Vom Suchen und Finden

Manchmal stehen da solche Sätze und sie gehen einem nicht mehr aus dem Kopf. Die Gedanken kreisen darum und man versucht, den Inhalt zu verifizieren oder zu verwerfen.
„In dir finde ich mich, wie ich mich niemals suchte“, stand da.
Und an anderer Stelle „Man findet sich nicht in anderen, oder?“

Wie findet man sich denn?
Wenn ich mich suche, wie erfahre ich, wer ich bin?

„Ich bin ein gefühlskalter Klotz“, sagte ein Fels im Gebirge.
„Du bist mir Halt und Schutz“, sagte eine Pflanze, die in einem kleinen Spalt gewachsen war, den der Frost im Winter in den Fels gesprengt hatte.

Wer sich finden will, braucht Interaktion. Wir finden uns in der Reaktion des anderen, die es uns ermöglicht, den eigenen Standpunkt zu hinterfragen. Wir finden uns in verschiedenen Meinungen über uns und unsere Ansichten.

Ein Fels, der nur Felsen kennt, wird von diesen immer bestätigt bekommen, ein gefühlskalter Klotz zu sein. Ein Fels, der Felsen und Pflanzen kennt, noch dazu „seine“ Pflanze, die sich genau diesen Felsen ausgesucht hat, kann Meinungen abwägen. „Bin ich ein Klotz? Oder doch Halt und Schutz? Bestimmt bin ich ein Klotz, die anderen Felsen sehen mich so. Aber in mir steckt auch etwas, womit sich meine Pflanze sicher fühlen kann. Ich bin nicht nur ein Klotz, ich kann auch beschützen.“ Zwei Mosaiksteinchen einer Persönlichkeit. Klotz und Schutz. Unendlich viele mehr bei einem Menschen, als bei einem Fels.

Man findet sich nicht im anderen. Man findet sich in dem Spiegelbild, das der andere von einem selbst zurückwirft. Ein Fels wirft den Felsen zurück. Die Pflanze wirft den Beschützer zurück. Ein Mensch findet sich im Spiegel aller, denen er sich gegenüberstellt.

„Ich brauche niemanden.“ Auch so ein Satz.
Doch, ich glaube, dass man jemanden braucht.
Nicht zum kochen, bügeln, putzen, feiern, tapezieren, kopulieren.
Nicht zum spielen.
Sondern zum spiegeln.

  • „Vom Spielen und Spiegeln“ könnte der Titel dieses Textes auch heißen. Und sehr kluge Gedanken, wie ich finde. Mir fiel spontan die Sonne ein. „Du bist ein kalter Klotz“, sagen die anderen Felsen. Aber als der Fels die Sonne sieht, spürt er, dass er Wärme speichern kann. Er brauchte nur jemanden, der ihn erwärmt.
    Wirklich ein sehr interessanter Gedanke, Songline!

  • Gedanken, die mich sicher noch eine Weile beschäftigen werden…
    einer aber der mir besonders gefällt : jeder und jedes ist für irgendwen und/oder irgendetwas gut und wichtig – und es ist und tut gut, das auch immer mal wieder zu erfahren…

  • also ich bräuchte schon jemanden zum bügeln, putzen, kochen … bin ich nun ein spiegel? 😉

    dies thema ist viele gedanken wert – und ich werde vielleicht auch noch mal ernsthafter kommentieren, wenn ich ausreichend drüber nachgedacht hab

  • Gefällt mir sehr gut!
    So gut, das mir die Worte fehlen und ich zum nachdenken animiert bin

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