Leer

Ich bin nicht traurig, ich
sehe nur keinen Grund zu lächeln
inmitten grauschwarzen Betonbauten
finde ich keinen Fixpunkt,
keinen Horizont.

Wir laufen nebeneinander her, deine
High-Heels schlagen auf dem Asphalt auf
meine Schuhe schweigen, genau wie ich
während du mir dein Leben erzählst
zum ungefähr zehntausendsten Mal in diesem Jahr

Haltet die Welt an, ich
kann nichts mehr hören, ich
will nichts mehr sehen,
ich will einfach raus hier
und nicht mehr Teil sein eurer systematischen Monotonie.

Copyright (c) Lisa Schregle 2013

Der Wunsch nach Freiheit wird immer lauter

Ich will raus aus diesem System
in dem ich lediglich eine Nummer bin
ein Name auf einer langen Liste
der jeglicher Anfang
und sämtliche Enden fehlen.

Ich will raus aus diesem Raum
Stühle in Reihen, Tisch an Tisch.
Theorie wird viel zu groß geschrieben hier
aber draußen, im echten Leben
finden manche nicht einmal ihren eigenen Schatten.

Ich will raus aus dieser Rolle
Schüler zu sein heißt, dass man nichts weiß und nichts zu sagen hat
dabei ersticke ich zwischen unausgesprochenen Worten
und Sätzen und tausenden anderen Dingen,
die in meinem Kopf Pogo tanzen.

Ich will weg von euch.
Ich will endlich frei sein!

Copyright (c) Lisa Schregle 2013

Himmel auf

Macht den Himmel auf,
es ist schon jemand dort
der noch nicht dort sein sollte,
denn er ging viel zu früh fort
und niemand hat gefragt, ob er das schon wollte.

Macht den Himmel auf
und lasst ihn raus
holt ihn zurück, er soll
mit seinen Zehen den Sand spüren dürfen
am Meer ist es schöner als unter der Erde

Macht den Himmel auf
wir warten hier unten auf ihn
er ist doch ein Teil von uns,
ohne den
das Puzzle nie wieder komplett sein wird.

Copyright (c) Lisa Schregle 2013

Opa, ich vermisse dich. (+ 16.11.2012)

Haltlos

Du hast den Tiefpunkt auf den Kopf getroffen, hast
zwischen Randstein und Asphalt
Flucht beschlossen, willst
weg von Alltag und Monotonie
und bleibst dennoch verloren,
bleibst dennoch
Prinzessin der Melancholie.

An Sommer erinnerst du dich kaum
verbringst dein Dasein im Filmriss
vegetierst vor dich hin, zwischen Rausch und Traum
fliegst zwischen Farben und Blitzlichtgewitter durch endlose Nächte
ohne Bodenkontakt, doch dem Abgrund nah
denn du hast deine Krone längst
am weiten Horizont verloren,
Prinzessin der Melancholie.

Surreale Anflüge von Fantasie
halten dich tagelang wach
lassen dich reisen in ferne Welten
lassen dich minutenlang blühen
und dennoch verwelken
dass du das weißt, macht dich nicht frei
es zeigt dir nur umso mehr, dass du trotzdem gefangen bist
genau wie wir fast sieben Milliarden anderen auch.

Copyright (c) Lisa Schregle 2013

Wunderland

Wunderland

Ich find den Weg nicht, halt‘
an den falschen Stellen an, bieg‘
nicht richtig ab, hab‘
mich nur ein Stück verlaufen –
mitten in der Nacht.

Wunderland ist das, was niemand kennt
aber wovon jeder schon gehört hat
und man sagt auch, es sei gar nicht so weit weg
und dass es manchmal sogar näher ist,
als man denkt.

Wunderland ist das, was man niemals suchen soll
denn was man finden wird, ist nur Asche und Staub
und ein paar Kippen und die Zeitungen
von vorgestern,
während das Morgen schweigt.

Wunderland ist der einzige Ort, der für immer bleibt.

Copyright (c) Lisa Schregle 2013

Eine Idee, ein Anfang.

Ich weiß noch nicht sicher, was es einmal werden soll.
Aber es heißt „Salzwasser“.
Und das ist der Anfang:

Salzwasser

Du und der Sommer, ihr fehlt mir.
Ich rieche den Regen auf dem Asphalt, blicke auf triste, menschenleere Straßen und sehe nichts. Selbst unsere Horizonte sind nicht mehr das, was sie mal waren.
Irgendwie hat sich alles verändert, jeder Grashalm sich gewendet und nichts ist geblieben, außer Zigarrettenkippen und halbvolle Aschenbecher. Und Whiskygeruch in der Luft.
Und ich weiß nicht, warum und ich weiß auch nicht, wohin.
Ich sehe immer nur uns und unsere Schatten an der Wand und frage mich, wie es wohl weitergeht.
Wie kann man Liebesgedichte schreiben wollen, wenn man nicht einmal weiß, was Liebe ist?
Es ist viel zu kalt draußen. Ich ziehe meinen Anorak fester und lehne mich mit halbgeschlossenen Augenlidern an eine Straßenlaterne.
Es beginnt zu schneien, ganz sanft und eigentlich könnte das Leben so schön sein.
Zumindest manchmal.
In der Mondscheinperspektive sieht alles besser aus.
Aber wahrscheinlich auch nur, weil man im Dunkeln so vieles nicht sieht.
Den Staub und Sand zwischen den Pflastersteinen.
Und das, was man nicht sehen will.
Und das, was man übersieht.
Und das, was nicht sichtbar ist, weil es zwischen den Zeilen steht.
Aber dennoch da ist.
Neben mir fährt der Zug ein, hält.
(…)

