Das erste Mal

Das erste Mal mit dir
brachte ich dich zum Lachen.
Das erste Mal ohne dich
wird eins des Schweigens sein.

Sehnsuchtsmeer

Ich möchte mit dir ans Meer fahren,
wohin uns die Sehnsucht trägt,
ans Ende der Welt vielleicht
oder wo die Brandung an Felsen schlägt.

Ich möchte dir Strandbilder zeigen,
Farbenspiele, vor Urzeiten gemalt,
solche, die im Wind sich wiegen,
in deren Blüten die Sonne strahlt.

Ich möchte mit dir Wasserplanschen,
von Klippen spucken, 100 Meter tief,
dem Seehund ganz zärtlich die Nase kraulen,
die Möwe necken, die niemand rief.

Und wenn die Fischer heimkehren,
durch den Hafen nach Hause geh’n,
möchte ich dich endlich wieder
lachen seh’n.

***

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Schlüsselkind

Ich habe mich so lange verschlossen,
mein Universum hinter Türen versteckt, wohlgeschmückt.
Habe niemanden hineingelassen,
außer mich selbst – klein und groß.
Ich sandte Briefe nach draußen,
die mein Drinnen erzählten,
meine kleinen Welten,
Puzzlestücke eines Bildes, das sich nicht vollenden durfte.
Und nun höre ich draußen, es ginge auch um mich.
Vielleicht – wenn du klopfst –
lass ich dich ein.

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In dem Wissen, was kommt

Ich kann dich noch hundertmal fragen, wo du hin möchtest, es ändert nichts.
„Wüsste ich, wofür …?“
Ich kenne doch auch die Antwort nicht.
Für sie, für mich?
Solange es nicht für dich selbst ist, führt dich nichts mehr ins Licht.

Moonfleet – Have a Care

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Hör mal mit in diese wunderbare Musik von Moonfleet –
Die Geschichte des Jungen John Trenchard und seiner Liebe Grace Maskew.
Viele Stürme waren zu überwinden, bevor sie zueinander fanden.

Vom Häschen aufs Wölkchen

Es gibt ja Menschen, die sind mindestens so bekloppt wie ich. So Leute wie meine Freundin, zum Beispiel.

Da sprachen wir dieser Tage über Ostern und Hasen und sie erzählte mir, dass sie früher immer gedacht habe, Karfreitag sei kein Tag, sondern ein besonderer Mann, der Karl Freitag hieße.
Hätte ich nicht schon auf der Couch gelegen, ich hätte mich auf dem Boden gekugelt vor Lachen.
„Wie kamst du denn auf sowas?“, wollte ich wissen.
„Ich weiß nicht“, antwortete sie mit dem unschuldigsten Unterton in der Stimme.
„Wenn ich nicht wüsste, wie verrückt du bist, würde ich jetzt sagen, deine Schrauben wären locker!“, lachte ich.
„Oder die Drähte durchgeschmort“, fiel sie in den Unsinn ein.
„Oder die Platine am Dach. Da fällt mir ein: Hab ich dir eigentlich schon erzählt, dass ich als Kind immer meinen Kassettenrekorder auseinandergenommen habe?“
„Und? Hast du ihn wieder zusammenbekommen?“, zweifelte sie meine elektrotechnischen Fähigkeiten an, wie sie es im Übrigen auch immer mit meinen PC-Kenntnissen macht, was ich nun ÜBERHAUPT nicht nachvollziehen kann.
„NATÜRLICH!“, antwortete ich im Brustton der Überzeugung.
„Wahrscheinlich, weil du ihn nicht mit dem Staubsauger behandelt hast.“
Das saß. Ja, ja. Dass man einen PC nicht mit dem Staubsauger reinigt, weil er sonst seinen Geist aufgibt, weiß ich inzwischen auch.

