Am Anfang war der Neid
Bei welchem Ereignis wurde mit einem Schlag ein Viertel der gesamten Menschheit vernichtet?
Richtig, als Kain seinen Bruder Abel erschlug.
Und warum das Ganze? Weil der angeblich liebe Gott ein Geschenk von Abel schöner fand als das von Kain und sich das anmerken ließ. Böse Falle. Gut, wir wollen ihm nicht gram sein darüber, Erziehungsratgeber waren zu dieser Zeit noch nicht erfunden und so ganz ohne Bücher und Wikipedia kann man ja nichts wissen. Erst recht nichts über den Menschen und seine Triebfedern, da kam ja erst viel später Guru Freud drauf mit seinem Ich, Über-Ich und Es.
Na ja, gut, Gott hat auch gemerkt, dass es zu Mord und Totschlag führt, wenn der eine etwas hat, was der andere gerne hätte, und sei es Aufmerksamkeit. Und hat gleich dem Moses das zehnte Gebot in die Steintafeln diktiert. „Du sollst nichts begehren, das deinem Nächsten gehört.“ Ein frommer Wunsch.
Nur leider ist der Neid-Faktor derart tief im Menschen verankert, dass er sich seit den Zeiten des Paradieses fortgepflanzt hat. Vielleicht sogar aus Gott selbst heraus, schließlich ist der Mensch nach seinem Bild geschaffen. Oh. Darf ich das sagen oder wirft man mir dann Blasphemie vor? Egal, ich hab’s ja nur mal als These in den Raum gestellt und da steht es nun. Nicht in Stein gemeißelt, sondern rein virtuell.
Wie auch immer, wie kommen wir denn nun aus der Neid- Bredouille wieder raus? Die einen versuchen es Abel gleichzutun, geben ihr Bestes und ernten wohlgefällige Blicke.
Die anderen beginnen das Brüllen, verlangen von Abel, dass er auf Ackerbau umstellt und sein schönes Vieh sich selbst überlässt, damit auch er nur mit ein paar Körnern vor Gott treten kann. An solchen Leuten geht die Welt zugrunde. Oder ginge, falls auch nur ein Abel so blöd wäre, sich darauf einzulassen.
Und was würde Freud dazu sagen? Dass wir zu unserem Ich stehen sollen, ohne auf selbst ernannte Über-Ichs zu hören, denn das führt nur dazu, dass unser Es dem Über-Ich eines Tages eins auf die Nase haut. Oder so. Das lese ich nochmal genauer nach. In einem Buch. Oder bei Wikipedia.
Mumpitz
7. Nov. 2013
Das passt sehr schön zu meiner gerade gelesenen Bettlektüre. Ich habe Hesses „Demian“ gelesen. Am Beispiel von Kain und Abel aufgehängt wird dort ein Gott aus der Taufe gehoben, der beides ist, das Gute und das Schlechte, Kain und Abel, eben allumfassend.
Vielleicht sollten wir unseren Neid positiv als Antrieb für uns selbst nutzen, etwas zu tun oder zu erreichen, was uns wichtig ist und uns befriedigt. Und nicht dazu verwenden, dem Nachbarn sein Glück nicht zu gönnen – wobei es sich manchmal gar nicht als Glück entpuppt.
Maultrommler
12. Nov. 2013
Am Anfang der Neid? Scheint mir nicht schlüssig, dann hätte ja der Neid Adam und Eva und Kain und Abel erschaffen.
a propos Glück des Nachbarn, kennt Ihr die Geschichte
von einem jungen Mann in einem Dorf? Er hat ein wunderbares Wild-Pferd gefangen. Alle beneiden ihn. Was für ein Glück, sagen sie. Beim Versuch, das Pferd zu zähmen, stürzt er vom Pferd und bricht das Bein, ein schwieriger Bruch. Was für ein Pech, sagen die Dörfler.
Ein berühmter Arzt muss im Gasthaus des Dorfes bei seiner Reise übernachten. Was für ein Glück für jungen Bauern mit dem schierigen Bruch, sagen die Dörfler.Am nächsten Tag werden alle jungen Männer, außer dem Hinkefuß, zu Soldaten gemacht, weil ein Krieg ausbrach.Und alle brachen in Freude aus, als die frischen Soldaten abmarschierten.WAs für ein Pech, sagten sie zu dem mit dem Hinkefuß.Keiner der jungen Dorf-Soldaten kam heim.Und die Trauernden sagten, wenn sie den Humpelden auf seinem Pferd reiten sahen: “ Was für ein Glück der hat“.