Ciarraí

Ich sehe immer noch den Zug in den Bahnhof einfahren und dich in der Tür stehen. Ich sehe dich aussteigen und auf mich zukommen, ein wenig zögerlich, ein wenig mich einschätzend. Ich sehe, wie wir uns umarmen, wie du das erste Mal mit mir im Auto fährst.
Ich sehe uns den Hügel am Krankenhaus hochgehen, dein Gesicht am Blitz, unser Schweigen in seinen Straßen und schließlich James Bond 008.

Du suchst, was dir fehlt, ich sehe dein Haben. Was dich mir besonders macht und ihm. Weine nicht um ein Zuwenig, es steht dir nicht. Warum hat er dich erwählt? „Wenn die Hölle einen Krieg schickt …“, sagtest du, also hole die Kriegerin hervor – für dich, für mich, für ihn. „Es ist keine Zeit für Traurigkeit“, habe ich von ihr gelernt. Wenn du seine Stärke forderst, solltest du ihm deine zeigen, dass er sie ziehen kann und durchhält.

Kartoffelsalat

Nachdenklich stellte Clare den Kartoffelsalat auf den Tisch. „Ich bin immer noch einen schuldig“, dachte sie, „eine große Schüssel voll und Würstchen dazu.“ Wie viel Zeit war vergangen, seit sie ihn versprochen hatte? Zeit bemisst sich nicht in Monaten und Jahren, Zeit bemisst sich darin, wie Menschen sich verändern.

Clare suchte das Foto eines jungen Mannes heraus, das mit der Kappe, aus dem er sie anlächelte. „Lachst du noch?“, fragte sie. „Lachst du noch, wie wir miteinander lachten? Weinst du noch, wie wir weinten? Gilt es noch, dein ‚Freunde für immer‘? Wer zu dritt um eine Mitte gestanden hat, gibt nicht auf, was in dieser Nacht geschah, hörst du?“

Sein Blick offen, das Lächeln unverändert, der starke Arm ein Zeichen seiner Kraft. Im Hintergrund die Lieblingskneipe. Bodenständig. Ehrlich. „Wie lange warst du nicht mehr dort, nicht mal in Gedanken?“, schrie Clare ihn an. Keine Reaktion. Wäre er noch er, vielleicht hätte sie ihn zwinkern sehen.

„Und Du?“, hörte sie ihn plötzlich brüllen, „Du bist doch immer nur…“
Clare sah ihn ruhig an: „Doch ich bin noch da.“

Halte durch

Von dir für mich – und umgekehrt:

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Ohne dich
fühle ich mich
ohne mich.

Unsere Tage

Ich kann nicht denken, was ich nicht denken will: Diese Tür, die sich öffnet und schließt – verriegelt. „Es ist nicht die Zeit für Traurigkeit“, sagt sie. Ich atme durch. „Komm schon.“
Vor ein paar Tagen erst schickte ich dir Bilder vom Meer.

Ich male das Haus an der Bucht, wo Fels und Sand die Ufer säumen und sich das Gras im Wind wiegt. Sanft glitzert das Licht der Sonne auf den Wellenkämmen.
„Ist dir kalt?“, fragst du und ziehst mich näher an dich heran.
„Nicht mit dir.“
Hier zu sitzen, fernab von dem, was war, erträumen wir uns.

Bis dahin – deine Tage und meine. Du füllst deine mit Worten, ich meine mit Routine, wir unsere mit Gedanken aneinander. Erinnerst du dich an Moonfleet? In meinem Zimmer brennt eine Kerze, die darauf wartet, dass du heimkommst.

Für immer nur du

„Was macht die Liebe?“, erkundigte er sich.
Sie lächelte.
„Ist es immer noch er?“, fragte er nach.
„Ja, es ist immer noch er.“
„Habt ihr inzwischen …“
„Nein.“
„Wie kannst du dir dann sicher sein?“ Es lag kein Zweifel in seiner Stimme, sondern Interesse.
„Eines Tages“, begann sie, „werde ich einen Roman darüber schreiben.“ Und dann erzählte sie, was wichtig war, nicht die ganze Geschichte, sondern was ihr Herz an dem Mann hielt, den sie liebte.
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Lange her

Was wir gemeinsam tun, schreiben wir auseinander, was jeder für sich macht, zusammen. Verreisen wollten wir – eines Tages – und ich lachte, als ich sagte, wir könnten die Koffer zusammen packen, während jeder seine Sachen zusammenpackt.

Vergangene Zeit, nicht verlorene Brücke. Auf der Suche nach dir lege ich mich zwischen die Zeilen.

Fundament

Durch tausende von Zeilen hindurch,
stärker als alle Geschichten,
die aufgebaut und eingerissen,
steht:
„Ich verliebte mich
in einen Pfleger.“

Bleib

Lass mich dich loslassen,
aber nicht verlieren.

Muscheltag

Am Strand entlang, um die Klippe herum, suchte ich die Einsamkeit und fand uns. „Vergiss alles“, hast du gesagt, doch aus dem Vergessen tauchten alte Worte auf und bildeten sich neu. Hätte ich ein paar Muscheln dreimal aus meiner Hand gleiten lassen, hätten sie jedes Mal anders gelegen und würden doch nicht ihren Weg durch das Meer erzählen und wie sie dorthin kamen, wo ich sie fand.

Über Wege haben wir gesprochen, den einfachen und den, den ich gehe, weil es der richtige ist. „Aber …“, sagst du, doch ich lächle dich still. Meine Augen ruhen im Hier. Lass mich dir meine Bilder schicken für den Tag, an dem wir sie brauchen.

Meerkuss

Sonnenstrahlenblau der Himmel am frühen Morgen. Zu wenig geschlafen, zu viel im Blick nach vorn, auch der heutige Tag wird den Abend fangen. Ich erwarte das Küstensalz auf meiner Haut in Gedanken an einen Meerkuss von dir.

„Wir verlieben uns in die Worte“, sagte sie vor fast vergessener Zeit. Sie irrt. Wir verlieben uns in das Gefühl dahinter, wenn die Worte ehrlich sind, nicht aufgesagt, nicht abgespult. Rilkes Panther dreht stäbeblind seine Kreise, und erzählte ich von ihm ohne Gefühl, du würdest nicht verstehen, warum ich ihn bei mir trage. Ihn, wie ein Blatt mit Worten von dir.

Wenn du malst, sollen es Farben sein, kein S für ein I. Die Farben, die wir schrieben, will ich sehen, die bunten, die echten. Die, die uns aneinander denken lassen. Die, von denen jede dir sagt: Ich bin doch da, wie ich es immer war.