Das Schiff

Eine Kerze auf dem Tisch, zwei Gläser Wein.
Sinas Blick ruhte auf Clare, in der Hoffnung, dass sie erzählen würde. Interesse sprach aus ihren Augen, und Zeit.

Clare atmete durch. „Weißt du“, begann sie, „da ist dieses Frachtschiff, es ist ganz neu und auf seiner ersten Fahrt stromabwärts dem Meer zu. Es hört den Kapitän alte Seemannslieder singen, die von der Weite und Tiefe des Ozeans erzählen, und das weckt die Sehnsucht ihn ihm.
Als sie in den ersten Hafen kommen, wird das Schiff mit allerlei Fracht beladen, wie auch im nächsten und übernächsten. Manchmal passieren sie Schleusen und man hebt es ohne eigenes Zutun hinauf oder senkt es hinab. Manchmal laden sie in einem Hafen etwas aus, aber mit der Zeit wird die Last dennoch immer schwerer. All dies trägt das Schiff leicht, denn die Melodien des Flusses, des Motors und des Kapitäns bringen es immer näher an sein Ziel. Dann erreichen sie den letzten Binnenhafen vor dem Meer. Der Frachter wird fast vollständig entladen und freut sich schon auf die Weiterfahrt, bis er den Kapitän sagen hört, dass es nun flussaufwärts zurück geht. „Hey, was ist mit dem Meer“, schreit das Schiff, doch der Kapitän lädt unerfüllte Sehnsucht und wendet zur Heimfahrt.“

Sina strich Clare über den Arm: „Du kleidest deinen Schmerz in Poesie.“
„Du sagtest, dann trägt er sich leichter.“
„Trägst du mehr Sehnsucht, als du tragen kannst?“
„Wäre ich das Schiff, ich ginge unter.“
„Du solltest lernen, damit umzugehen.“
Clare schwieg und wünschte sich, der Kapitän zu sein.

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