Die fortgesetzte Volksverarsche
Die Angela, also die Bundesangela, Ihr wisst schon, unsere Kanzlerin, die war ja diese Woche wieder in Sachen Euro beschäftigt. Manchmal glaube ich, die ist über jede Eurokrise froh, denn wenn sie nach durchberatener Nacht mit tiefer als sonst herunterhängenden Augenlidern vor die Presse tritt, denkt der deutsche Durchschnittsbundesbürger, sie würde ganz doll viel arbeiten, während sie bei innenpolitischen Themen so gut wie nie in Erscheinung tritt. Das aber nur am Rande.
„Europa geht gestärkt aus der Krise hervor“, hat die Angela gesagt. Nun kann die mir ja viel erzählen, glauben tue ich das deswegen noch lange nicht. Also habe ich mir das Krisenpaket mal angeschaut, das die da nächtelang beraten haben.
„Alle Länder führen eine gesetzliche Schuldenbremse – möglichst in den Verfassungen – mit dem Ziel ausgeglichener öffentlicher Haushalte ein.“ Da geht es ja schon los. Das Ziel eines ausgeglichenen Haushaltes steht doch in Deutschland schon in der Bundes- und den Landesverfassungen! Da frage ich mich ja, ob die Politik überhaupt weiß, was das ist: Also, liebe Politiker, ein ausgeglichener Haushalt ist, wenn man auf meinen Papa hört und höchstens so viel Geld ausgibt, wie man einnimmt. Da die Politik aber weder meinen Papa noch die eigenen Verfassungen kennt, hat sie unsere Staatverschuldung von 1950 mit umgerechnet 10 Milliarden auf heute 2.027 Milliarden Euro ansteigen lassen. Und mit jedem Haushalt, der ein Defizit hat, kommen wieder mehr Schulden hinzu.
„Ja …“, schreien da manche, „aber das Defizit wird doch immer kleiner!“ „Jaaa…“, schreie da ich, „aber ein Defizit bleibt ein Defizit und erhöht unsere Schuldenlast. Wenn ich dieses Jahr 48 Milliarden Euro Defizit habe und nächstes Jahr 31 Milliarden, dann habe ich in 2 Jahren immer noch 79 Milliarden Euro Schulden gemacht. Also versucht nicht, mir zu erzählen, wie toll ein kleineres Defizit ist!“
So. Nun haben wir also alle verstanden, dass die Schulden immer höher werden, obwohl in den Verfassungen steht, dass das nicht so sein sollte und obwohl das Defizit jedes Jahr sinkt. Wobei ja auch noch keiner weiß, ob es das wirklich tut. Denn nur, weil die Politiker das wollen, heißt das ja nicht, dass das dann auch so eintrifft. Aber egal, machen wir weiter mit den tollen Beschlüssen:
„Die EU kann Länder, die zu hohe Haushaltsdefizite haben, in Zukunft automatisch bestrafen.“ Ja nur – wie denn? Sicher nicht, indem man ihnen Strafzahlungen aufbrummt, denn mit jeder Strafzahlung würde ja das Haushaltsdefizit noch höher! Wie man bestraft, haben wir am Beispiel von Griechenland gelernt: Die dürfen jetzt nur noch die Hälfte ihrer Schulden zurückzahlen, obwohl sie doch unbedingt alles zurückzahlen wollten. Über diese Strafe sind die Griechen bis heute so empört, dass sie deswegen auf die Straßen gehen und protestieren. Ach nee, das war anders, die protestieren, weil die jetzt genauso lange arbeiten sollen wie wir und weil jetzt die Rentner erfasst werden, damit nicht wie bisher die Renten noch weitergezahlt werden, wenn die alten Leutchen schon 20 Jahre tot sind.
Also, wenn ihr mich fragt: Den ganzen Euro-Beschlüssen merkt man an, dass sie nach durchwachter Nacht in den frühen Morgenstunden gefasst wurden, als alle müde waren und nur noch ins Bett wollten. Deswegen konnten die alle nicht mehr klar denken.
Der einzige, der in dieser Situation den Durchblick behalten hätte, wurde übrigens nicht gefragt. Dabei ist er ein Meister im Sparen: Unser Christian. Also, ich meine natürlich den Herrn Bundespräsidenten Christian Wulff. Der hat das mit dem Sparen so richtig gut raus. Das hat er bewiesen, als er sich einen Privatkredit statt eines Bankkredits für sein Haus besorgte. Privatkredit zu 4 %, Bankkredit zu 6-6,5 %, macht bei einer Kreditsumme von 500.000 Euro und einer Laufzeit von 5 Jahren eine Ersparnis von 50.000 bis 60.000 Euro. Über die möglicherweise anrüchigen Abhängigkeiten eines staatlichen Funktionsträgers von einem Unternehmer sehen wir dabei mal großzügig hinweg.
Wenn Ihr mich fragt, sollten wir den Christian zum europäischen Finanzminister ernennen. Aber mich fragt ja keiner.
Bis bald mal,
Wanda
Mumpitz
19. Dez. 2011
Hallo Wanda, wenn die PolitikerInnen diese einfachen Sachverhalte nicht erkennen, muss irgendwas faul sein. Wahrscheinlicher ist, sie erkennen das durchaus, aber es gibt Gründe die dagegen sprechen, sie zu berücksichtigen. Da kann es eigentlich nur um Macht und Geld gehen. Augenwischerei, damit alle denken es ginge alles super.