Neulich bei Vollmond
Sandra war wieder einmal genervt. Mama und Papa waren in der Küche und schrieen sich an. Mama ist viel in der Arbeit, kommt oft gereizt heim. „Stress in der Arbeit“ nennt sie das immer. Papa kommt meistens später heim als Mama. An manchen Tagen sieht sie ihn abends gar nicht, da sie schon im Bett ist wenn er heimkommt. „Stress in der Arbeit“ nennt er das.
Auch heute sah sie ihn nicht. Dass er daheim war, merkte sie erst als sie aufwachte, weil Papa und Mama sich stritten. Sie verstand nicht warum sie sich so oft stritten, aber es machte ihr Angst.
Der Mond leuchtete in ihr Zimmer, zog sie magisch an. Mama schrie Papa an, ein Gegenstand flog gegen die Wand. Sandra hatte endgültig genug davon. Im hellen Mondschein konnte sie ihre Strickjacke finden und ihre Schuhe anziehen, ohne das verräterische Licht anknipsen zu müssen. Leise, ganz leise und langsam, öffnete sie ihr Fenster und kletterte aufs Dach. Nun konnte sie keiner mehr aufhalten. Der Abstieg vom Dach war ihr ein Leichtes, denn sie ist ja schon ein großes Mädchen. Schließlich war sie schon acht und würde nächstes Jahr zur Kommunion gehen.
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