Leben
Als Alice wieder in die Küche trat, stand Marc immer noch vor der Eckbank und sah sich die darüber hängenden Bilder an. Jedes von Ihnen schien eine ganze Geschichte zu erzählen, selbst die, auf denen nur wenig zu sehen war. Dabei hatten sie einen sehr unterschiedlichen Stil, die einen wirkten sachlich, die anderen eher phantasievoll verträumt. In vielen waren Gegenstände integriert, Urlaubssouvenirs oder Strandgut, und jedes für sich weckte Marcs Wunsch, etwas darüber zu erfahren.
Alice lächelte, als sie sah, mit welcher Offenheit und Neugier Marc die Bilder betrachtete.
„Diese Bilder sind … Ich finde kein Wort dafür“, stotterte er.
„Jedes dieser Bilder erzählt ein Leben“, antwortete sie.
„Ihres?“
„Wer weiß?“ Wieder blitzten Alices Augen schelmisch und Marc wusste: Was immer sie ihm über die Malereien offenbaren würde, es würde doch immer auch ein Geheimnis bleiben.
In diesem Moment trat Joseph in die Küche. „Mein Leben lang male ich Gras, mein Leben lang“, brummelte er, „aber diesmal will es mir nicht … Oh, wir haben einen Gast!“
„Das ist Marc“, stellte Alice den Besucher vor, „er hat sich verlaufen.“
„Ein Wirrkopf also?“ Der Unterton in Josephs Stimme ließ Marc lachen und er nahm gern die angebotene Hand zur Begrüßung.
„Ein Städter“, antwortete er, „der dem Landleben nicht gewachsen ist.“
„So, so“, zwinkerte Joseph ihm zu und sie setzten sich, während Alice damit begann, das Abendessen zuzubereiten.
„Ich habe gerade Ihre Bilder bewundert“, setzte Marc das Gespräch fort.
„Es sind keine Bilder, es sind Leben“, erwiderte Joseph.
Marc stutzte. Joseph hatte es mit noch größerer Ernsthaftigkeit gesagt als zuvor Alice und so wiederholte er seine Frage.
„Ihres?“
„Wer weiß?“ Als hätten sie sich abgesprochen, gab Joseph die gleiche Antwort wie sie.
‚Vielleicht ist es besser, nicht so neugierig zu sein‘, überlegte Marc und schwieg eine Weile.
„Es könnte auch Ihres dabei sein“, riss ihn Alice aus seinen Gedanken.
„Meins?“, blickte Marc sie erstaunt an.
„Lassen Sie uns suchen, ob wir Sie finden“, nickte sie ihm ermunternd zu.
Marc erhob sich, stellte sich wieder ans Fenster, um die Bilder genauer betrachten zu können, und versuchte, aus dem Dutzend seines herauszufinden. Doch so sehr er sich auch bemühte, es gelang ihm nicht.
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Zwischen Hügeln und Meer, erster Teil
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Maultrommler
28. Okt 2013
so kann die Geschichte nicht enden, also rück schon mit der Fortsetzung raus.
Songline
28. Okt 2013
Immer langsam, ich muss warten, bis die Geschichte von selbst fließt, sonst kann ich nicht schreiben 😀