Mordsmütter – ein mörderisch unterhaltsamer Leseabend
Zum Internationalen Frauentag veranstaltete die Gleichstellungsstelle der Stadt Grevenbroich am 08.03.2013 einen spannenden Krimiabend. In der gut besuchten Bücherei boten vier AutorInnen (Vor-)Lesestoff vom Feinsten. Mit Kurzgeschichten aus der Anthologie „Mordsmütter“ wurden die Zuhörer bestens unterhalten.
Ulla Lessmann leitete den Abend kurz mit „Weil eine Mutter immer eine Mutter bleibt“ ein und nahm dabei die Aktivitäten rund um den Muttertag aufs Korn.
Bei Kerstin Lange gipfelte ein „Fröhlicher Muttertag!“ in einem Familiendrama.
Der zart besaitete Matheus, von der Mutter vergöttert, vom Vater unverstanden, entdeckt seine Liebe zum Kochen und lernt schnell den Umgang mit Pilzen, Kräutern und Gewürzen. Als sein Bruder Carsten im Rausch bei einem Verkehrsunfall stirbt und Matheus Carstens Zimmer in einen Kräutergarten verwandelt, erleidet sein Vater vor Aufregung einen Herzinfarkt. Vier Monate lang ist er zur Behandlung außer Haus, vier Monate, in denen Mutter und Sohn aufblühen. Und so reift der Plan, sich dauerhaft vom Vater zu befreien. Doch Matheus ist nicht der einzige, der Mordpläne schmiedet …
Was fühlt eine Mutter, deren Sohn starb? Regina Schleheck ließ ihre erzählende Protagonistin in „Kleiner Prinz“ diese Frage beantworten.
Im Urlaub auf Rügen lernt die Mutter von zwei Kindern den alleinerziehenden Sören kennen. Sie vertraut ihm ihre Tochter und ihren Sohn für einen Ausflug an. Sören zieht seine und ihre Kinder an Seilen mit dem Boot durchs Wasser. Als er bemerkt, dass eines fehlt, ist es zu spät: Ihr Sohn Timo wird vier Tage später an Land gespült. Ein Jahr lang träumt sie Nacht für Nacht verschiedene Arten des Ertrinkens. Ein Jahr lang macht sie sich Vorwürfe, dass sie ihren Jungen in Sörens Hand gegeben hat. Dann erhält sie Post von dem Mann, der für Timos Tod verantwortlich ist, und fährt zu einem Wiedersehen nach Rügen. Auf dem Meer, genau dort, wo ihr Sohn starb, kommt es zu einer endgültigen Aussprache …
Harry Michael Liedtke entführte die Zuhörer mit „Mutter Carnage und ihre Kinder“ ins Missouri der 1930er Jahre.
Überaus witzig und gestenreich erzählte er die Geschichte des Farmjungen Theo, der in kindlicher Naivität und Hilfsbereitschaft eine verletzte Frau versorgt. Mit Esel und Leiterwagen transportiert er sie über mehrere Stunden zur nächsten Raststätte, wo sie drei angsteinflößende Männer trifft und mit ihnen davonbraust. Erst als er wieder nach Hause kommt und ihm sein Freund aufgeregt von einem Banküberfall erzählt, wird Theo klar, wem er da zur Flucht verholfen hat …
Ulla Lessmann gelang in „Blockflötenkonzert“ die sehr gute Charakterstudie einer verbissen ehrgeizigen Mutter.
Die alleinerziehende Lisa Schweitzer erwartet den Auftritt ihrer Tochter Fanny Clara beim Weihnachtskonzert. Natürlich ist ihre Achtjährige die einzige, die über musikalisches Talent verfügt, und natürlich ist sie die einzige Mutter, die dieses Talent behutsam und doch systemtisch zu fördern weiß. Immer wieder geht sie in Gedanken durch, wie die Töne geblasen werden müssen, damit sie sauber klingen, immer wieder erinnert sie sich daran, welche Verhaltensregeln sie ihrer Tochter mitgab, damit dieses Konzert der Grundstein für deren weitere musikalische Karriere werden kann, die ihr selbst versagt blieb.
Ein einziges Ereignis könnte das perfekte Spiel ihrer Tochter gefährden, nämlich wenn „er“ kommt, doch das wird nicht passieren, das wird er nicht wagen.
Fanny Clara tritt auf, ihr Spiel verzauber die Zuhörer, bis … Ja, bis sich die Tür öffnet und „er“ durch den Gang nach vorne geht. Als sie ihren Vater erkennt, mutiert Fanny Claras „b“ zu einem Kreischen der Flöte, bevor es erstirbt. Und mit ihm alle Hoffnungen von Lisa Schweitzer.
Nein. Das kann und darf nicht sein – und doch, es ist geschehen. Als Lisa Schweitzer sich um die Zukunft ihrer Tochter betrogen sieht, fasst sie einen folgenschweren Entschluss …
Die vier AutorInnen gestalteten durch ihren lebendigen Vortragsstil einen unterhaltsamen Abend. Sie führten die Zuhörer durch alle Gefühlslagen, ließen sie lachen und bangen und Spannung spüren. Wer die Lesung verpasst hat, kann ihre und weitere Geschichten in „Mordsmütter“ nachlesen
Dirty Harry
11. Mrz 2013
Klasse Bericht! Da kann man ja nicht anders, als inständig zu danken! Ich poste das mal bei Leuchtfeder und bei Facebook, wenn es genehm ist.