Blitzschnell lenkte ich ab: „Du, der Typ, den wir da letztens gesehen haben, was sagtest du, wie alt der ist?“
„37.“
„Der sah doch aus wie mindestens 47“, entgegnete ich, „und du hattest rosa Wölkchen im Blick.“
„Stimmt doch gar nicht!“
„Ich hab das genau gesehen!“
„Du Blindfisch, ich hab dem keine rosa Wölkchen gemacht!“
„Hast du doch!“
„Hab ich nicht!“

Ich gab nach, zum einen, weil sie recht hatte, zum anderen, weil ihr der Staubsauger nun zwischen Häschen und Wölkchen vollkommen entfallen war. Sage noch einer, bekloppte Frauen seien zu strategischen Gesprächen nicht in der Lage 🙂

Kleines Bonbönchen

Auszug aus dem heutigen Telefonat mit meiner Freundin:

Sie: „Hier riecht es so komisch.“
Ich: „Ich rieche nichts!“

Warum nur sagte sie, dass das wieder so typisch ich war?

Wertarbeit

Es gibt ja Menschen, denen passieren ständig Missgeschicke. So Leute wie mich, zum Beispiel.

Da stand ich heute Morgen vor dem Badezimmerspiegel und vertraute auf gute deutsche Wertarbeit. Also auf die Haltbarkeit eines Wattestäbchens.

Leider ist die Wertarbeit auch nicht mehr das, was sie mal war, und mein Vertrauen endete mit einem Hilfeschrei und dem beherzten Eingreifen meiner Tochter, die wagemutig eine Pinzette in mein Ohr einführte und dafür sorgte, dass ich wieder hören konnte. Also, wenn ich wollte. Ich höre ja nicht immer.

Aber das hat nichts mit Wattestäbchen zu tun.

Niemand mehr

Es ist niemand mehr da, dem ich meine kleinen Dinge erzählen möchte. Niemand mehr, der mit mir über die rote Wollmaus lachen würde, die ich ins Regal legte, niemand mehr, für den ich fröhlicher schriebe, als mir ist, niemand mehr, der mir Ruhe ist.

Niemand mehr, weil du nicht mehr bist.

Ich bin nicht Domian

Es gibt ja Leute, die brauchen ihren Nachtschlaf. So Leute wie mich, zum Beispiel. Leider gibt es andere Leute mit umgekehrt proportionalem Biorhythmus, die denken nicht darüber nach.

Mitternacht. Geisterstunde. Vom Handybimmeln geweckt, schrecke ich hoch.
„Schläfst du schon?“, dringt es an mein Ohr und mechanisch antworte ich: „Nein.“ Ich weiß nicht, warum ich immer „nein“ sage, wenn mein Großhirn im „standby“-Modus steht, vielleicht hat das entwicklungsgeschichtliche Gründe, ist ja auch egal. Jedenfalls fährt es fort:
„Kann ich dich auf Festnetz anrufen, mein Handy ist bald leer?“
„Was?“ Ich bin noch nicht ganz da und mir sind anderer Leute Handys ziemlich egal.
„Oh, Du hast doch schon geschlafen, oder?“, piepst es gewollt unschuldig klingend.
„Was ist los?“
„Oh, das tut mir leid, ich rufe an, weil …“

Nein, es tut nicht wirklich leid. Würde es wirklich leidtun, hätte jemand vorher darüber nachgedacht, dass man einen nur weitläufig bekannten Menschen nur im wirklichen Notfall zu mitternächtlicher Stunde anruft. In diesem Fall aber geht es um weniger als jemandes Hämorrhoiden am Darmausgang.

Meine Adrenalinproduktion läuft auf Hochtouren. Mein ES flüstert: „Brüll in den Hörer“, mein Über-Ich rät: „Bleib höflich“, mein Ich schüttelt den Kopf und legt einfach auf. Das „Problem“ ist auch am nächsten Tag noch da und dann kann man sich immer noch darüber unterhalten. Wenn überhaupt.

Tja. Nun sehe ich jemanden verzweifelt das Handy anstarren, während ich nicht mehr da bin. Da hilft nur noch einer: Domian. Der hört sich nachts ab 1 Uhr allen Kummer an. Oder die Telefonseelsorge. Die macht das rund um die Uhr. Ob die allerdings Interesse an Hämmorhoiden haben, weiß ich nicht zu sagen.