Pandoras Schatz

KrugDie Novembersonne kämpft gegen die letzten Nebelschleier der Nacht, als Karla die Bäckerei verlässt und sich noch einmal umdreht. Neonkalt prangt „Karls Backstube“ über dem Eingang. Morgen wird die Schrift entfernt, denn Karl ist tot.

Karla macht sich auf den Weg. „Möge der Wind in Deinem Rücken sein.“ Colins Worte begleiten sie. Ja, sie spürt nun den Wind in Rücken und nicht mehr ihren Vater im Genick, der bis zu seinem letzten Tag ihr Leben bestimmt hatte.
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Ein Augenblick nur

You’ll take a walk with me

Du kommst, nimmst mich in den Arm, hältst mich fest und ich bin so erstaunt ob dieser Geste, vor allen anderen, einfach so, Deine Augen voller Freude mich zu sehen und Deine Stimme voller Wärme, so wie sie mir vertraut ist.

Ich spür Dich immer noch, nun seit drei Tagen schon. Und plötzlich sind da keine Fragen mehr. Nur auch im Herzen das, was ich im Grunde immer wusste: Dass Du der bist, den ich so lange suchte und lange Zeit in Dir nicht sehen konnte. Weil Du zu selbstverständlich warst um wahr zu sein.

Doch nun hüll’ ich mich ein in diesen Augenblick. Und hab mich selten sicherer gefühlt.

Resümee in drei Sätzen

Ich bin für Dich da
wann immer Du mich brauchst.

Du bist für mich da
wann immer Dir danach ist.

Die Zeiten,
in denen Dir danach ist,
sind nicht die Zeiten,
in denen ich Dich brauch.

Zwei Leben

Aus deinem Fenster siehst du ihn dort unten stehen, bei Nacht, im strömenden Regen, nur spärlich geschützt durch einen Hauseingang.  Er regt sich nicht, starrt einfach vor sich hin, und das Wasser perlt an seiner Lederjacke ab und findet einen Weg in die durchnässte Jeans. Er nimmt es nicht einmal zur Kenntnis.

„Warum steht dieser Kerl denn da im Hauseingang?“, denkst du. Doch du wirst sein Geheimnis nicht ergründen. Du beobachtest ihn weiter aus deinem Wohnzimmer heraus, ein Bücherschrank darin, eine Kommode, die Sitzecke mit Fernseher. Geschmackvoll und gemütlich eingerichtet. Und vor allem warm.

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Einmal im Jahr

BrandungEs ist nur eine Flucht. Eine endliche…

Gedankenversunken stand sie neben ihm, während er ein letztes Mal die Tür zu ihrem kleinen Ferienhaus abschloss. Dann wandten sie sich ihren Wagen zu. Gäbe es die richtigen Worte, sie würde sie sagen. Doch jeder Gedanke war bereits tausendmal ausgesprochen und ebenso oft verworfen worden, von beiden. So ließ sie es einfach nur zu, dass er sie in den Arm nahm und hielt. Jeder Moment der vergangenen drei Tag lag in dieser Umarmung: ihre Verabredung hier,  ihr Wiedersehen, die Spaziergänge am Meer, die gemeinsam verbrachte Zeit und die Stunden intimster Zweisamkeit.

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Maskerade

Putbus TheaterEin letztes Mal steht sie im Blitzlichtgewitter. Dann fällt der Vorhang.
So fühlt es sich also an. Seltsam ist es, sehr seltsam, als sei sie an dem, was gerade geschieht, nicht beteiligt.  Es passiert um sie herum: das Blitzlichtgewitter der Fotografen, der tosende Applaus, die Menschen, die schon vor Minuten von ihren Stühlen aufgestanden sind, um ihr ein letztes Mal die Ehre zu erweisen.  Selbst der Strauß roter Rosen, den sie im Arm trägt, gehört nicht zu ihr.

Sie verbeugt sich wieder, lächelt, wie sie es immer tut, bevor sie die Bühne verlässt, und wendet sich dann ab, tritt aus dem Licht des Scheinwerfers und verlässt die Bretter, die sie nun so lange getragen haben, auf einer Welle des Erfolgs. Raunt dem Bühnentechniker ein „Mach’s gut, Mike.“ zu und geht in ihre Garderobe, wo Maria auf sie wartet.
Heute wird sie sich hier umziehen, nicht erst im Hotel, wie sonst.  Heute wird sie das Theater als Privatperson verlassen und nicht mehr zurückehren.

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