Saitensalbe

Gegen alles
hilft immer noch
dieses Lied
und die Erinnerung dazu.

Die fortgesetzte Volksverarsche

Die Angela, also die Bundesangela, Ihr wisst schon, unsere Kanzlerin, die war ja diese Woche wieder in Sachen Euro beschäftigt. Manchmal glaube ich, die ist über jede Eurokrise froh, denn wenn sie nach durchberatener Nacht mit tiefer als sonst herunterhängenden Augenlidern vor die Presse tritt, denkt der deutsche Durchschnittsbundesbürger, sie würde ganz doll viel arbeiten, während sie bei innenpolitischen Themen so gut wie nie in Erscheinung tritt. Das aber nur am Rande.

„Europa geht gestärkt aus der Krise hervor“, hat die Angela gesagt. Nun kann die mir ja viel erzählen, glauben tue ich das deswegen noch lange nicht. Also habe ich mir das Krisenpaket mal angeschaut, das die da nächtelang beraten haben.
„Alle Länder führen eine gesetzliche Schuldenbremse – möglichst in den Verfassungen – mit dem Ziel ausgeglichener öffentlicher Haushalte ein.“ Da geht es ja schon los. Das Ziel eines ausgeglichenen Haushaltes steht doch in Deutschland schon in der Bundes- und den Landesverfassungen! Da frage ich mich ja, ob die Politik überhaupt weiß, was das ist: Also, liebe Politiker, ein ausgeglichener Haushalt ist, wenn man auf meinen Papa hört und höchstens so viel Geld ausgibt, wie man einnimmt. Da die Politik aber weder meinen Papa noch die eigenen Verfassungen kennt, hat sie unsere Staatverschuldung von 1950 mit umgerechnet 10 Milliarden auf heute 2.027 Milliarden Euro ansteigen lassen. Und mit jedem Haushalt, der ein Defizit hat, kommen wieder mehr Schulden hinzu.
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Filibart, die Weihnachtskugel – Der einzige Zeuge

Helga Günthersen hatte lange überlegt, wie sie sich ihres Gatten Günther entledigen konnte. Seit seiner Pensionierung ging ihr der alte Sack unglaublich auf die Nerven. Hatte sie früher jede Stunde genossen, in der er auf der Arbeit war, püngelte er nun ständig um sie herum. Verzweifelt hatte sie versucht, ihn für ein Hobby zu begeistern, mit dem er wenigstens stundenweise außerhäusig beschäftigt war, aber Günther Günthersen liebte nur Zeitschriften und Bücher. Er las die Tageszeitung auf dem Klo und diverse Wochenzeitschriften immer gerade in dem Raum, in dem sie ihren hausfraulichen Pflichten nachkam. Abends im Bett schlug er ein Buch auf, über dem er dann einschlief und sie mit seinem Schnarchen um ihre Nachtruhe brachte.
Gut ein Jahr hielt sie das nun schon aus. Oder auch nicht, denn inzwischen war sie abhängig von Johanniskraut, mit dem sie ihre Nerven zu beruhigen suchte. Es gab nur eine Lösung – Günther musste weg.
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Wundbrand

Die Zeit
heilt die Wunden nicht
sie vernarbt sie nur
und von Zeit zu Zeit
reißen sie wieder auf.

Der Tag des Drachen II

Long Wei hielt inne und blickte in die gespannten Gesichter der Schüler. Der Moment der Stille wurde durch den jüngsten von ihnen unterbrochen: „Erzähl weiter“, bat er. Long Wei atmete tief ein und setzte die Erzählung fort:

„Inzwischen war es Tag geworden, doch die vereinten Wasser ließen keinen Blick aus der Höhle zu. Im dichten Nebel war es noch immer zu gefährlich, den Heimweg anzutreten. So betete der Junge, dass es ein Drache sei, der nun bald zum Vorschein kommen musste. Es klopfte schon seit einiger Zeit nicht mehr und das Brechen der Schale hatte den Jungen auffahren lassen, bevor er sich erschrocken wieder zusammenkauerte. Die Finsternis der Höhle verbarg, was auch immer dort war: Freund oder Feind. Plötzlich spürte der Junge einen starken Luftzug aus der Höhle. Ein Rauschen war es, wie wenn ein großer Vogel aufstieg, dann kam der Schrei. Triumphierend, laut, Leben. Der Junge hielt sich die Ohren vor Schmerz. Er hörte das Wesen nicht auf sich zukommen und erschrak umso heftiger, als es vor ihm stand und ihn anblickte. Es war ein Drache. Und er war weiß.“
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Der Tag des Drachen I

Der alte Lehrer Chén Liang hatte seine Schüler um sich versammelt. Es war schon später Nachmittag und noch immer zog der Morgennebel gespenstisch durch die Mauern des Klosters. Die heiße Feuchtigkeit nahm den Schülern den Atem. „Heute ist der Tag des Drachen“, sagte Chén Liang. Einige der Schüler nickten wissend, die jüngeren unter ihnen blickten erstaunt oder verängstigt auf ihren Lehrer.

