Einmal im Jahr
Es ist nur eine Flucht. Eine endliche…
Gedankenversunken stand sie neben ihm, während er ein letztes Mal die Tür zu ihrem kleinen Ferienhaus abschloss. Dann wandten sie sich ihren Wagen zu. Gäbe es die richtigen Worte, sie würde sie sagen. Doch jeder Gedanke war bereits tausendmal ausgesprochen und ebenso oft verworfen worden, von beiden. So ließ sie es einfach nur zu, dass er sie in den Arm nahm und hielt. Jeder Moment der vergangenen drei Tag lag in dieser Umarmung: ihre Verabredung hier, ihr Wiedersehen, die Spaziergänge am Meer, die gemeinsam verbrachte Zeit und die Stunden intimster Zweisamkeit.
Sie löste sich von ihm und sah den Schmerz in seinen Augen. Oder war es ihr Schmerz, der sich in seinen Augen spiegelte? Unerheblich, denn sie waren sich einig. Ein Kuss noch, nur ein einziger inniger Kuss, und beide stiegen in ihre Wagen und fuhren davon. Erst dann ließen sie ihrer Traurigkeit freien Lauf, jeder für sich, auf dem Weg nach Hause, in die reale Welt, in das, was für beide Alltag war.
Aus dem sie einmal im Jahr entflohen, nun seit 9 Jahren schon, immer wieder, für drei Tage…
Gekka
8. Dez 2009
Starker Text. Erinnert mich an den ‚Novembermann‘ mit Götz George.
Eine Geschichte, vielleicht nur eine Geschichte. Vielleicht für irgendjemanden die harte sehnsüchtige Realität.
Liebe Grüße
Gekka
Songline
9. Dez 2009
Es war ein Schreibexperiment. Eine Geschichte so zu erzählen, dass kein Wort zu viel ist. Gleichwohl ist es sicher für manchen, wie du schreibst: sehnsüchtige Realität.