Auf dein Wohl
Der Rote macht sich gut am frühen Morgen, aufbewahrt für einen anderen Tag als diesen, gleichwohl, er passt. Erinnerung ertränkt, Gefühle betäubt, dem ein oder anderen „Hallo“ gesagt, der kam und irgendwo auf der Strecke blieb, wie nun die, die das Glas zum Mund führt. Am Abend wird es die Flasche sein.
Was wäre das Leben ohne die kleinen Tode zwischendurch?
Vielleicht ist der Rote gnädig und lässt sie einschlafen nach dieser durchwachten Nacht, vielleicht lässt er sie torkeln und fallen. Sie lacht. Wohin denn fallen, wenn man schon am Boden liegt? Mental jedenfalls.
Drei Schluck hintereinander. Sie will, dass es schnell geht, dass es ihr in den Kopf steigt, gleich wird das warme Wasser sein Übriges tun. Auf dem Grunde des Meeres finden sich Perlen, auf dem Grund ihres Ozeans sieht man die Tränen nicht.
Ganimesch. Ganimesch ist nichts, ist nur ein Wort, das der Rote ihr flüstert, damit sie daraus eine Erzählung spinnt. „Geh“, sagt sie, „heute ist kein Tag für Geschichten, heute wirst du mich taub machen, blind und stumm.“ Aber dieses Wort kreist in ihr als Name des Hundes, der eine Hölle bewacht, die nicht ihre ist.
Das erste Glas strömt warm, das zweite widerwärtig, das dritte … So weit denkt sie nicht mehr. Sie strebt dem Bad zu, der Hitze, dem Eintauchen ins Nichts.
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