Chén Liang gab Long Wei ein Zeichen und so begann dieser zu erzählen:
„Vor langer Zeit geriet ein Bauernjunge aus den Bergen jenseits des großen Flusses in einen fürchterlichen Sturm und suchte Schutz in einer Höhle. Der Wind drückte sich in den Fels, Donnerkrachen hallte zwischen den Bergen und der Junge konnte kaum etwas erkennen, wenn nicht ein Blitz die Höhle für einen Moment erhellte. Er fürchtete sich sehr und verkroch sich in einer Nische. Die Stunden vergingen, es wurde Nacht und der Junge müde. Er klaubte sich Moos für ein Lager zusammen und zog sich noch weiter in die Höhle zurück. Auf einem geschliffenen Felsbrocken fand er Ruhe und schlief erschöpft ein.
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Die Sanduhr

Als Mayla erwachte, wusste sie nicht, wo sie war. Das Sonnenlicht schimmerte spärlich durch das Blätterdach und sie fand sich auf Moos gebettet. Kein Laut drang an ihr Ohr bis auf das Flüstern des Windes. Sie sah sich um. So weit sie blicken konnte, war der Waldboden mit Moospolstern bedeckt und die Bäume standen dicht an dicht. Dies musste der Zauberwald sein, von dem man sich erzählte und den doch niemand je betreten hatte.

Ein paar Schritte von ihr entfernt wand sich ein Pfad. Mayla stand auf und folgte ihm dorthin, wo es heller zu werden schien. Der Wald lichtete sich und nun säumten auch Farne und Blumen den Weg. Nach einiger Zeit führte der Pfad steil bergab. Mayla setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen, damit sie nicht über Felsen und Wurzeln stolperte. Als sie das Rauschen eines Baches wahrnahm, beeilte sie sich, dorthin zu kommen und ihren Durst zu stillen.

Das Wasser war klar und kühl. Mayla ließ es durch ihre Hände fließen. ‚Du läufst mir davon wie mein Leben‘, dachte sie. Eine Weile noch betrachtete sie das Wasser, wie es zu ihr hin und von ihr weg floss. Dann kletterte sie, wie sie es als Kind schon geliebt hatte, entgegen der Strömung über die Felsbrocken, die im Wasser lagen. ‚Im Spiel steht die Zeit still‘, stellte sie fest, als sie innehielt.
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3000 Meter

Sie hatte lange trainiert. Dennoch spürte sie die Anspannung in jeder Faser ihres Körpers. Herzklopfen, die Atmung zu schnell. Unruhig ging sie auf und ab, wandte der Welt den Rücken zu, bis der Starter sie an die Linie rief. Das aufmunternde Händeklatschen ihres Trainers nahm sie nur unterschwellig wahr.

Konzentration. Der Starter hob den Arm. Sie wusste, was auf sie zukam, auch wenn sie es im Blick nach vorn nicht sehen konnte. Das erste Hindernis war erst hinter dem Stadionrund zu überwinden. Das erste von vielen weiteren. „Ready.“ Dann der Schuss. Sie rannte los. Schnell, schnell, Abstand gewinnen oder den Abstand nicht verlieren, wie auch immer, dranbleiben und doch mit den Kräften haushalten. „Teil dir deine Kraft ein“, hatte der Trainer sie instruiert, immer und immer wieder. Sie lief, suchte sich ihren Rhythmus durch die Kurve und kam gut auf das Hindernis zu. Ein Sprung und ja!, das gab Sicherheit. „Weiterlaufen, das Tempo ist gut“, machte sie sich Mut.
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Zerflossener Moment

Er fand sie auf dem Bürgersteig liegend und setzte sich neben sie an die Hauswand.
„Hey“, sagte er, als habe sie ihn nicht schon längst bemerkt.
„Hey.“ Ihre Stimme klang schwach.
„Was machst du, Mädchen?“
„Das weißt du doch.“
„Sonst weinst du zuhause“
„In der Kälte tut es weniger weh.“
„Komm mal her.“
Sie rutschte zu ihm herüber, setzte sich auf und er umschlang sie mit seinen Armen und wiegte sie.
„Ich finde dich immer.“
„Ja, ich weiß.“
„Weil ich versprach, da zu sein?“
„Weil du der einzige bist, dem ich nichts erklären muss.“
Sie schwiegen.
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Verspäteter Geburtstagsgruß

Heut in früher Morgenstunde
entfuhr ein Aaah! aus meinem Munde,
es stand zu Berge jedes Haar,
weil gestern dein Geburtstag war.

Schon seit Wochen denke ich:
„Denk daran, vergiss es nicht!“,
doch just am Tag, ganz ungelogen,
war der Gedanke fortgeflogen.

So steh ich mit gesenktem Kopf
ganz schuldbewusst vor dir und hoff,
ich darf halt heute für dich singen,
am Tag „danach“ noch Wünsche bringen.

Mein „Happy birthday“ klings zwar schief,
doch meine Wünsche kommen tief
aus dem Herzen zu dir hin,
auch wenn ich etwas spät dran bin.

Gesundheit, Glück und Grund zu Lachen,
Gelegenheit, mal Quatsch zu machen,
Erfolg mit deinen Schelmgedichten
nicht zu viele Arbeitspflichten,

Ideen in Musik und Wort,
manche Reise, einfach fort,
Harmonie in deinem Leben
soll es immer für dich geben.

Möglichst wenig Zipperlein
bei Gelegenheit ein Wein,
all das wünsche ich dir für dich
und ein „ist nicht schlimm“ für mich 😉