Kuriose Menschen
Sich auseinandersetzten müssen mit Oberflächlichkeiten und einem Schuss Überdruss, ist wohl üblich in einer Grossstadt. Irgendwo in einem Café oder an der Promenade zu sitzen und die Menschen beobachten, finde ich eben gerade darum, spassig. Man ist kein Spanner, aber es tut immer wieder gut zu sehen, dass man nicht der einzige Verrückte ist. Manchmal ist es schon erschreckend, zu wissen, wie normal man ist. So passiert es, dass Menschen willenlos das Innerste offenbaren, ohne zu bemerken, dass sie beobachtet werden …
Kleine Kuriousitäten von Menschen aufzudecken, liebe ich. Mag sein, dass man oft auch nur Vorurteile hegt, aber manche Klischees werden definitiv ausgelebt, denn diese kommen wohl nicht von ungefähr.
Es ist 35° C heiss draussen, und es gibt Menschen die durchaus frieren, so gesehen, ist es nur Verständlich, dass man dann eine Kappe, einen Sommerrock und Sandalen mit Wollsocken trägt. Vielleicht setzt sie der neue Trend im kommenden Jahr und wir gehen mit Moonboots an den Strand und schwimmen im Meer. Ein Vorteil hat es ja, nie mehr Schmerzen, wenn man auf eine Qualle tritt…
Der Mann, der sich soeben zu mir gesetzt hat, riecht nach Knoblauch… Hmm hat wohl Angst vor Graf Dracula, der hier die letzten Tage sein Unwesen getrieben hat. Wie dem auch sei, der Geruch ist unerträglich und ich flüchte. Da ich viel zu jung, aber ungelenk bin, nehme ich die Strassenbahn, die mich 50 Meter weiter in die Innenstadt fährt. Nun die weitere Überraschung folgt sogleich und ich frage mich, ob das Badezimmer bei manchen Leuten nicht in der Wohnung inbegriffen ist.
Endlich wieder draussen, schnappend nach Luft, werde ich von einer jungen Dame angesprochen. „Rettet die Völker vor dem Aussterben“. Ich überlege kurz und denke mir, ich werde auch sterben, somit zähle ich mich auch zu diesen Völkern, und schon so vor mich hingedacht, ist mir in diesem Moment nicht bewusst, dass ich dies nicht nur gedacht habe, sondern dies auch schon aus meinem Munde gewichen ist. Nun, die Spendenaktion ist wohl ein Schuss in den Ofen und, da ich es mir nicht verkneifen kann, nuschle noch vor mich hin: „dann kannst du mir gleich die Spenden geben“, (denn ich sterbe auch bald, so in 120 Jahren…) und gehe weiter. Übrigens, ihr Gesicht war dabei einfach zum Lachen komisch, dass es mir schon wieder Leid tat.
Tja, das ist ein ganz normaler Tag in einer ganz normalen Stadt…
Songline
26. Sep 2010
Ja, die Wollsockenträger, Badabstinenzler und Weltenretter finden sich wirklich in jeder Stadt. Wahrscheinlich rund um den Globus 😉
Rejeka117
27. Sep 2010
ja klar! 🙂 war auch nur ein Auszug von einem Kapitel von vielen, als ich überspitzt vom Stadtleben zu schreiben begonnen habe… so zu sagen der Kampf des Landeis zum heranwachsenden Stadtkücken das bekanntschaft macht mit den Stadthennen…
mhac
27. Sep 2010
Es ist nicht erschreckend zu erkennen wie „normal“ man ist, erschreckend ist zu erkennen wie „unnormal“ man dies oft findet. mhac
Rejeka117
27. Sep 2010
Ja, da hast du recht!
Mumpitz
27. Sep 2010
Glaube nicht, dass die Menschen auf dem Lande nicht genauso bekloppt sind wie man selbst! In der Stadt ballen sie sich nur, so dass man sie besser beobachten kann… Rettet die Bienenvölker!
Rejeka117
27. Sep 2010
Ja, ich denke, anders bekloppt, aber bekloppt alle mal 😀