immer
immer federleicht
immer verzaubernd
immer da
immer du
immer federleicht
immer verzaubernd
immer da
immer du
e2-e4 Was sonst? Er eröffnete.
„Spiel“, sagte er.
„Ich spiele nicht. Und schon gar nicht gegen dich“, antwortete sie.
„Spiel!“
„Nein!“
„Wenn du nicht ziehst, ziehe ich für dich.“
Sie schwieg und bewegte sich nicht.
Er zog ihren Bauern, dann seinen.
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„Tu was.“
„Nein.“
„Du kannst es nicht?“
„Ich will es nicht.“
„Weil du verlieren wirst?“
„Weil wir beide nur verlieren können dabei.“
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Mein freundlicher Nachbar sagte es gestern Abend schon, als wir gemeinsam unsere Einfahrt von Schnee befreiten und er mir, nachdem ich zwei (!) Besen zerbrochen hatte, einen freien Zugang zu meiner Haustür schaffte: „Das gibt Glatteis.“
Ja, es gab Glatteis, und ich hasse es eigentlich, wenn mich die Schulpflicht der Kinder bei dieser Witterung und noch vor Sonnenaufgang aus dem Haus treibt. Aber heute war es schon beim Frühstück schön ruhig, da mein Wibbelchen außer Haus ist, und meine Stimmung dementsprechend entspannt.
Also ging’s nach dem erholsamen Morgenmahl auf eisglatter Straße Richtung Schule. Mit 20 km/h unsere Straße runter, dann mit 40 Richtung Kreisel. Davor standen sie, 5 Fahrzeuge, von denen das vordere offensichtlich abgebremst und damit anderen ebenfalls zu einem Bremsvorgang gezwungen hatte, der jeweils im Wagen des Vordermanns endete. Hinter mir sah ich das Blaulicht der herannahenden Polizei.
Mama Songline nutze die Situation für einen verkehrserzieherischen Vortrag über angepasste Fahrweise im Winter. „Wer nicht bremsen muss, kommt nicht ins Rutschen“, sagte ich und tuckerte weiter Richtung Schule. Mit 30 km/h ging es zurück. „Born in the USA …“ schmetterte mir Bruce Springsteen aus dem Radio entgegen. Wow. Der Song ist normalerweise mein Signal, das Gaspedal ein klein wenig weiter durchzutreten, unabhängig von jeder Geschwindigkeitsbegrenzung. Aber heute nicht.
Heute dachte ich darüber nach, wie wohltuend es bisweilen ist, die Zeit zu entschleunigen.
Bewusst zur Ruhe zu kommen bei 30 km/h.
Den Stress zu vergessen.
Nicht über die unerledigten Dinge nachzudenken, die bei dieser Witterung nicht zu erledigen sind.
Sondern einfach zu entspannen.
Einatmen.
Ausatmen.
In sich sein.
Ganz bewusst.
Und sonst nichts.
6.27 der Wecker klingelt
7.20 die Kinder zur Schule gebracht
9.25 Möbellieferung angenommen und Aufbau überwacht
Das dauert drei Stunden inclusive Putzen.
13.20 vom Schornsteinfeger aus dem Bett geklingelt. Mittagsschlaf ade.
14.15 die Jüngere zur Chorfahrt verabschiedet
15.00 die Große von der Schule abgeholt
16.20 die Große zum Sport gefahren
18.25 die Große abgeholt
Danach: Darauf warten, wer jetzt noch was von mir will.
Viel zu viele Tage
wie dieser.
Ich schäle Mandarinen in einem Stück. Einen Streifen durch die Mitte, dann die Kappen. Weißt du, wie das aussieht?
Ein Elefant könnte es sein, mit großen Ohren und langem Rüssel. Ich sehe ihn mit seiner Herde durch die Weite der Masai Mara ziehen, in der Ferne Zebras und Gnus. Die Luft flirrt heiß über der Steppe.
Ein Insekt könnte es sein, mit Facettenaugen. Der Rüssel nimmt den Blütennektar auf. Vor meinem Auge erstreckt sich eine blumenreiche Wiese und ich höre das Zirpen der Grillen.
Verträumt bin ich, beim Mandarinenschälen.
Heute denke ich an beides nicht.
An Elefanten nicht und nicht an Insekten.
Heute denke ich daran, dass ich dir von beidem nie erzählt hab.
Hoch oben im Gebirge war ein Fels, größer als die anderen Felsen und doch einer von ihnen. Rau war es dort oben und der Fels trotze brennender Sonne und tosendem Sturm. Eines Tages trug der Wind den Samen einer Pflanze zu ihm und der Samen fiel in eine kleine Spalte, die der Frost im Winter in den Fels gesprengt hatte. Aus dem Samen wuchs eine Pflanze heran und der Fels, der nichts als harte Felsen kannte, wunderte sich.
„Was willst du hier?“, fragte er.
„Nur bei dir sein. Du bist mir Halt und Schutz“, antwortete die Pflanze.
„Ich bin nichts, hau ab“, grummelte er zurück.
„Du bist viel mehr als nichts. Du bist stark, in dir finden meine Wurzeln Halt und Nahrung. Du bist mir Schutz gegen alles, was mir nicht wohlgesonnen ist. Lass mich bleiben.“
Der Fels wusste nicht so recht, was er tun sollte. Er war bisher gut ohne eine Pflanze ausgekommen. Andererseits: Vielleicht wäre sie ein angenehmer Zeitvertreib. So ließ er es dabei bewenden.
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Es war ein banges Hoffen, als sie auf die Wiese kam, nahe den Felsen. Würde er da sein?
Ja! Dort stand er.
Lächelte, als er sie kommen sah, lachte.
Und sie mit ihm.
Die banalsten Dinge erfordern bisweilen einen ungeahnten Zeitaufwand. Vielleicht habe ich mir die Sache auch nur zu einfach vorgestellt: Man gehe in ein Möbelgeschäft und suche sich einen Tisch aus, 70×110 cm, mit passenden Stühlen, fertig.
5 Tage und 5 Möbelgeschäfte später sind meine Haare noch grauer als sowieso schon und ich fühle mich um Jahre gealtert. Doch, ja, es gibt tolle Essgarnituren. Ich habe sogar meinen Traumtisch mit Traumstühlen gefunden. Aber ich bezahle doch keine 1300 Euro (!) für den Tisch, nur weil er gut aussieht, wenn er nur aus drei Brettern besteht. Ich bezahle auch keine 1600 Euro für eine Eckbank mit einem anderen Tisch, der so klein ist, dass nicht mal 4 Teller drauf passen für die 4 Leute, die auf der Eckbank und den passenden Stühlen sitzen könnten.
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Ich kann dich nicht aufschreiben, hast du gesagt. Du irrst dich. Ich könnte. Ich könnte dich aufschreiben mit jeder Faser meines Herzens. Aber weißt du … weißt du noch …? Wir wollten es gemeinsam tun. Du mich, ich dich. Wir uns.
Ich könnte dich aufschreiben. Aber ich tue es nicht ohne dich.
Da sitzt du und zeichnest einen Drachen. Radierst, entwirfst, pausierst. Die Krallenfüße schon perfekt, der Körper angedeutet, welche Flügel nur?, und noch kein Kopf in Sicht, nicht mal in deiner Phantasie. Ich beneide dich.
Drei Tage später zeigst du mir dein Bild.
„Den wünsch ich mir zu Weihnachten von dir“, sag ich.
„Ich mal dir einen anderen, der hier ist für Ruth“, meinst du.
Und ich lächle.