fridas DVD-Tipp: „The Help“ von Tate Taylor

„Das Geheimnis liegt in der Soße“ hieß es einst doppelbödig in „Grüne Tomaten“. In „The Help“ – jetzt neu auf DVD erschienen – liegt eines von vielen Geheimnissen ebenso doppelbödig im Schokoladenkuchen.

Ein wenig erinnert mich „The Help also schon an „Grüne Tomaten“. Aber während in „Grüne Tomaten“ schwarze Menschen zwar wichtige Nebenfiguren waren , die Gewichtung der Story aber auf der Beziehung zwischen den beiden weißen Frauen lag, liegt die Gewichtung in „The Help“ eindeutig auf dem Schicksal jener Tausenden von schwarzen Frauen, die als Haus-und Kindermädchen die weißen Haushalte im Süden der USA am Laufen hielten, und einfach nur „The Help“ hießen, dem alltäglichen Rassismus nicht nur ihrer „Herrschaften“ weitestgehend schutzlos ausgesetzt.

„The Help“ ist angesiedelt im Jahr 1963, Schauplatz die Stadt Jackson, Hauptstadt von Mississippi, seinerzeit einer der übelsten rassistischen Staaten jenseits der Mason-Dixon-Linie. Aber im Jahr 1963, dem Jahr von JFK’s Ermordung, aber auch von Martin Luther Kings Marsch auf Washington, liegt auch in Jackson bereits ein wenig Rebellion in der Luft.

„I have a dream“ gilt auch für die liberale Skeeter (Emma Stone), der weißen Protagonistin des Films, und für die Haushaltshilfen Aibeleen (Viola Davis) und Minny (Octavia Spencer), den schwarzen Protagonistinnen. Skeeters Traum ist eine Karriere als Schriftstellerin, Aibeleens und Minnys Traum endlich als Menschen unter Menschen wahrgenommen und anerkannt zu werden.

Vom parasitären Lebensstil ihrer weißen Freundinnen zunehmend angewidert, setzt Skeeter mit Unterstützung von Aibeleen und Minny schließlich erfolgreich ihr Traumprojekt um: Ein Buch nicht nur über die „Hilfen“, sondern auch mit „The Help“, in dem der weißen Gesellschaft ein Spiegel vorgehalten wird.

Wunderbar komplementär zu Skeeter sind die Figuren von Aibeleen und Minny gestaltet. Aibeleen mit ihrer leisen Resignation zu Beginn des Films und dann doch am Ende – mutig geworden durch den Erfolg des Buches – über sich hinauswachsend, während Minny ihr Herz auf ihrer Zunge trägt.

„The Help“ ist mal leise wie Aibeleens Traurigkeit, mal lauter wie Minnys vorlautes Mundwerk, deren berühmter Schokoladenkuchen zum Menetekel für die schlimmste Rassistin (besonders fies Bryce Dallas Howard als Hilly Holbrook am Ort wird. Fast zweieinhalb Stunden lang, aber keine Minute langweilig, folgt man Aibeleen und Minny durch einen mit sichtbaren („Coloreds only“) und unsichtbaren Stolperfallen verminten Alltag für jene, die nicht die richtige Hautfarbe haben.

Der Film berührt einen unweigerlich emotional. Und natürlich weiß man, auf welcher Seite man als Zuschauerin zu stehen hat. Darüber hinaus ist „The Help” ein Film mit und über starke Frauen, denn sowohl die weißen als auch die schwarzen Männer fallen hier besonders durch ihre Schwachheit auf.

Abgerundet wird „The Help“ durch hervorragende Schauspielerleistungen und durch einen sehr schönen Soundtrack (Musik Thomas Newman, der Titelsong wird von Mary J. Blige gesungen), der die besondere Stimmung des Südens gelungen einfängt.

Ich empfehle außerdem dringend, sich den Film in der Originalfassung anzusehen, da auch das Südstaaten-Englisch, insbesondere das Black English zur Atmosphäre des Films nicht unbedeutend beiträgt.

Am Ende des Films geht Aibeleen hocherhobenen Hauptes aus dem Haus ihrer „Herrschaft“, nachdem sie endlich Mrs Holbrook in ihre Schranken gewiesen hat. Auf den Gesichtern der weißen Frauen spiegelt sich fassungslos eine Ahnung, dass es allmählich mit ihrer unbeschränkten Vorherrschaft vorbei sein wird.

„The Help“ („The Help“), USA 2011, Regie: Tate Taylor, ca. 140 Min

P.S. Den Roman dazu habe ich noch nicht gelesen, aber werde in der nächsten Zeit damit beginnen.

© frida 2012

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