Detlef Klewer – Der Splatterfilm

Ein Buchtipp:
Detlef Klewer – Der Splatterfilm
ISBN 9783931608170, Fester Einband, 229 Seiten, aus der Reihe 1. – 2500 Exemplare, Sonstiges, erschienen am 01.01.1997 bei MPW

Eines vorweg: Hier war ein ausgewiesener Kenner am Werk. Durch Artikel in Zeitschriften wie Moviestar, Vampir und Filmillustrierte zuvor angenehm aufgefallen, hat sich Horrorflickexperte Detlef Klewer eines höchst umstrittenen Genres angenommen: Des Splatterfilms.
Kettensägen, Spitzhacken, Zombies, Psychoschlitzer, Kannibalen, Halsschlagadern, Eingeweide – Es hat natürlich seinen Grund, warum diese Sorte Film herzlich rüde als Kotztütenhorror diskreditiert wird. Umso wichtiger war es, dass sich mal jemand die Mühe macht aufzuzeigen, dass einiges mehr hinter den augenfälligen Gore-Effekten steckt als die provokative Lust am Schocken und die Exploitation von Gewaltperversionen, beispielsweise ein Aufbegehren gegen restriktive Zensurregulative, die Visualisierung eines aufkommenden soziokulturellen Pessimismus, die Abkehr von den überkommenen Zeichen und Symbolen des traditionellen Gruselfilms oder das Aufzeigen kollektiver Gewalttraumata.

Dies zu vermitteln, gelingt Detlef Klewer bei der Analyse ausgewählter Filmbeispiele beeindruckend gut. Eine klare Trennlinie zwischen Schund und Kunst zieht er dabei nicht (das wäre auch unmöglich), er macht allerdings durchaus einen Unterschied zwischen schlichten Gedärmehappenings und intelligenten Horrorvexierspielen. Sachlich widerlegt der Autor manche undifferenzierte Verteufelung, aber er kommentiert auch kritisch neuralgische Entwicklungen (wie etwa das Violent-Shit-Phänomen).

„Der Splatterfilm“ bietet eine profunde Schilderung der Geschichte der Blutspritzgattung von ihren Anfängen in den frühen 1960er Jahre bis heute (genau gesagt, bis zum Buchveröffentlichungsdatum 1997). Natürlich erhebt dieses Werk keinen Anspruch auf Vollständigkeit, aber zumindest wird alles wenigstens einmal angerissen. Gegliedert in Themenblöcken, wird über Kultklassiker, Obskuritäten, Randerscheinungen, Skandale und Macher berichtet – mal ausgesprochen gründlich, mal mit einem knappen Federstrich.
Wahre oder vermeintliche Regiegrößen wie George Romero, Wes Craven, Stuart Gordon, Sean Cunnigham, Mario Bava, Jean Rollin, Anthony M. Dawson, Sam Raimi, Herschell Gordon Lewis, Dario Argento und Tobe Hooper finden ausführlich Erwähnung. Joe D’Amato, Frank Henenlotter und Peter Jackson werden mit ausführlichen Abhandlungen über ihr Leben und Werk gewürdigt. Die Schauspielstars Paul Naschy, Christopher Lee, George Eastman und Angus Scrimm waren vielleicht niemals zusammen in einem Film, sind aber dafür nun gemeinsam in einem Buch. Ferner geben sich Kultfiguren wie Michael Myers, Freddy Krueger, Leatherface und Jason Voorhees die Ehre. SS-Wölfin Ilsa fehlt ebenso wenig wie der Hellraiser Pinhead. Die gefürchteten 2000 Maniacs und die unvergleichlichen Reitenden Leichen tauchen auf, im Haus an der Friedhofsmauer hängt ein Zombie am Glockenseil, die Klasse der Nuke’em High feiert mit dem Toxic Avenger ab. Es wird dem Eurogore gefrönt, der Hongkongsplatter beleuchtet und die Blut-und-Beuschel-Amateurszene vorgestellt. Dazu gibt es massenhaft Plakatabbildungen, Filmfotos und Porträtpics sowie einen exzellenten Index der bedeutendsten Genreproduktionen.

Fazit: Für Splatterfans eine Fundgrube.

Der Splatterfilm

  • diese richtung ist zwar eher nicht meine, aber ich finde es gut, dass du immer mal was informatives hier reinstellst und ich hoffe, es entmutigt dich nicht, dass du keine oder wenig kommentare kriegst. mir würde was fehlen, wenn von dir keine texte mehr kommen. denn lesen tue ich sie immer – nur da ich null kennung von der materie hab, schreib ich keine kommentare.

    das wollt ich grad mal loswerden.

    • Keine Sorge! Es gibt eben Texte, die sind zum Kommentieren auch gar nicht so geeignet. Solche Rezensionen gehören dazu (im Grunde sind sie ja selbst Kommentare). Wenn sie andere dazu anregen, auch mal Bücher, Platten oder Filme vorzustellen, würde mir das schon reichen.

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