Copyright (c) Lisa Schregle 2012

September

Stille, Schweigen.
Sonnenstrahlen schicken Sommergefühle,
Seetang schwimmt südwärts.
Septembermorgen.

Spiegelbilder sind selten schön,
schließlich sind sie subjektiv.
Scheinhorizonte schillern silbern.
Sehnsucht.

Strandspaziergänge, Seelenruhe.
Sternenklare Septembernächte,
schmeichelnde Sinnfragen.
Schlaflosigkeit.

Copyright (c) Lisa Schregle 2011

Kerzenschein

Kerzenschein

Es ist diese Hand, die du hältst.
Diese Hand, die du hältst und der Text, den du erzählst.
Es sind diese zwei aufmerksamen Augen,
die dich ansehen und dir glauben
und vielleicht sogar verstehen, was du sagst,
während du dich innerlich tausendmal fragst,
ob es richtig ist, was du da machst.

Es sind diese zittrigen Hände,
die nach dir greifen,
die an dir den Halt finden,
den du selbst bei dir immer gesucht hast,
die sich fest an dich klammern wie an den heiß ersehnten Rettungsring
im tosenden Ozean des Lebens
und es sind diese Worte,
die dir doch so viel zurückgeben,
Worte aus einem alten Mund ohne Zähne,
Worte aus einem Gesicht mit vielen Falten,
mit Augen, die nicht aufgehen wollen nach einer langen,
kalten, dunklen Nacht
und trotzdem
wird auch mit diesem Mund
noch manchmal gelacht.

Es sind diese Beine,
die nicht mehr richtig gehen können,
doch manchmal würden sie mit Sicherheit
am liebsten wegrennen,
hinauslaufen in die Freiheit und weg von den
vor Niedergeschlagenheit grau gefärbten Mauern.

Eingemauert zwischen Angst und Trostlosigkeit
sitzt man auf einem Stuhl
und wartet.
Man wartet auf den Morgen,
wartet auf die Nacht
und auf den nächsten Tag.
Dazwischen isst man und sieht aus dem Fenster,
sieht zurück in die Vergangenheit,
zurück in einen Garten voll Äpfel und Bäumen,
zurück in ein Leben voller Träume,
die in den neuen Lebensräumen keinen Zutritt mehr haben
und draußen bleiben,
hängen bleiben zwischen den Fensterscheiben
und ihre Botschaften in den Schnee schreiben.

Doch Momente des Glücks kehren zurück und füllen Lücken,
wenn man irgendwann begreift,
dass man immer noch brennt,
dass da immer noch dieses eine Feuer ist, diese Flamme,
wenn auch manchmal nur noch ein Flämmchen,
ein Kerzenschein.

Copyright (c) Lisa Schregle 2011

..schon älter, aber trotzdem..

Über leben

Über leben.

Und wenn alles zerbricht,
dann darfst du nicht stehenbleiben.
Manchmal ist jede Sekunde eine Sekunde zu lang
Und die Uhren haben vergessen, wie man richtig tickt.
Wenn ich wüsste, was
Ich dir sagen sollte, wäre
Mein Mund nicht so trocken.
Wenn ich wüsste, wie
Man es tut, dann
Hätte ich es längst getan.

Dann würde ich nicht so ratlos dastehen.
Dann würde ich nicht so hilflos aussehen.

..& ich vermisse die früheren Zeiten.

Copyright (c) Lisa Schregle 2012

Schrift/Zug

Schrift/Zug

Ich möchte Graffiti sprühen
Auf deine Wände/auf dich/ich
Möchte den Endlosbeweis für die Ewigkeit
Gnadenlos ziehen lassen.
Und festhalten.

Konturen schattieren im Licht,
Illusionen bestehen zu 99,9% aus
Kohlenstoffdioxid, am Ende
Stirbt man doch daran, aber
Vor dem Ende kommt immer ein (neuer) Anfang.

Schrift/Züge fahren manchmal zu spät los
Und ich bleibe am Bahnhof stehen, irgendwo
Schräg hinter den Gleisen.
Zuggleise ändern Sichtweisen, doch
Manchmal verengen sie Sichtweiten.

Blicke auf den Morgen danach
Reichen weit hinter den Horizont, bleiben
Hängen zwischen Fensterglas und Nebel,
doch ich hab dir schon vergeben und
in der Dämmerung lecken wir Tautropfen von Grashalmen ab.

Copyright (c) Lisa Schregle 2012