Mausmorgen
Mausmorgen
Still sitze ich im Morgennebel.
Bin heute früher dran.
Die Nacht hat mich nicht finden können und somit blieb ich wieder einmal schlaflos.
Konnte ich genauso gut früher in den Betonbunker fahren, in dem mein Büro eines von ganz vielen war.
Es ist noch ruhig und diese Ruhe ist so ohrenbetäubend schön, dass ich noch eine Zigarette rauche, bevor mich das Neonlicht verschluckt.
Ich nehme eine kleine Bewegung zu meinen Füßen wahr und erblicke eine Maus, die im Rekordtempo von hier nach da flitzt.
Seltsam.
An dieser Stelle, habe ich schon Seite an Seite mit einem Entenpärchen gehockt und Tauben suchen ab und zu nach Fressbarem. Aber eine Maus? Die muss hier neu zugezogen sein.
Ich überlege, wie jetzt die übliche Reaktion auszusehen hätte.
Gewagter Sprung auf die Parkbank, um laut um Hilfe zu schreien?
Zu klassisch.
Oder dem Hausmeister Bescheid geben, dass es in einer Klinik nicht so gut kommt, wenn die Mäuse das Mausen nicht lassen.
Wie blöd ist das denn?
Die Maus macht mir Spaß, obwohl sie doch einen leicht verwirrten Eindruck hinterlässt.
Kann sich nicht entscheiden, ob sie näher kommen soll, oder besser wieder unter dem Blumenkübel verschwindet, der anscheinend ihr neues Zuhause darstellt.
So kann man auch ganz gepflegt seine übrige Zeit verbringen, denke ich so.
Ob ich ihr einen Namen geben soll?
Besser nicht.
Und leider ist die stille Zwiesprache zwischen Maus und Mensch dann auch wieder so schnell vorbei wie sie gekommen ist, als diese Knallerbse von Weitem mit dem Laubsauger im Anmarsch ist.
Also ab an den Schreibtisch, müßig weiter drüber nachzudenken.
Als ich am Nachmittag noch einen kurzen Zwischenstopp an der Parkbank einlege, liegt seltsames Pulver auf dem Asphalt.
Die Schweine haben sie gekillt!
Meine Maus!
Ich hätte ihr doch einen Namen geben sollen.
R.I.P.
Mumpitz
16. Mai 2011
Ein zärtlicher Mausmorgen mit bitterem Ende. Und ohne Namen.
Songline
16. Mai 2011
Namen kann man auch posthum noch vergeben, oder? Ich würde es tun.
Die Geschichte gefällt mir. Ich verlinke sie mal zu „Bilder zaubern Worte“, Thema „Begegnung im Park“.