umsatzzahlen seit Oktober d.J. wird der Film in Indien als „Hit“, in Übersee sogar als „Superhit“ gewertet.
Und wer Shah Rukh Khan vielleicht einmal live erleben möchte, sollte am 19.11.2011 nach Düsseldorf kommen. Dort wird King Khan bei der jährlichen Unesco-Gala im Maritim-Hotel als Botschafter für die Kinder Indiens auftreten. Also entweder selbst eine (teure) Eintrittskarte kaufen und mindestens 300 Euro als Spende mitbringen, oder vor dem Maritim-Hotel ausharren.
„Ra.One“, Indien 2011, Regie: Anubhav Sinha, ca. 145 Min
http://www.raonemovie.com/
© frida 2011
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