Heute ist mein erster „Runzeltag”!

Nein, das ist kein Gedenktag für Runzeln, aber lest einfach weiter…

Ein wohliges Gefühl umfing mich heute morgen, als ich gegen sechs Uhr – meine normale Aufstehenszeit – wach wurde. Nein, heute klingelte mein Wecker nicht. Heute konnte ich mich wieder in meine Decke kuscheln, ohne aufstehen zu müssen, und dass an einem Tag mitten in der Woche, ohne Urlaub zu haben (oder, schlimmer, krank zu sein).

Denn ich bin vor kurzem 57 Jahre alt geworden. Und ich arbeite in der chemischen Industrie. Wer von Euch auch in der „Chemie” arbeitet, weiß vielleicht, dass es eine Vereinbarung im Manteltarifvertrag der chemischen Industrie gibt, der Arbeitnehmern im Schichtdienst ab 55 und allen anderen Arbeitnehmern ab 57 eine zusätzliche Arbeitszeitverkürzung von 2 1/2 Stunden pro Woche zugesteht. Diese Stunden werden zu 1 Tag – dem „Altersfreizeittag” – zusammengefasst, der alle drei Wochen genommen werden darf. In diesem Jahr sind das für mich 15 Tage, ab nächstem Jahr 17 Tage.

Es gibt ein paar Einschränkungen, an welchen Tagen dieser Tag genommen werden darf, dass er bei Urlaub, Krankheit, sonstigen Abwesenheiten wegfällt. Aber ansonsten ist das eine tolle Sache, so ein Tag zusätzlich und ganz für mich allein. Bei uns in der Firma heißt dieser Altersfreizeittag schon seit langem „Runzeltag”, weil man ja mit 57 (oder 55) sich bereits die einen oder anderen Runzeln gerade auch im Berufsleben erworben hat.

Nun ist dieser Tag und überhaupt das Thema „Arbeitszeitverkürzung” einigen Arbeitgebern ein Dorn im Auge. Das würde nicht mehr in die heutige Arbeitslandschaft passen. Bei den jetzt bald anstehenden Tarifverhandlungen in der chemischen Industrie wollen diese Herrschaften auch dieses Thema verhandeln. Die haben den Knall des demografischen Wandels wohl noch nicht gehört.

Sicher: Noch vor einigen Jahren gab es kaum noch Arbeitnehmer, die ihre Altersfreizeiten in Anspruch nahmen, weil den Belegschaften kaum noch über 55jährige angehörten. Das wandelt sich aber zur Zeit. Auch aufgrund des veränderten Renteneintrittsalters – ich muss z.B. noch bis 65 Jahre und 9 Monate arbeiten, um meine volle Rente zu bekommen, was unter den gegebenen Bedingungen der Arbeitswelt kein Zuckerschlecken ist – müssen immer mehr Ältere auf ihren Arbeitsplätzen verbleiben, wenn sie nicht erhebliche Rentenkürzungen in Kauf nehmen wollen. Den meisten Arbeitgebern fällt dazu immer noch nichts ein, außer dass jetzt mehr Kosten auf sie zukommen können.

Zurück zu meinem „Runzeltag”, den ich hoffentlich so lange genießen kann, solange ich noch arbeiten muss. Ich habe mir schon vorher Gedanken gemacht, wie ich künftig diesen Tag verbringen könnte:

1. Keinesfalls mit Putzen oder etwa alle Einkäufe für die Woche erledigen!
2. Morgens ausschlafen, gemütlich eine (oder mehrere) Tassen Kaffee im Bett trinken, dabei lesen.
3. Danach das tun, worauf ich gerade Lust habe und das entscheide ich spontan. Mich ganz selbstbestimmt treiben lassen.

Und was habe ich heute – also bis jetzt – gemacht? Dem Gartencenter einen ersten Frühlingsbesuch abgestattet. Und einen Text geschrieben. Mal sehen, worauf ich als nächstes Lust habe. Ich habe mich noch nicht entschlossen.

© frida 2012

  • nun lese ich diesen Beitrag, nachdem der Runzeltag fast vorbei ist… vielleicht hast du ja auch eib wenig die Stirn gerunzelt… ;

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